„Krone“-Ombudsfrau

Weiter Drama um Bub, der beim Vater wohnen will

Ombudsfrau
16.06.2021 12:30

Wenn Mutter und Vater sich nicht einig sind, wäre es oft gut, Kindern das Wort zu überlassen. Allerdings entscheiden meistens Sozialarbeiter, Sachverständige, Gerichte, Gutachter. Mit manchmal tragischen Konsequenzen, wie der Fall eines zehnjährigen Buben zeigt, über den wir bereits einmal berichtet haben.

Zugespitzt hat sich der Streit zwischen den getrennt lebenden Eltern im Vorjahr bei der Frage, welche Schule der Bub besuchen soll. Vater und Sohn plädierten für ein Gymnasium in Niederösterreich, die Mutter bestand auf einer Privatschule in Wien. Das Kind verweigerte daraufhin, weiter wochenweise bei der Mutter zu wohnen. Das Landesgericht Wien entschied, die alleinige Obsorge vorerst der Mutter zu übertragen. Im Zuge einer Vorladung im Februar wurde der Zehnjährige dem Vater abgenommen und sollte vom Jugendamt der Mutter übergeben werden. Soweit der Plan der Behörde.

Das Kind wehrte sich aber im wahrsten Sinne des Wortes mit Händen und Füßen, drohte sogar damit, aus dem Fenster zu springen. Der Zehnjährige verbrachte rund vier Wochen in einem Krisenzentrum. Dann wurde er unter Polizeibegleitung der Mutter übergeben. Kontakt zum Vater gibt es nur noch sporadisch per Telefon, weshalb der Bub bereits ausgerissen ist. Sehen durften sich die beiden erst einmal im Rahmen eines begleiteten Besuchskontaktes. Dort wurde protokolliert, wie sehr sich der Bursche über das Treffen gefreut hat, dass er sich kaum vom Vater lösen konnte. Der Zehnjährige hat erneut mehrfach den Wunsch geäußert, bei ihm leben und zur Schule gehen zu wollen.

Nun sind wieder Gutachter und Gericht am Zug
Der Vater kämpft verzweifelt darum, dass sein Sohn endlich ernst genommen wird. Wie wichtig das wäre, hätten bereits in den Fall involvierte Ärzte betont. Er wünsche sich auch eine Aufarbeitung des Falles gemeinsam mit dem Jugendamt, um eine gute Lösung zu finden. Gehör geschenkt werde bisher nur der Mutter. Am Zug sind erneut Gericht und Gutachter. Und die Zeit vergeht. Wir maßen uns kein Urteil an, wollen aber eine notwendige Diskussion darüber anstoßen, ob man Kinder in Österreich ernst genug nimmt - wenn es um ihren Willen geht und sie diesen gut begründen können. Darf man das ignorieren? Egal ob als Mutter, Vater, Gericht, Jugendamt oder Politik.

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