Lange „Sündenliste“

Ärzte gegen ÖGK: Streit auf Kosten der Patienten

Innenpolitik
31.07.2025 19:08

Ärztekammer und Gesundheitskasse liegen sich oft in den Haaren. Jüngst wurde über Telemedizin gestritten. Die permanenten Konflikte stehen wichtigen Reformen im Weg und gehen auf Kosten der Patienten. Die „Krone“ hat sich angeschaut, wo sich die Kammer überall quergelegt hat.

Erst vor wenigen Tagen stemmte sich die Kammer gegen „Parallelstrukturen bei der Telemedizin“. Die ÄK Wien und die ÄK Steiermark fechten gar eine Ausschreibung der ÖGK zur Umsetzung eines telemedizinischen Erstversorgungsangebots rechtlich an. „Wir kritisieren nicht die Technik per se“, erklärt Ärztekammer-Wien-Präsident Johannes Steinhart. Telemedizin könne schließlich die Gesundheitsversorgung verbessern und sei „schon längst in der Medizin integriert“. Aber es würden Doppelgleisigkeiten geschaffen, so die Kritik.

Ärztekammer-Wien-Präsident Johannes Steinhart
Ärztekammer-Wien-Präsident Johannes Steinhart(Bild: Stefan Seelig)
ÄK-Wien-Vize Naghme Kamaleyan-Schmied
ÄK-Wien-Vize Naghme Kamaleyan-Schmied(Bild: Stefan Seelig)

Auch die Terminvergabe über die Hotline 1450 ist den Ärzten ein Dorn im Auge. Zum Kampf gegen diese Idee rückte Burkhard Walla, Präsident der Vorarlberger Ärztekammer, aus. 1450 sei grundsätzlich eine gute Erfindung. Dieses Service könne aber nur in Kooperation mit der Ärzteschaft entwickelt werden. Der niedergelassene Bereich im Land verfüge zudem bereits über ein Dringlichkeitssystem. Fachärzte stellen zusätzliche Termine zur Verfügung, die von Hausärzten in dringenden Fällen gebucht werden könnten.

Die Ärzte sprechen sich auch gegen die in Wien geplante ambulante Diagnosecodierung aus. Diese wurde im Vorjahr von der Kammer als „Konzernisierung des Wiener Gesundheitssystems“ kritisiert und rechtlich bekämpft. Nun wird von der Kammer zumindest die Senkung des Alters für die kostenfreie Vorsorgeuntersuchung auf 45 Jahre begrüßt.

ELGA ist seit zehn Jahren unterbelichtet.
ELGA ist seit zehn Jahren unterbelichtet.(Bild: APA/ROBERT JÄGER)

Einen erbitterten Kampf lieferte sich die Ärztekammer vor genau zehn Jahren bei der Einführung der elektronischen Gesundheitsakte (ELGA). Sie hätte Patienten und Ärzten das Leben in dieser Zeit merklich erleichtern und dabei dem Gesundheitssystem Geld sparen können. Doch das Projekt wurde – nicht zuletzt wegen des Unwillens der Ärzteschaft – nie vervollständigt. Die ELGA GmbH plant nun einen neuen Anlauf, um die Gesundheitsakte aus ihrem Dornröschenschlaf zu wecken.

Die Liste der Streitpunkte ist sehr lang
Weitere Zankäpfel sind die sogenannte Wirkstoffverschreibung (es wird kein bestimmtes Medikament, sondern ein Wirkstoff verschrieben und der Apotheker entscheidet – was Engpässen vorbeugen soll), Kassenverträge außerhalb des Gesamtvertrags, Pflichtdienste für Wahlärzte, geförderte Medizin-Studienplätze, längere Arbeitszeiten für Spitalsärzte und vieles mehr.

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