Innovatives Medikament

Spritze gegen hohes Cholesterin

Gesund
27.08.2021 05:00

Bisherige Arzneimittel zur Senkung zu hoher Cholesterinwerte mussten entweder als Tabletten eingenommen oder alle zwei Wochen gespritzt werden. Ein neues Medikament basiert auf einem innovativen Wirkmechanismus und wird nur noch zweimal im Jahr injiziert. 

Das neue Medikament zielt auf einen körpereigenen Eiweißstoff namens PCSK9 ab, der eine große Rolle beim Fettstoffwechsel spielt. Dieses spezielle Protein wird in der Leber gebildet, ans Blut abgegeben und reguliert dort den Spiegel des „schlechten“ LDL-Cholesterins.

Damit überschüssiges Cholesterin in der Leber abgebaut werden kann, muss es zunächst einmal die äußere Hülle der Zellen passieren. Dazu dockt es an die dort verankerten Bindungsstellen - die LDL-Rezeptoren - an und gelangt gemeinsam mit ihnen in die Leberzelle. Heftet sich das Protein PCSK9 an den LDL-Rezeptor, steht dieser nicht mehr für die Aufnahme des LDL-Cholesterins zur Verfügung. Es verbleibt dann vermehrt im Blut, kann sich an den Gefäßwänden ablagern und zu gefährlichen „Verkalkungen“ führen.

Spezielle Eiweiße im Körper hemmen
Um das zu verhindern, kommen bestimmte Medikamente, PCSK9-Inhibitoren genannt, zum Einsatz. Hier verwendete man bisher Antikörper, die das PCSK9 gezielt abfangen, um den Cholesterinspiegel zu senken. Der Wirkstoff wird alle zwei Wochen injiziert. Das neue Arzneimittel hingegen, das weltweit erstmals an der Medizinischen Universität Wien/AKH eingesetzt wurde, muss nur noch alle sechs Monate verabreicht werden und senkt das LDL-Cholesterin um ca. 40 bis 50 Prozent.

Der Wirkstoff fängt nicht erst das PCSK9-Protein im Blut, sondern „hemmt bereits dessen Produktion in der Leberzelle“, berichtet Prof. Dr. Walter Speidl, Abteilung für Kardiologie an der MedUni Wien. Auch der Mechanismus ist innovativ. Er ähnelt ein wenig jenem, den wir schon von den neuartigen mRNA-Impfstoffen gegen Covid-19 kennen - nur mit umgekehrtem Effekt, wie der Experte erklärt. Bei der RNA-Impfung wird der Körper angeregt, ein spezielles Eiweiß (wie das Spike-Protein des Coronavirus) selbst herzustellen.

Bei der „Cholesterin-Impfung“ hingegen kommt der sogenannte siRNA-Mechanismus zur Anwendung. „Die ,small interfering RNA‘ baut bestimmte Eiweißstoffe ab. Das PCSK9-Protein wird dadurch nicht mehr in der Leber produziert. Die Leberzellen können dann mehr LDL-Cholesterin aufnehmen, wodurch weniger davon im Blut verbleibt. Mit dieser Technik lässt sich therapeutisch nahezu nebenwirkungsfrei jedes Eiweiß im Körper gezielt blockieren“, so Prof. Speidl.

Verabreicht wird das moderne Cholesterin-Präparat österreichweit vorerst nur in speziellen Stoffwechsel-Zentren an Risikopatienten mit gestörtem Fettstoffwechsel. Dazu zählen Betroffene nach bereits erlittenen Herzinfarkten oder Schlaganfällen, mit erblich bedingten hohen Cholesterinwerten (familiäre Hypercholesterinämie, FH) oder bei einer Unverträglichkeit gegen die am häufigsten verschriebenen Cholesterinsenker zum Einnehmen (Statine).

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