Wird Patienten reihen

Künstliche Intelligenz soll den Chefarzt ersetzen

Innenpolitik
09.05.2025 22:00

In Österreich werden doppelt so viele Magnetresonanz- und Computertomographie gemacht wie etwa in Finnland. Das kostet nicht nur das Gesundheitssystem viel Geld und verlängert Wartezeiten, es ist auch ungesund. Die ÖGK macht Untersuchungen künftig bewilligungspflichtig, die Bewilligung wird aber nicht wie früher vom Chefarzt erteilt, sondern elektronisch erfolgen.

„Wir haben von Experten die Information, dass jede vierte CT- und MRT-Untersuchung medizinisch hinterfragenswert ist“, sagt ÖGK-Chef Peter McDonald im „Krone“-Interview. Brandaktuelle Studien zeigen zudem, dass Überversorgung von CT einen von 20 neuen Krebsfällen auslösen könnte.

„Wir wollen natürlich keine medizinisch notwendigen Leistungen reduzieren, sondern solche, die aus wissenschaftlicher Sicht nicht notwendig sind. Das spart unnötige Kosten und auch die körperliche Belastung einer solchen Untersuchung. Und es macht Geräte-Kapazitäten frei für wichtige Fälle, etwa in der Krebsdiagnose.“ Das hat den positiven Effekt, dass man dann schneller einen Untersuchungstermin bekommen wird. Die Kosten für solche Untersuchungen liegen bei mehreren hundert Euro.

ÖGK-Chef Peter McDonald (Bild: APA/HANS KLAUS TECHT)
ÖGK-Chef Peter McDonald

Mit dem Bewilligungssystem soll eine Priorisierung erfolgen, sodass dringende Fälle wie etwa potenzielle Krebspatienten rasch zu einer Untersuchung kommen. „Das elektronische Bewilligungssystem wird in Einklang mit den wissenschaftlichen Leitlinien zur radiologischen Orientierungshilfe entwickelt. Bis Ende des Jahres ist die Zielsetzung.“ Eine Bewilligungssystem soll es in weiterer Folge auch bei der Physiotherapie geben.

Einsparungen auch im System selbst
Die Gesundheitskasse hat heuer ein Minus von 900 Millionen Euro prognostiziert. „Gerade wirtschaftliche schwierige Zeiten zeigen, dass wir handeln müssen, um die Gesundheitsversicherung finanzierbar zu halten. Wir müssen auf der einen Seite dort Geld sparen, wo es möglich ist, ohne medizinisch notwendige Leistungen zu reduzieren. Genau unter dem Aspekt haben wir Themenfelder herausgegriffen.“ Gespart werden soll insbesondere im System, bis Ende des Jahres werden 200 Vollzeitäquivalente in der Verwaltung seit Fusionsbeginn abgebaut sein und zehn Prozent der Verwaltungsflächen werden reduziert.

Auch beim Krankentransport habe sich eine Entwicklung eingeschlichen, die man neu regeln müsse. Es gebe hier Kostensteigerungen von 60 Prozent. „Wir müssen genau draufschauen, welche Transporte medizinisch notwendig sind. Ein 16-Jähriger mit einem eingegipsten Arm muss nicht mit dem Krankentransport zur Nachuntersuchung gebracht werden.“

„Doktor ÖGK“ statt „Doktor Google“
Es muss aber auch „an der Zukunft gebaut werden“, mit der Etablierung eines digitalen Tools, dass „Doktor Google“ ersetzen soll. „Wir wollen eine Art ,Doktor ÖGK‘, wo sich die Patienten jederzeit qualitätsgesicherte Informationen holen können.“ Dort wird man die Symptome eingeben können und dann einen Ratschlag bekommen, was man am besten machen soll. „Man muss nicht immer gleich zum Arzt gehen, sondern es gibt auch Situationen, in denen man Hilfe zur Selbsthilfe bekommt, in die Apotheke geht oder vielleicht selbst andere Maßnahmen treffen kann. Wir wollen zudem niederschwellig die Möglichkeit schaffen, dass man mit einem Arzt telefonieren kann, innerhalb von 30 Minuten am Handy. Das ist in anderen Lebensbereichen schon gang und gäbe, dass man über digitale Apps oder über oder Videotelefonie aktiv wird.“

Es gibt neue, aber teure Medikamente gegen Alzheimer und Krebs
McDonald will die Finanzen der Kasse nicht nur sanieren, sondern künftig auch Reserven aufbauen, um investieren zu können. „Die Menschen werden älter, und ältere Menschen brauchen mehr medizinische Leistung. Das heißt, da werden automatisch die Kosten ansteigen, wir haben einen enormen medizinischen Fortschritt, den wir allen Versicherten zugänglich machen wollen. Etwa neueste Medikamente gegen Alzheimer und Krebs. Wir wollen die Spitzenmedizin auf E-Card für alle in Österreich zugänglich halten, deswegen müssen wir auch aufs Geld schauen.“

Wir altern „ungesund“. (Bild: Tröster Andreas)
Wir altern „ungesund“.

Elf gesunde Lebensjahre mehr als in Österreich
„Außerdem sind wir bei den gesunden Lebensjahren im letzten Drittel in Europa, das heißt, da haben wir einen Aufholbedarf und natürlich in der Krebsprävention. Die Spitzenreiter in Europa haben elf gesunde Lebensjahre mehr als der Österreicher. Ziel ist es, jeder Österreicherin und jedem Österreicher drei gesunde Lebensjahre zurückzugeben“, so der ÖGK-Chef.. Jetzt sind wir bei 63 gesunden Lebensjahren bei einer Lebenserwartung von über 80 Jahren. Deshalb muss Vorsorge ein weiterer Zukunfts-Schwerpunkt werden.

„Fast 50 Prozent der Gesundheit bestimmt jeder selbst durch sein Verhalten und ist nicht durch Genetik, soziale und Umfeldkriterien bestimmt. Wir wollen Anreizsysteme schaffen, dass gesunde Menschen Vorsorgeuntersuchungen machen und selbst für ihre Gesundheit wieder mehr Verantwortung übernehmen.“

Ziel müsse es auch sein, durch strukturierte Krebsvorsorge mittelfristig die Krebstoten zu halbieren. Während mittlerweile 53 Prozent der Frauen Brustkrebsuntersuchungen machen, sind es bei der Darmkrebsvorsorge nur zwei Prozent.

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