krone.at-Kolumne

Teurer Sprit ist schlimm, aber Krieg ist schlimmer

Kolumnen
16.03.2022 11:55

Ja, dass das Tanken mehr kostet, tut dem Geldbörsel gehörig weh. Ja, das verschärft den Alltag und ja, die Politik sollte hier regulierend eingreifen. Trotzdem muss bei allen Leidgesängen über 2 Euro an der Zapfsäule daran erinnert werden, dass es uns hier in Österreich verhältnismäßig gut geht. Ein paar Länder weiter sterben nämlich Menschen.

Gleich vorweg: natürlich gibt es Gruppen in unserer Gesellschaft, denen die steigenden Spritpreise völlig zu Recht Sorgen bereiten. Den Ängsten der Pendler, LKW-Fahrer, Bauern oder Menschen, die auf das Auto angewiesen sind, gebührt natürlich das vollste Verständnis. Sie sind die Gruppe, die die volle Zuwendung der Politik braucht. Mehr noch: Sie brauchen eine schnelle und nachhaltige Entlastung.

Tränen wegen Spritpreisen: sind wir schon so abgebrüht?
Wenn aber gut betuchte SUV-Fahrer an der Zapfsäule darüber lamentieren, wie schmerzlich ein Mal Volltanken doch ist, kann man eigentlich nur müde lächeln. Der Gedanke, dass quasi vor unserer europäischen Haustüre ein Krieg wütet und für so manchen 20 Euro mehr auf der Tankrechnung ein Grund sind, den Glauben an die Menschheit zu verlieren, macht wütend. Sind wir etwa schon so abgebrüht?

Was im Leben wirklich wichtig ist
Das erweckt das Gefühl, dass die eigene Gemütlichkeit für den ein oder anderen über alles geht. Der Krieg, der so vielen Müttern ihre Söhne nimmt, unschuldige Zivilisten hinwegraffen lässt und Familien auseinanderreißt, ist trotz der unmittelbaren Nachbarschaft für einige noch zu weit weg, um uns darüber nachdenken zu lassen, was im Leben wirklich wichtig ist. Und das ist nicht der volle Tank im chicen Geländewagen.

Neutralität ist Luxus
Was heute nicht mehr selbstverständlich ist: Wir leben in unserem neutralen Österreich in Sicherheit. Unsere Neutralität ist angesichts der turbulenten und unsteten Weltlage ein unbezahlbarer Luxus, um den uns andere beneiden. Viele Ukrainer würden wohl für dieses wohlige Gefühl ihre Tankfüllung samt Auto geben. Das relativiert jeden Anflug von Sudern, wie schlimm es doch ist, dass das Autofahren nun teurer ist.

Weiter das Leben genießen, aber…
Natürlich bedeutet der Krieg in der Ukraine nicht, dass wir hierzulande jeglichen Komfort aufgeben müssen. Es bedeutet auch nicht, dass wir uns für das Weiterführen unseres gewohnten Lebens schämen müssen, auch Urlaube, Freizeit und auch Lachen sind auch in diesen Zeiten gut und wichtig. Aber: Ab und an ist es heilsam, sich darauf zurückzubesinnen, wie gut wir es denn haben. Denn letztendlich sind hohe Spritpreise schlimm, aber Krieg ist schlimmer.

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