„Krone“-Interview

Samira Dadashi über Musik, Männer und Promi-Bruder

Kultur
08.08.2025 09:00

Ihre Stimme kennt man aus Werbespots, dem Radio oder von Eventbühnen. Doch Samira Dadashi ist auch Sängerin und Songwriterin mit Herz. Im „Krone“-Talk spricht sie über ihre neue Single, Liebeskummer, unnötige Männer, ihre Mehrsprachigkeit – und über ihren berühmten Bruder, der Videos für RAF Camora dreht.

An einem trüben Nachmittag Ende Juli sitze ich in einem der großen Wiener Kaffeehäuser, schlürfe mein Soda Zitrone und warte auf ein bekanntes Gesicht der Stadt. Der Himmel ist grau, die Stimmung eher herbstlich als sommerlich – passend zu meinem Outfit, das eher nach Oktober aussieht als nach Hochsommer. Auch die Kellnerin, die mir das Getränk brachte, war so freundlich wie das Wetter: gar nicht. Ich schätze, dieses Grau schlägt nicht nur mir aufs Gemüt. Gerade als ich mich innerlich ein wenig über alles beschweren möchte, kommt plötzlich Farbe ins Spiel. Eine Frau Mitte dreißig steuert zielsicher auf mich zu: pinkes Top, blitzweiße Sneakers und ein Lächeln, das mit dem trüben Himmel konkurriert. „Hallo, ich bin Samira“.

Samira Dadashi ist Sängerin, Songwriterin, Vollblutmusikerin mit iranischen Wurzeln und Wiener Direktheit. Wer sich in der Szene auskennt, kennt auch ihren Namen. Googelt man sie, findet man starke Songs, emotionale Texte und eine Stimme, die zwischen Sprachen und Stilen wechselt, als wäre es das Natürlichste der Welt. Trotzdem ist sie für viele noch ein Geheimtipp – und genau deshalb war es an der Zeit für einen kleinen Girls-Talk.

„Krone“: Samira, wie würdest du deine Musik jemandem beschreiben, der noch nie einen Song von dir gehört hat?
Samira Dadashi: Ich würde sagen, mein Sound bewegt sich klar im Urban-Pop – mit deutschsprachigen, aber auch französischen Elementen, weil ich mehrsprachig aufgewachsen bin. Inhaltlich geht’s zu 90 Prozent um Liebeskummer und – wie soll ich sagen - unnötige Männer (lacht).

Kannst du dich an deinen ersten bewussten Kontakt zur Musik erinnern?
Ja, ich war sieben Jahre alt. Wir waren bei einem iranischen Neujahrskonzert in Deutschland, auf dem verschiedene Popstars aus dem Iran auftraten. Ich weiß nicht mehr genau, was passiert ist – aber plötzlich stand ich auf der Bühne, hatte ein Mikro in der Hand und hab gesungen. 

Im „Krone“-Talk lüften wir das Geheimnis über ihren berühmten Stiefbruder.
Im „Krone“-Talk lüften wir das Geheimnis über ihren berühmten Stiefbruder.(Bild: Imre Antal)
Mit Pink gegen Liebeskummer: Samira Dadashi singt über unnötige Männer – und Selbstliebe.
Mit Pink gegen Liebeskummer: Samira Dadashi singt über unnötige Männer – und Selbstliebe.(Bild: Imre Antal)

Gibt es in deiner Familie auch andere kreative Köpfe?
Absolut! Meine Schwester ist Schauspielerin und hat eine tolle Stimme, mein Vater hat viel gesungen. Bei uns lief zu Hause täglich iranische Musik, aber auch Whitney Houston oder Mariah Carey. Die musikalische Ader kommt definitiv von der väterlichen Seite, da spielen auch viele ein Instrument.

Spielst du selbst ein Instrument?
Leider nein. Ich habe es mit Klavier und Gitarre versucht, aber bin daran ziemlich kläglich gescheitert (lacht). Meine Eltern haben mehr in Sprachen investiert – auch das hat mich stark geprägt.

Du sprichst fünf Sprachen fließend. In welcher singst du am liebsten?
Ich spreche Farsi, Deutsch, Französisch, Englisch und Spanisch. Farsi ist meine Wurzelsprache, Deutsch mein Alltag, Französisch habe ich in der französischen Schule in Wien akzentfrei gelernt. Englisch kam durch die Musik, und Spanisch habe ich in Barcelona perfektioniert. Früher dachte ich, ich muss mich auf eine Sprache festlegen – vor allem, weil hier alle nur Deutsch singen. Heute sehe ich es als Stärke, meine Mehrsprachigkeit auch musikalisch einzubringen.

Gibt es auch andere Themen in deiner Musik, die du aufgreifst?
Der Verlust meines Vaters. Es geht bei mir aber eigentlich immer um echte Emotionen.

kurz & knackig: Five-Fresh-Facts über Samira

  • Mein musikalischer Crush ist …
    Dua Lipa
  • Kritik ist für mich …
    … hilfreich, wenn sie konstruktiv ist. Wenn sie beleidigend wird, nehme ich sie nicht an.
  • Meine Herkunft bedeutet für mich …
    … sehr viel, sie ist mein Herz
  • Ice Matcha Latte oder Wiener Eiskaffee?
    Schwarztee mit Milch – wie die Queen!
  • Ich wäre gern mal für einen Tag …
    … eine Katze. Oder ein Mann.
    Als Katze wird man den ganzen Tag gestreichelt. Und als Mann? Ich würde gern mal wissen, wie Männer ticken, wie sie denken und was sie tun (lacht).

Was willst du mit deiner Musik bewirken?
Ich möchte Menschen emotional berühren. Ich will, dass sie sich verstanden fühlen, dass sie merken: Du bist nicht allein mit deinen Gefühlen. 

Wie nimmst du die österreichische Musikszene wahr – im Vergleich zu früher?
Ich finde, es ist noch Luft nach oben, besonders in den Radios. Der Anteil österreichischer Musik ist immer noch zu niedrig. In Frankreich zum Beispiel läuft fast nur Lokales, das würde ich mir hier auch wünschen. 

Gibt es österreichische Acts, die du bewunderst?
RAF Camora – obwohl er Halbitaliener ist und zwischen Österreich und Deutschland pendelt. Und natürlich Künstler wie Conchita Wurst oder Christina Stürmer. Ich finde es beeindruckend, wenn jemand mit Musik wirklich durchstartet, egal in welchem Genre. Das ist in Österreich nicht leicht.

Deine neue Single heißt „Je ne t’aime plus“. Wie ist sie entstanden?
Der Song ist sehr persönlich. Es geht um den Moment, in dem du realisierst: Ich liebe dich wirklich nicht mehr – und das fühlt sich plötzlich nicht traurig, sondern befreiend an. Der Song ist mit David Slomo entstanden, er ist einer der bekanntesten Songwriter im deutschsprachigen Raum. Produziert wurde der Track von Doni Balkan. 

Wie kam es denn zur Zusammenarbeit mit David Slomo?
Witzige Geschichte: Ich bekam plötzlich eine Nachricht auf Instagram - angeblich von David. Er schrieb, dass er meinen Song „Plan B“ feiert und Lust auf eine Session hätte. Ich war schon voll euphorisch. Aber dann stellte sich heraus: Das war ein Fake-Account! Ich hatte ihm schon meine Nummer gegeben - und hab ihn dann vorsichtshalber über seinen echten Account angeschrieben. Am Ende kam es wirklich zur Zusammenarbeit. Der Fake hat uns quasi connected (lacht).

Wird es ein Musikvideo zur Single geben?
Nein, leider nicht. Ich liebe Musikvideos – habe viel Zeit, Geld und Herzblut in frühere Projekte gesteckt. Aber ehrlich gesagt: Die Klickzahlen rechtfertigen es momentan nicht. Deshalb mache ich aktuell nur Visuals für Social Media. Dabei unterstützt mich meine Freundin Sonja – sie ist Creative Director, Styling-Queen und einfach mein Fels.

Du hast ja auch schon mit einem der gefragtesten österreichischen Videoregisseure zusammengearbeitet – Shaho Casado, der unter anderem Videos für RAF Camora dreht. Wie kam es dazu?
Ja! Shaho ist mein Stiefbruder. Er hat zum Beispiel das Video zu „Sandgeflüster“ gemacht. Ich habe ihn auch mit Raf damals connected – ein kleines Familiengeheimnis, das ich jetzt lüfte (lacht). Leider hat er für mich keine Zeit mehr Videos zu drehen – aber ich gönn’s ihm total.

Wird „Je ne t’aime plus“ Teil eines größeren Projekts?
Im Herbst kommt auf jeden Fall ein neuer Song: „Ich brauche dich nicht“. Alles Weitere ist noch offen – vielleicht eine EP, vielleicht ein Album. Ich lasse es auf mich zukommen. 

Gibt es einen Song von dir, der dich besonders berührt?
„Plan B“ ist für mich sehr besonders. Er motiviert mich jedes Mal aufs Neue. Der Titel ist für viele negativ besetzt – so nach dem Motto: Ich hab nur diesen einen Traum. Aber für mich bedeutet er: Es gibt immer einen Weg. Wenn Plan A blockiert ist, führt dich Plan B trotzdem ans Ziel.

Und was wäre dein persönlicher Plan B, wenn’s mit der Musik nicht klappt?
Ich komme ja aus dem Radio und habe auch Events moderiert. Also, alles, was mit Stimme zu tun hat, liegt mir. Das ist mein Plan B.

Welchen Rat würdest du jungen Künstlern mitgeben?
Macht immer weiter. Schaut nicht nach links und rechts. Vergleicht euch nicht. Glaubt an euch und nutzt euer Talent, denn nicht jeder hat dieses Geschenk bekommen. Macht das Beste daraus!

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