Brisante Filmaufnahmen

Seilbahn-Drama: Notbremse seit Jahren manipuliert?

Ausland
02.06.2021 07:23

Schon Jahre vor dem Gondel-Unglück nahe dem Lago Maggiore im Norden von Italien, bei dem 14 Menschen ums Leben gekommen sind, könnte die Seilbahn manipuliert worden sein. Darauf deuten Videoaufnahmen eines Schweizer Hobbyfilmers aus den Jahren 2014 bis 2018 hin, die dem ZDF vorliegen. Darauf sind sogenannte Gabeln zu sehen, die die Notbremsen der Kabine außer Kraft setzen. Die Aufnahmen könnten bezeugen, dass die Notbremsen seit Jahren blockiert waren.

Dreimal filmte der Schweizer aus technischem Interesse die Seilbahn-Anlage am Berg Mottarone - und zwar in den Jahren 2014, 2016 und 2018. In allen drei Fällen sind die Gabeln (siehe Grafik unten) zu sehen, die die Notbremse außer Betrieb setzten. Dabei hatte der verdächtigte Techniker berichtet, dass das Sicherheitssystem erst Ende April außer Betrieb gesetzt worden war, nachdem es bei der Seilbahn zu „Anomalien“ gekommen war.

Der Betriebsleiter steht derzeit unter Hausarrest. Gegen ihn wird zusammen mit dem Seilbahn-Eigentümer und dem Betriebsdirektor ermittelt.

Aufnahmen an Staatsanwaltschaft weitergeleitet
Nach dem Unglück am Pfingstsonntag ging der Hobbyfilmer sein Material erneut durch und entdeckte die Gabeln. Der Schweizer hat jahrelang in der Seilbahnbranche gearbeitet, privat sind die Bahnen und ihre Technik auch jetzt noch seine Leidenschaft. Wo es geht, filmt er die Anlagen. So entstand ein riesiges Archiv, berichtete das ZDF am Dienstag. Die Videos wurden der ermittelnden Staatsanwaltschaft der Stadt Verbania am Lago Maggiore weitergeleitet. Staatsanwältin Olimpia Bossi will das Material prüfen.

Bei dem Gondel-Unglück am Pfingstsonntag waren 14 Menschen gestorben, unter ihnen Familien, Paare und zwei Kinder. Ein fünfjähriger Bub überlebte als Einziger, er wurde schwer verletzt. Am Dienstag wurde er aus der Intensivstation entlassen.

Seilbahnen in Italien melden Rückgänge
Italiens Seilbahn-Betreiber bekommen die Folgen des Dramas bereits zu spüren. „Nach dem Unglück erleben wir einen starken Einbruch bei der Zahl der Passagiere. Rund 60 Prozent der Personen, mit denen wir gerechnet hatten, sind nicht mit unseren Seilbahnen gefahren“, klagt Massimo Fossati, Präsident des Verbands der lombardischen Seilbahnbetreiber.

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