Fesseln statt „tasern“

Neues Gadget: US-Polizei setzt auf „BolaWrap“

Digital
05.06.2021 13:22

Fesseln statt „tasern“: Im offensichtlichen Bemühen, bei Einsätzen weniger Menschen zu verletzen oder gar zu erschießen, setzen Polizeibehörden in den USA neuerdings verstärkt auf ein Gadget namens BolaWrap. Die „Fernhandschellen“ aus Kevlarfaser werden als „Deeskalationsinstrument“ vermarktet und sollen Verdächtige aus bis zu 7,5 Metern Entfernung bewegungsunfähig machen.

Situationen zwischen Beamten und unkooperativen Personen seien in der Regel chaotisch und Polizisten hätten nicht viele effektive Möglichkeiten, damit umzugehen, schreibt Hersteller Wrap auf seiner Website. Anstatt darauf zu warten, dass eine Begegnung eskaliere, könne der Einsatz des BolaWrap eine „schnelle, sichere und humane“ Festnahme bewirken und die Situation ohne Verletzungen oder Gewaltanwendung beenden, so das Versprechen.

Dem Unternehmen nach nutzen bereits 230 Polizeibehörden in 46 US-Bundesstaaten das Kevlar-Kabel verschießende Gadget. Erst am Freitag gab die Polizei von Los Angeles laut einem Bericht des IT-Blogs „Gizmodo“ bekannt, dass es ein laufendes Pilotprojekt um ein weiteres Jahr verlängern werde. Auch in Seattle erhielt die Polizei erst kürzlich grünes Licht für begrenzte „Feldtests“ des Geräts, wie das US-Magazin „Motherboard“ berichtete.

BolaWrap soll „tragische Folgen“ reduzieren
Lisa Herbold, Stadtsratmitglied von Seattle und Vorsitzende des Ausschusses für öffentliche Sicherheit, beschrieb das Produkt als eine Möglichkeit, Leben zu retten: „Ich bin sehr ermutigt durch das Potenzial des BolaWrap, Situationen zu deeskalieren und die Zahl tragischer Folgen zu reduzieren“, wurde sie zitiert.

Ein anlässlich des Pilotprojekt-Starts veröffentlichtes Video des Herstellers zeigt, wie der BolaWrap während eines Vorfalls in Mountlake Terrace, Washington, verwendet wurde, um einen Verdächtigen, der angeblich eine „mentale Krise“ durchlebte, „unverletzt“ in Gewahrsam zu nehmen.

Kritik an mangelnder Sensibilität
Auch in Buffalo, New York, wurde laut „Motherboard“ erst kürzlich eine angeblich psychisch kranke Frau mithilfe der „Fernhandschellen“ verhaftet. Aktivisten hatten anschließend kritisiert, dass die Polizei gegenüber der Frau unsensibel gewesen sei und dass niemand versucht habe, sie „zu beruhigen oder zu trösten, obwohl ein Psychologe anwesend ist“.

Die Polizei wies die Vorwürfe zurück und betonte, dass das Tool seine Aufgabe erfüllt habe - indem es half, „eine Situation zu bewältigen, die ansonsten nicht viele eingebaute Kontrollmechanismen hatte“.

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