Klimastatusbericht

Experten: Schwere Unwetter nehmen weiter zu

Viel zu warm, sehr sonnig, geprägt von heftigen Unwettern mit Rekordregenmengen und zugleich teils ungewöhnlich trocken: Der Klimastatusbericht des Vorjahres zeigt eine ganze Fülle an Extremen, die das Wetter in Österreich mit sich brachte. Dass dies Ausnahmeerscheinungen sind und bleiben, wird unter Experten jedoch bezweifelt. Vielmehr werden schwere Unwetter mit hohem Schadenspotenzial während des 21. Jahrhunderts weiter zunehmen …

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  • Das vergangene Jahr war mit einem Plus von 1,2 Grad Celsius im Vergleich zu den Jahren 1961 bis 1990 (die Experten vergleichen immer mit 30-jährigen Messperioden, Anm.) „viel zu warm“, heißt es in dem Bericht. Die Durchschnittstemperatur in Österreich lag bei 7,3 Grad Celsius. Hervor sticht vor allem der Juni 2021: Eine Hitzewelle machte ihn zum drittwärmsten und drittsonnigsten Juni seit Messbeginn.
  • Auch wurde ein Anstieg bei der Zahl der „Hitzetage“ registriert, also Tage mit 30 Grad und mehr. 24 solche Tage gab es im Vorjahr jeweils in Graz (plus 20 gegenüber dem Mittelwert der Jahre 1961-1990), Wien (plus 14 Tage) und Eisenstadt (plus 13). 23 waren es in Klagenfurt (plus 17), 20 in St. Pölten (plus 8), 19 in Innsbruck (plus 10), 13 in Linz (plus 7), 10 in Salzburg (plus 4) und 6 in Bregenz (plus 3).
  • Ebenso stieg in einigen Landeshauptstädten die Zahl der „Tropennächte“, also Nächte, in denen die Temperaturen nicht unter 20 Grad sinken. Wien und Eisenstadt meldeten jeweils acht Tropennächte, St. Pölten und Graz jeweils sechs. In diesen vier Städten bedeutete das jeweils ein Plus von sechs Nächten gegenüber dem Mittel von 1961 bis 1990.
  • 2021 reiht sich auch in die Serie sehr sonniger Jahre ein: Insgesamt 1707 Sonnenstunden bedeuteten ein Plus von elf Prozent gegenüber dem Mittelwert (Bezugszeitraums 1961-1990).
  • Was Niederschlag betrifft, gab es über das Jahr gesehen weniger davon. Doch gerade hier zeigen sich Extreme: Gab es ungewöhnlich trockene Monate (Februar, März, April, Juni und September), gab es ebenso auch zwei außergewöhnlich regenreiche, nämlich den Juli (plus 38 Prozent) und August (plus 30 Prozent).

Meteorologische Extremereignisse bleiben dabei in Erinnerung: heftige Starkregen und Gewitter mit Hagel, die im Sommer horrende Schäden anrichteten.

  • Beispielsweise am 24. Juni in Nieder- und Oberösterreich, als Hagelkörner von Rekordgröße zu einem regelrechten Bombardement führten. Die Hagel-„Körner“ erreichten Rekordgrößen, maßen bis zu zwölf Zentimeter. „Seit mindestens mehreren Jahrzehnten in Mitteleuropa beispiellos“, heißt es in dem Bericht.
  • Nur wenige Wochen später, Mitte Juli, wütete dann Tief „Bernd“. Es verursachte zunächst in Westdeutschland, Belgien und den Niederlanden das schlimmste Hochwasser seit Menschengedenken verursacht hat. Doch auch Österreich blieb nicht verschont. Die Niederschlagssummen, die das Tief mit sich brachte, waren von Wien bis Oberösterreich und von der Obersteiermark bis in den Bregenzerwald enorm und sind örtlich seltener als einmal in 100 Jahren zu erwarten. Am 30. Juli sorgten dann heftige Gewitter im Raum Graz mit Rekordniederschlägen für Sturzfluten.
  • Ebenso gewaltig wie die Unwetter waren auch die finanziellen Schäden. Alleine bei der Österreichischen Hagelversicherung wurden in Summe 110 Millionen Euro an Verlusten in der Landwirtschaft durch Hagel und Sturm gemeldet. Euro. An nur einem Tag, dem 24. Juni, betrug der Schaden 28 Millionen Euro.

Schwere Gewitter nehmen weiter zu
Experten gehen davon aus, dass diese Extreme nicht mehr Ausnahmen bleiben, sondern künftig zur Regel werden könnten. Laut Herbert Formayer, wissenschaftlicher Leiter des Klimastatusberichts, sind im 21. Jahrhundert mehr schwere, schadensverursachende Gewitter in Österreich zu erwarten.

Vorsorge und Vorwarnsysteme nötig
Der Grund: „Die Kombination aus einer gesicherten Zunahme der Niederschlagsintensität um etwa zehn Prozent pro Grad Erwärmung und einer wahrscheinlichen Zunahme der Häufigkeit instabiler Luftschichtungen im Alpenraum“, so Formayer.
Deshalb gilt es, vorzusorgen und Vorwarnsysteme auszubauen. „Wir müssen uns darauf vorbereiten“, so Formayer.

Der jährlich erscheinende Bericht wird im Auftrag des Klima- und Energiefonds sowie der Bundesländer durch das Climate Change Centre Austria (CCCA) in Zusammenarbeit mit der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) und der Universität für Bodenkultur (Boku) erstellt und am Donnerstag bei der Fachkonferenz „Klimatag 2022“ in Wien vorgestellt.

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