Nicht jeder hat heute einen Ruhetag. Für manche ist der Heilige Abend (beinahe) ein gewöhnlicher Arbeitstag. Wiener Gastronomen und Taxifahrer erleben dabei immer wieder heitere Episoden.
Eine Institution ist das Café Falk an der Ecke Wagramer Straße/Kagraner Platz. Am Heiligen Abend ist stets bis am späten Nachmittag geöffnet – heuer bis 16 Uhr. „Früher war es dann oft schwer, die Gäste hinauszubringen“, erinnert sich Carina Falk, die das Lokal in vierter Generation führt. Stammgäste hätten oft vorbeigeschaut, um mit den Wirtsleuten und dem Personal gemeinsam auf das frohe Fest anzustoßen.
„Außerdem hat früher immer einmal pro Jahr auch unser Adventkranz gebrannt“, erzählt Falk mit einem Schmunzeln. Wirklich passiert sei dabei aber nie etwas. Das feuchtfröhliche Vorfeiern hat sich mittlerweile aufgehört. „Heute kommen die Leute eher, um sich gemeinsam ein nettes Weihnachtsessen zu gönnen“, erzählt die Inhaberin. Die Einführung des Rauchverbots und die Corona-Sperre im Vorjahr hätten die Tradition weiter ausgehöhlt. „Ein Nachteil ist heuer auch, dass kein Barbetrieb möglich ist.“
Aufgesperrt wird heute ab 18 Uhr auch in Johnny’s Pub in der Schleifmühlgasse auf der Wieden. Traditionell kommen auch hier die Stammgäste, vor allem jene, die alleinstehend sind. „Da wird dann gemeinsam gefeiert“, berichtet Inhaber John Szewczuk, der das Lokal seit 1996 betreibt.
Die Stimmung am Heiligen Abend ist immer nett. Vor allem Stammgäste, die alleine sind, kommen gern.
Pub-Inhaber John Szewczuk
In der Anfangszeit hat sich Weihnachten sogar ein Pärchen im Pub kennengelernt. „Mittlerweile kommen schon die Kinder der beiden ins Lokal“, berichtet Szewczuk nicht ohne Stolz. Die traditionelle Weihnachtsfeier im Lokal findet nach britischer Tradition stets am 25. Dezember statt.
Gäste sind freundlicher, geben mehr Trinkgeld
An Weihnachten sind auch zahlreiche Taxifahrer unterwegs. Und das sogar gerne. „Seitdem ich diesen Job mache, seit 13 Jahren, bin ich am 24. Dezember im Dienst“, erzählt Benedict Ghaffari, Inhaber der Fahrtenschmiede. „Die Fahrten am Heiligen Abend sind ganz einfach anders. Die Menschen sind freundlicher, besinnlicher. Da macht das Arbeiten viel mehr Spaß“, schildert er. Wie bei einem Fahrgast, den er von Wien nach St. Pölten brachte. „Er bat mich, eine CD mit Weihnachtsliedern zu spielen. Daraus wurde eine lustige Fahrt, bei der wir beide lauthals mitgesungen haben“, sagt Ghaffari. Mittlerweile sei der ältere Herr ein Stammgast, die Weihnachtsfahrten ein Ritual.
Die Fahrgäste sind zu Weihnachten viel schöner angezogen. Und sie sind freundlicher, geben mehr Trinkgeld.
Taxifahrer Anton Lang
Neben der guten Stimmung stimmt aber auch das Trinkgeld am 24. Dezember, berichtet Anton Lang, der bereits seit 1980 Taxifahrer ist. Seit nunmehr zehn Jahren übernimmt er gerne den Weihnachtsdienst. „Ich habe keine kleinen Kinder mehr, warum also nicht“, berichtet der 60-Jährige. Nach den besinnlichen Fuhren mit Paaren und Familien am frühen Abend startet das Nachtgeschäft. „80 Prozent der Fahrgäste sind dann betrunken und schütten oft ihr Herz aus.“ Aber auch das ist zu Weihnachten im Fahrpreis inkludiert.
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