Wrabetz nach ORF-Wahl:

„Regierung hat entschieden, mich abzusetzen“

Politik
10.08.2021 22:41

Der scheidende ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz ist am Dienstag nach der Wahl des Stiftungsrates vor die Medien getreten. In seinem Statement sagte er, man werde selbstverständlich alles tun, um eine ordentliche Übergabe sicherzustellen. Wrabetz zeigte sich durchaus ergriffen, ging sogar so weit, dass er meinte: „Die Regierung hat entschieden, mich abzusetzen und das hat der Stiftungsrat jetzt auch so gemacht.“ Nachfolger Roland Weißmann betonte indessen am Abend in der „ZiB 2“ gegenüber Armin Wolf explizit: „Ich habe mich im Rahmen meiner Bewerbung mit niemandem abgesprochen“.

„Es ist durchaus bewegend, dass ich nach 15 erfolgreichen Jahren abgesetzt wurde. Aber das ist die Entscheidung des Stiftungsrates und die ist zu respektieren“, so ein sichtlich ergriffener Alexander Wrabetz. Er habe „die Arbeit für den ORF sehr geschätzt, es war wunderbar mit den hervorragenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern das Unternehmen so weit zu bringen“. Kritik während des Hearings im Stiftungsrat vor der Wahl habe es keine gegeben, so der scheidende Generaldirektor: „Dazu gibt es auch keinen Grund, wir sind nach wie vor in TV, Radio usw. die Nummer eins.“

Wrabetz will Projekte noch beenden
Seine Abwahl werde er jedenfalls akzeptieren: „Wir sind in einer Demokratie, die Organe sind demokratisch legitimiert.“ Bis 31. Dezember ist Wrabetz noch als Generaldirektor im Amt - und er will noch einiges durchbringen, denn: „Noch trage ich die alleinige Verantwortung, gemäß dem ORF-Gesetz, was geschieht.“ So soll unter anderem das Standortprojekt am Küniglberg fertig und bezogen werden, inklusive neuem Multimedia-Newsroom. Auch die Besetzung der leitenden Redakteure will Wrabetz noch erledigen, bevor er Ende des Jahre gehen muss.

Weißmann habe „keine Erfahrung in der Geschäftsführung“, weshalb es in den kommenden Monaten darauf ankommen werde, seine gesammelte Erfahrung an den frisch gewählten ORF-Generaldirektor weiterzugeben. „Das werde ich natürlich tun.“ Schließlich habe er alles, was er erreicht habe, nicht gemacht, „damit dann alles den Bach runtergeht“, so Wrabetz. Er werde alles tun, damit der neue Generaldirektor „gut vorbereitet übernehmen kann“.

„Weißmann hat großen Korb von negativen Vorschusslorbeeren“
Wrabetz selbst freute sich über großen Rückhalt im und außerhalb des Hauses „auch nach der Wahl“. Dies gebe ihm „Kraft in dieser nicht ganz einfachen Stunde“. Weißmann habe nun einen „großen Korb von negativen Vorschusslorbeeren“, die politische Erwartungshaltung werde sehr groß sein. Weißmann müsse nun etwas tun, „dass das nicht so eintritt, wie sich das jemand erwarten könnte“, so Wrabetz.

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Roland Weißmann hat einen großen Korb von negativen Vorschusslorbeeren.

Alexander Wrabetz über seinen Nachfolger

Die Wahl Weißmanns sei „sehr gut und langfristig“ vorbereitet worden. Nun gebe es „eine große Gruppe, die allein das Sagen hat“, so Wrabetz. Ob es - wie von einigen Beobachtern befürchtet - nun zu einer „Orbanisierung des ORF“ kommen werde, werde „die Geschichte zeigen“, sagte er auf eine diesbezügliche Journalistenfrage. Wichtig werde es daher in den verbleibenden Monaten seiner Amtszeit sein, „die Rechte der Redaktion noch besser abzusichern“.

„Direktorenposten intern besetzen“
Die Direktorenposten müssten jedenfalls hausintern mit Männern und Frauen besetzt werden, die Führungserfahrung aufweisen. „Wir brauchen keine Importe.“ Es gebe im Haus genügend „Topleute“. Für die künftigen Chefredakteursposten brachte Wrabetz etwa „ZiB 2“-Anchorman Armin Wolf ins Spiel - etwa für Digitalagenden. ORF-2-Chefredakteur Matthias Schrom habe im Fernsehbereich hervorragende Arbeit geleistet und böte sich ebenfalls für eine Führungsposition im künftigen multimedialen Newsroom an.

Weißmann: „Nie der Kandidat einer Partei“
In der „ZiB 2“ sprach Weißmann indessen am Dienstagabend von einem „ganz respektablen Ergebnis“ der Wahl. Er habe eine breite Mehrheit über die Fraktionsgrenzen hinweg erreicht und sei „nie der Kandidat einer Partei“ gewesen. Dass er den Grünen für deren Unterstützung Zusagen für zwei Direktorenposten gegeben habe, verwies er ins Reich der Spekulationen: „Von mir nicht.“ Programmatische Schwerpunkte wollte er nicht nennen, als Teamplayer wolle er dies mit seinem Team besprechen. Er wolle den ORF „digitaler, jünger, diverser“ machen.

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