Prüfer stellten fest

U-Bahn-Bau: Fehlkalkulationen erhöhten Kosten

Wohnen & Verkehr
24.11.2021 12:04

Der jüngste Bericht des Wiener Stadtrechnungshofes macht es nun amtlich: Fehlkalkulationen und ein verzögerter Baustart trieben beim U-Bahn-Ausbau die Kosten nach oben. Wie bereits berichtet, wird die erste Etappe mit 2,1 Milliarden Euro doppelt so teuer wie geplant.

Nach der Pleite beim Krankenhaus Nord (heute Klinik Floridsdorf) droht der Stadt Wien das nächste Großprojekt finanziell zu entgleisen. Dieses Mal geht es um den U-Bahn-Ausbau. Für die Etappe (auch als 4. Ausbaustufe bezeichnet) von der U5 zum Frankhplatz und der U2 zum Matzleinsdorfer Platz wurde ursprünglich von 950 Millionen Euro (Preisbasis 2013) Gesamtkosten ausgegangen. Probleme gab es dabei offenbar früh: „Zur Einhaltung der Gesamtkosten wurde bereits zu Beginn des Projekts unter anderem die Wende- und Abstellanlage Matzleinsdorfer Platz der 5. U-Bahn-Ausbauphase zugeordnet“, heißt es trocken im Rechnungshofbericht. 

Hinzu kamen weitere Probleme: „Bei den Ausschreibungen der wesentlichen Bauleistungen für die Stationen Frankhplatz und Rathaus fiel auf, dass die Kostenschätzungen der Wiener Linien zu niedrig angesetzt waren“, stellten die Prüfer fest. Die Kalkulationen basierten nämlich auf nicht valorisierten Preisen aus dem Jahr 2011 und enthielten auch keine Zuschläge für die komplexe Leistungserbringung im innerstädtischen Bereich. Die Folge: Die Angebote lagen wesentlich höher als von den Wiener Linien erwartet.

Daraufhin widerriefen die Wiener Linien die Ausschreibungen - obwohl etwa der Preis von einem Sachverständigen für die Station Frankhplatz als „marktkonform“ eingestuft wurde. Bei der Station „Rathaus“ erfolgte zudem lediglich eine formale Prüfung der Angebote, wie der Stadtrechnungshof kritisch feststellte. Teuer wurde es daraufhin für den Steuerzahler.

„Die neuerliche Ausschreibung für beide Stationen im Jahr 2019 ergab letztlich höhere Angebotssummen als die widerrufenen Ausschreibungen“, so die Prüfer. Zugleich kam es zu Verzögerungen beim Bauablauf, was das Projekt ebenfalls nicht billiger machte. Die Wiener Linien betonen hingegen, dass die Ausschreibungen nicht miteinander vergleichbar wären. 

„Massive Kostenexplosion“
Letztendlich mussten die Gesamtkosten für die erste Ausbauetappe aufgrund der Ausschreibungsergebnisse auf rund 1,7 Milliarden Euro (Preisbasis 2020) erhöht werden. Bis zur geplanten Eröffnung Ende 2028 bzw. Jänner 2029 wurden nun bereits mit Gesamtkosten von rund 2,1 Milliarden Euro gerechnet. „Die Stadt Wien baut und es kommt erneut zu einer massiven Kostenexplosion“, kritisiert auch FPÖ-Stadtrat Dominik Nepp. Nach dem Krankenhaus Nord werde auch noch beim U2-/U5-Ausbau Geld verschleudert. 

„Leider sind die schlimmsten Befürchtungen hinsichtlich möglicher Kostenexplosionen beim U-Bahn-Ausbau vom Stadtrechnungshof nicht nur bestätigt, sondern sogar übertroffen worden“, erklärte auch ÖVP-Finanzsprecher Manfred Juraczka. Mit rund 6,5 Milliarden Euro würden sich die Gesamtkosten für beide Bauetappen gegenüber den ursprünglichen Schätzungen verdoppeln.

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