Zehn Prozent möglich

So könnte Wien spürbar die Hitzetage reduzieren

Wien
19.08.2025 09:20

Zwei Forschungsteams haben mithilfe eines hochauflösenden Stadtklimamodells untersucht, wie Naturmaßnahmen bei zukünftigen Klimaszenarien in dicht bebauten Wiener Stadtteilen wirken. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Bis zu zehn Prozent weniger Hitzetage wären dadurch möglich.

Wien weist zwar prozentual viele Grünflächen auf, doch im Stadtbild zeigen sich vielerorts graue, kahle Flächen – teilweise ist weit und breit kein Baum in Sicht. Dabei könnten gerade neue Baumpflanzungen, neue Grünflächen sowie die Entsiegelung von Betonflächen die Hitzebelastung in dicht bebauten Wiener Stadtteilen deutlich senken, wie Untersuchungen der Geosphere Austria und des AIT (Austrian Institute of Technology) ergaben. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal „npj Urban Sustainability“ veröffentlicht.

Modell beweist: Natur bremst Hitzeinseln
Im Rahmen des Projekts „Sensus“ berechneten die beiden Forschungsteams mithilfe hochauflösender Stadtklimamodelle die Wirkung verschiedener Anpassungsmaßnahmen unter zukünftigen Klimaszenarien. Dabei wurden, wie es am Montag in einer Aussendung hieß, nicht nur Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Wind berücksichtigt, sondern auch Bebauung, Geländeform und Landnutzung.

Die Bodenversiegelung in Österreich nimmt täglich zu – Hitzeinseln werden mit dem Klimawandel ...
Die Bodenversiegelung in Österreich nimmt täglich zu – Hitzeinseln werden mit dem Klimawandel zunehmend zur Belastung.(Bild: APA/HELMUT FOHRINGER)

Für ein dicht bebautes Stadtgebiet in Wien simulierte das AIT mit einem Mikroklimamodell in zwei Meter Auflösung die Effekte von Maßnahmen wie Baumpflanzungen, entsiegelten Parkplätzen, Dach- und Fassadenbegrünung, hellen Pflastersteinen und Nebelduschen. Das Ergebnis: Unter den angenommenen Bedingungen kühlten naturbasierte Maßnahmen die Umgebung lokal um bis zu zwei Grad Celsius ab – vergleichbar mit einem Höhenunterschied von rund 300 Metern. Besonders effektiv waren Bäume und Entsiegelungen.

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Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass naturbasierte und realistisch umsetzbare Lösungen die Auswirkungen der Klimaerwärmung deutlich dämpfen können.

Stadtklima-Expertin Maja Zuvela-Aloise

Zehn Prozent weniger Hitzetage möglich
Geosphere Austria übertrug diese Ergebnisse anschließend auf die gesamte Stadt. Laut der Stadtklima-Expertin Maja Zuvela-Aloise könnten durch eine umfassende Umsetzung die Hitzetage in Wien um mehr als zehn Prozent sinken. „Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass naturbasierte und realistisch umsetzbare Lösungen die Auswirkungen der Klimaerwärmung deutlich dämpfen können“, betonte sie.

Auch die Wiener Grünen begrüßen einen Begrünungsplan mit deutlich mehr Baumpflanzungen: „Die von Rot-Pink bis 2030 angekündigten 20.000 Bäume sind leider deutlich zu wenig. Es ist längst klar, dass Bäume die besten Schutzschilder gegen Hitze sind“, so Tina Wirnsberger, Umweltsprecherin der Grünen Wien. Das Ergebnis der Geosphere/AIT-Studie zeige, dass eine Abkühlung um bis zu zwei Grad möglich wäre – und, dass Bäume und Entsiegelungsmaßnahmen besonders effektiv seien. 

In der Klimaperiode 1991 bis 2020 verzeichneten dicht bebaute Stadtteile Wiens im Schnitt 78 Sommertage (mindestens 25 Grad) und 24 Hitzetage (mindestens 30 Grad) pro Jahr. Dagegen brachte der begangene Sommer laut Wirnsberger 45 Hitzetage – so viele wie noch nie seit Messbeginn. „Die Hitze in der Stadt ist nicht nur eine große Belastung, die zur Verschlechterung unserer Lebensqualität führt, sie ist auch eine gesundheitliche Gefahr, gerade für ältere Menschen“, hält Wirnsberger fest.

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