Minister bei Forum

Kocher in Alpbach: Applaus für Unverblümtes

Tirol
03.09.2021 08:25

Kein Millionenpublikum, stattdessen die heimelige Atmosphäre des Böglerhofes in Alpbach - nachvollziehbar, dass Arbeitsminister Martin Kocher beim traditionellen Frühstück des Management Club (MC) und beim „Krone“-Interview manche Wahrheiten etwas ungeschminkter und launiger aussprach als sonst.

„Ich stehe ungern früh auf“, antwortete der 47-Jährige, gefragt nach seiner größten Schwäche. Da ging sich vor dem 8-Uhr-Frühstück am Donnerstag keine Laufrunde mehr aus. „Vielleicht später noch der Gratlspitz“, lachte der passionierte Marathonläufer (mit Bestzeit 3:01!), der den Alpbacher Hausberg von zahlreichen Besuchen beim Forum bestens kennt. Ebenso Innsbruck, wo der gebürtige Salzburger Volkswirtschaft studierte, 2007 habilitierte und zum Direktor des Instituts für Höhere Studien (IHS) aufstieg.

Sein Tick: Gas geben, wenn das Zeitlimit droht
Da ist sein Bekenntnis, dass er zum Leidwesen seiner Mitarbeiter „nur bei Deadlines“ funktioniert, also alles bis zur letzten Minute aufschiebt, kaum zu glauben. Im Arbeitsmarkt steht bekanntlich eine große Reform an („Das wäre wohl mein Meisterstück!“). Umstrittene Knackpunkte gibt es dabei viele, der Minister...

. . . über Langzeitarbeitslose: 120 Tage dauere es im Schnitt bis zum neuen Job, doch häufig viel, viel länger und es müsse schneller gehen. „Mit jeder Krise wächst der Sockel und es gibt ganz verschiedene Probleme. Vom 55-Jährigen, der nicht mehr ganz gesund ist bis zum 35-Jährigen, der Notstandshilfe bezieht und sich etwas dazuverdient.“

„In Tirol herrscht fast Vollbeschäftigung“
. . . über die Lage in Tirol (Arbeitslosenquote derzeit bei 3,6 Prozent): „Alles unter 4 Prozent ist praktisch Vollbeschäftigung. Hier finden sich in einigen Bereichen gar keine Arbeitskräfte mehr, das Problem müssen wir angehen.“

. . . über unkonventionelle Lösungen: In Europa gebe es rund 15 Millionen Arbeitslose, teils eine Jugendarbeitslosigkeit von 30 bis 50 Prozent. „Wir müssen über die Grenzen schauen und beispielsweise gemeinsam Lehrlinge in Spanien anwerben.“

. . . über Zuverdienstgrenzen und Motivation: Die angebliche „Faulheit“ mancher sei gar nicht das große Problem. Es gehe um jene, die es sich im System gut eingerichtet haben. Mit Notstandshilfe, einem kleinen Nebenjob und hin und wieder etwas Schwarzarbeit. „Diese Menschen müssen wir aktivieren und in einen Vollzeitjob bringen. Abschaffen muss man den Zuverdienst nicht, aber über die Dauer und Höhe reden.“

Reform: Nicht immer nickende Köpfe
Von Gewerkschaftsseite ist bei den Reformplänen bereits starker Gegenwind spürbar, nickende Köpfe und viel Applaus wie am Donnerstag in Alpbach wird es in den kommenden Monaten eher nicht immer geben.

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