Vom Kellner bis zum landwirtschaftlichen Helfer: Steirische Buschenschankbetreiber suchen jetzt, wo die Saison schon gut angelaufen ist, noch immer händeringend nach neuen Mitarbeitern. Der Konflikt um die abgerutschte Weinstraße ist indes noch immer nicht gelöst.
Herbert Germuth kann sich noch gut daran erinnern, wie es war, als die ersten „Auswärtigen“ seine Heimatregion entdeckten: „Wir Bauern waren eigentlich den ganzen Tag über im Weingarten oder im Betrieb unterwegs. Ist einmal ein Gast gekommen, hat man jemanden von der Familie angerufen, dass er zum Bedienen kommen soll. Öffnungszeiten in dem Sinn gab es damals noch nicht.“
„Damals“ ist noch gar nicht so lange her. Germuth, der den Betrieb an der südsteirischen Weinstraße von seinen Eltern übernommen hat und heute zusätzlich dem Tourismusverband Südsteiermark vorsteht, feierte kürzlich seinen 60. Geburtstag.
Überdurchschnittliches Salär
Heute kommen die Besucher in Scharen, dafür sind helfende Hände Mangelware: „Aktuell suchen wir jemanden für die Küche“, sagt Margret Reinprecht vom Weingut Schneeberger in Heimschuh im Sausal. In irgendeinem Bereich würde immer jemand fehlen: „Wir entlohnen unsere Mitarbeiter überdurchschnittlich, dies gilt auch für die Arbeit im Weingarten, und trotzdem wird es immer schwieriger, gutes Personal zu bekommen“, erzählt die Steirerin, die den Betrieb seit 27 Jahren führt.
Aktuell suchen wir jemanden für die Küche. Früher war´s viel einfacher, geeignetes Personal zu bekommen.
Margret Reinprecht, Buschenschank Schneeberger
Bild: Schneeberger/Mavric
Das Problem sei seit einiger Zeit immerzu dasselbe: „Die Leute wollen einfach am Wochenende und abends nicht mehr arbeiten, das ist einfach so. Die Work-Life-Balance spielt eine immer größere Rolle, das hören wir ja auch aus allen anderen Branchen. Niemand will mehr dann arbeiten müssen, wenn andere frei haben“, sagt Germuth.
Insolvenzen sorgen für leichte Entspannung
Der steirische Weinbau-Präsident Stefan Potzinger ortet wiederum eine leichte Entspannung der Situation: „So traurig es ist – aber durch die Insolvenzen größerer Betriebe im Bezirk Leibnitz merken wir in jüngerer Vergangenheit wieder einen leichten Zustrom an neuem Personal.“
Gute Gästeversorgung trotz kürzerer Öffnungszeiten
Durch die begrenzten Kapazitäten hätten viele Buschenschank-Betreiber ihre Öffnungszeiten längst anpassen müssen. Verhungern oder verdursten müsse aber deshalb trotzdem niemand: „Mittlerweile haben wir eine so hohe Buschenschank-Dichte in der Region, dass man als Gast eigentlich immer einen Betrieb findet, der einen verköstigt“, betont Germuth.
Zur besseren Orientierung bzw. Besucherlenkung wurden von den Verantwortlichen neue Instrumente wie etwa eine Buschenschank-App oder ein Weinbauernkalender auf der Homepage des südsteirischen Tourismusverbandes entwickelt.
Es ist kompliziert – oder doch nicht? Vor ziemlich genau zwei Jahren passierte am südsteirischen Grassnitzberg bei Straß das, wovor Bewohner zuvor gewarnt hatten: Nach ausgiebigen Regenfällen rutschte ein Teil der L 613, gemeinhin bekannt als Weinstraße, ab. Auf dem darunter liegenden Grundstück hatte die Winzerfamilie Tement davor einen Wald gerodet und stattdessen einen terrassierten Weingarten angelegt. Dies rief bereits zum Zeitpunkt der Errichtung viel Kritik hervor.
Eine monatelange Straßensperre und lange Umleitungen waren die für Weinbauern und Touristen im Jahr 2023 unangenehme Folge. Die Sanierung kam dem Land Steiermark mit etwa 630.000 Euro teuer.
Politisches Nachspiel
Für die Opposition war die Causa ein gefundenes Fressen: „Hier muss man sich schon die Frage stellen, ob die Behörden für einen prominenten Projektwerber alle Augen zugedrückt haben“, sparte allen voran der grüne Kontrollsprecher Lambert Schönleitner damals nicht mit Kritik. Denn der betroffene Weinbauer argumentierte ja stets mit gültigen Genehmigungen, die er für jede einzelne Maßnahme in der Tasche hätte.
Mittels dringlicher Anfrage an den damaligen ÖVP-Agrarlandesrat Johann Seitinger sollte die heikle Frage der Verantwortung und damit der Kostenübernahme geklärt werden.
Mitte Mai geht´s in nächste Runde
Ein Punkt, der bis heute offen ist: „Im Mai sind die nächsten Vergleichsverhandlungen“, sagt Waltraud Bauer-Dorner, die Leiterin des Verfassungsdiensts, auf „Krone“-Anfrage. Dies ist als Reaktion auf die Drohung des Landes Steiermark im Herbst des Vorjahres zu deuten, gegen den Weinbauer vor Gericht zu ziehen. Die lange Dauer des Konflikts wäre üblich: „Sobald man neue Gutachten benötigt, dauert das einfach“, weiß die Verantwortliche. Zumindest 2025 wolle man aber ans Ziel kommen, heißt es.
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