Gründe und Folgen

Wohnungslosigkeit: Junge Erwachsene sehr gefährdet

Leben
15.09.2021 16:10

Gut ein Drittel aller in Wien von Wohnungslosigkeit betroffenen Menschen sind junge Erwachsene im Alter zwischen 18 und 30 Jahren. Die Gründe dafür sind vielfältig. Was die meisten jedoch eint, ist der fehlende Rückhalt durch das Elternhaus sowie ein gesundes soziales System, das sie in Krisen auffängt. Hinzu kommt der oft schwierige Übergang von Schule und Ausbildung zum Beruf, der oft Verunsicherung und Orientierungslosigkeit zur Folge hat. Über die Hälfte der Betroffenen lebt allein in Wien. 

„22.000 Menschen sind in Österreich als obdach- oder wohnungslos registriert“, zitiert Diakonie-Sozialexperte Martin Schenk die aktuell verfügbaren Daten. „Junge Menschen im Alter zwischen 18 und 30 Jahren sind besonders von Obdachlosigkeit bedroht.“ „Kein junger Mensch sollte aufgrund seiner neuerworbenen Unabhängigkeit auf der Straße landen müssen, nur weil er gerade volljährig geworden ist“, appelliert Major Gerhard Wyss, Geschäftsführer der Heilsarmee Österreich.

In der Welt der Erwachsenen ankommen
Wie und wann muss ich meine Fixkosten zahlen? Was muss ich alles beachten, wenn ich eine Wohnung habe? Wohin wende ich mich mit welchem Problem? Fragen, auf die junge Menschen noch keine Antwort haben, weil sie die sozialen Unterstützungssysteme nicht so gut kennen und in vielen Fällen auch noch nicht die Fähigkeiten erlernt haben, eigenständig zu wohnen. Da sie ab dem Zeitpunkt der erlangten Volljährigkeit auf sich allein gestellt sind, ist auch die Gefahr der Obdach- und Wohnungslosigkeit groß, wenn die nötige Unterstützung fehlt.

Entfall der vier „Jokermonate“
Junge Menschen haben oft noch keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld und sind dadurch auf Mindestsicherung angewiesen. Die volle Mindestsicherung erhalten sie jedoch nur, wenn sie über ein zu geringes Einkommen verfügen oder, wenn sie an einer Schulung teilnehmen. Danach haben unter 25-Jährige vier Monate Zeit, eine passende Arbeit zu finden, ohne Angst zu haben, dass ihnen die Mindestsicherung gekürzt wird. Mit Oktober dieses Jahres soll sich das aber ändern. „Das neue Sozialhilfegesetz sieht eine Kürzung der Mindestsicherung auf 75 Prozent vor, wenn nicht gleich eine neue Arbeitsstelle gefunden oder ein neuer Kurs belegt wird“, berichtet Lingens. Die Praxis zeigt aber, oft fehlt es an entsprechenden Kursangeboten und auch der Arbeitsmarkt ist Corona-bedingt sehr angespannt. Ohne Arbeit oder Schulung müssen unter 25-Jährige mit 712 Euro auskommen und damit eine Wohnung erhalten, Heizung bezahlen, Essen kaufen, das Leben bestreiten. Das stellt junge Erwachsene vor existenzielle Schwierigkeiten und hindert sie am Vorankommen.

Wer Hilfe sucht, bekommt sie auch
Die Heilsarmee betreut Menschen ab 18 Jahren, die keinen eigenen Wohnsitz haben. Sie bietet Wohnversorgung und Wohnkonzepte, die individuell an die Bedürfnisse der Betroffenen angepasst sind, berät rund um das Thema Wohnungssicherung und hilft bei der Regelung von Schulden. Auch die Bewältigung von Suchtproblemen, Therapie und Zugang zur medizinischen Versorgung psychisch erkrankter Menschen stehen im Fokus.

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(Bild: kmm)



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