„Krone“-Kommentar

Auf nach Bella Italia zum Tanken

(Bild: Krone Kreativ)

Seit meiner Kindheit, genauer gesagt, seit ich Zahlen zuordnen kann, habe ich mir gedacht: Tanken in Italien nur dann, wenn es gar nicht anders geht. So haben wir früher, am Weg per Auto nach Bella Italia, vor dem Brenner noch stets den Tank vollgefüllt, denn dahinter war der Treibstoff schier unleistbar.

Als ich dieser Tage auf der italienischen Autobahn an den berühmten rostigen Leitplanken entlangfuhr, wollte ich meinen Augen nicht trauen. Selbst bei den Raststätten war der Treibstoff günstiger angeschrieben als an Tankstellen bei uns im Landesinneren. An so etwas kann ich mich Zeit meines Lebens nicht erinnern.

Des Rätsels Lösung: Unsere südlichen Nachbarn haben Nägel mit Köpfen gemacht. Seit März ist dort ein von der Regierung beschlossener Rabatt auf Benzin und Diesel wirksam. Seitdem sind die Preise wieder wie vor dem Russland-Ukraine-Krieg. Begründet wurde der Eingriff damit, dass Benzin und Diesel um 40 bzw. 50 Prozent teurer wurden. Die Milliarden, die der Ausgleich den Staat kostet, holt er sich durch eine Sondersteuer auf die fetten Extraprofite der Energiekonzerne.

Hierzulande sind die Treibstoffpreise (aber nicht nur diese) auch in die Höhe geschnellt, dass einem bei jedem Mal Tanken schwindelig wird. Aber eine derartige Entlastung, wie sie Italien ohne viel (politische) Dampfplauderei umgesetzt hat, scheint bei uns unmöglich. Oder es fehlen einfach Mut und Wille. Nun fahren wir Tiroler hinter den Brenner, um zu tanken. Weit haben wir es gebracht.