Chefpilot klagt an

Hätte die Antonov An-225 gerettet werden können?

Elektronik
22.03.2022 10:01

Beim russischen Überfall auf die Ukraine wurde mit der Antonov An-225 in den ersten Kriegstagen am Werksflughafen Hostomel bei Kiew ein Stück Technologiegeschichte zerstört. Das für den Transport der sowjetischen Raumfähre Buran konstruierte größte Frachtflugzeug der Welt, ein Einzelstück, fiel russischem Beschuss zum Opfer. Nun erhebt der Chefpilot des „Mriya“ getauften Flugzeugs schwere Vorwürfe: Der Betreiber habe Warnungen erhalten, die Maschine in Sicherheit zu bringen. Ihre Zerstörung hätte möglicherweise verhindert werden können.

Das erzählt Chefpilot Dmytro Antonov in YouTube-Videos, aus denen unter anderem das Technologie- und Wissenschaftsportal „Futurezone“ zitiert. In den Clips vom Wochenende erzählt Antonov, dass die Betreiber des Riesenfliegers bereits im Jänner Warnungen aus NATO-Kreisen erhalten hätten, dass ein russischer Angriff bevorstehe.

Auch von der deutschen Niederlassung Antonov Logistics sei man gewarnt worden. Es habe sogar den Vorschlag gegeben, „Mriya“ nach Leipzig auszufliegen. Man hätte diesen Plan umsetzen müssen, wirft Antonov dem Management des Flugzeugherstellers jetzt vor.

Unternehmen weist Vorwürfe zurück
Das Unternehmen will diese Vorwürfe nicht auf sich sitzen lassen und entgegnet auf Facebook, Chefpilot Antonov hätte auch selber aktiv werden können. Immerhin sei er ein hochrangiger Mitarbeiter. Kurz vor dem russischen Angriff kursierten allerdings noch Berichte, dass die An-225 zur Wartung am Boden sei und aus diesem Grund nicht evakuiert werden konnte.

Nur ein Exemplar des sechsstrahligen Frachtflugzeuges mit mehr als 88 Metern Flügelspannweite wurde Ende der Achtziger vollendet. Nach dem Kollaps der Sowjetunion wurde das vom Hersteller „Mriya“ getaufte Flugzeug in aller Welt für den Transport sperriger Fracht gechartert, die andere Maschinen nie transportieren könnten.

Antonov An-225 "Mriya"

Besatzung: 7 Personen (6 im Cockpit)
Länge: 84 Meter
Flügelspannweite: 88,4 Meter
Flügelfläche: 905 Quadratmeter
Höhe: 18,1 Meter
Frachtraumgröße: 43,3 mal 6,4 mal 4,4 Meter
Frachtraumvolumen: 1220 Kubikmeter
Leergewicht: 175 Tonnen
Maximales Startgewicht: 640 Tonnen
Maximale Zuladung intern: 345 Tonnen
Maximale Zuladung extern: 110 Tonnen
Höchstgeschwindigkeit: 850 Kilometer pro Stunde
Dienstgipfelhöhe: 11 Kilometer
Reichweite (leer): 15.400 Kilometer
Reichweite (voll beladen): 2500 Kilometer
Startweg: 3,5 Kilometer
Triebwerke: 6 Mantelstromtriebwerke Lotarjow D-18T

Hoffnung, den Riesenflieger nach Beendigung der Kampfhandlungen in der Ukraine reparieren oder einen neuen bauen zu können, weckt ein zweites, nie vollendetes Exemplar. Die Einzelteile wurden in den Neunzigern von Antonov eingelagert. Gelegentliche Bestrebungen, die zweite An-225 zu vollenden, scheiterten an den Kosten und fehlender Nachfrage.

Ursprünglich hatte die Sowjetunion sogar drei Stück geordert. Bis zu ihrem Zusammenbruch wurde aber nur eine fertiggestellt, mit dem Bau der zweiten wurde immerhin noch begonnen.

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