Konträre Standpunkte

Diskussion nach illegaler Jagd eines Fischers

Oberösterreich
28.04.2021 11:00

Der Fall eines Fischers (66) aus Scharnstein in Oberösterreich, der seit 2017 immer wieder geschützte Tierarten wie Fischotter, Gänsesäger, Schwarzstorch und Graureiher erlegt haben soll, beschäftigt nicht nur Polizei und Staatsanwaltschaft. Auch der Landesfischereiverband und Naturschützer machen sich Gedanken über die Beweggründe.

„Ich wollte auf diese Weise nur den Fischbestand des Reviers schützen“, lautet die Rechtfertigung jenes Fischers, gegen den nach der Tötung mehrerer geschützter Tiere entlang des Almflusses in Scharnstein und Grünau nun wegen Tierquälerei ermittelt wird. Bei einer Hausdurchsuchung konnten Polizisten bei ihm belastendes Beweismaterial sicherstellen.

Fischotter, Gänsesäger, Schwarzstorch und Graureiher würden eine natürliche Gefahr für die Fische im Fluss darstellen. Ihre Tötung sei zur Minimierung des Schadens für die Fischerei erfolgt, soll der 66-Jährige erklärt haben. Auf ähnliche Art werden auch jene unbekannten Täter argumentieren, die kürzlich in Altheim und Pöndorf im Umfeld von Teichen illegale Tellereisen gegen Fischotter ausgelegt hatten, in die unter anderem versehentlich aber ein Biber getreten ist.

Naturschützer versus Fischer
Während Landesfischermeister Siegfried Pilgerstorfer ein gewisses Verständnis für den beschuldigten Fischer aufbringen kann, fordert Lucas Ende, Artenschutzkoordinator des Naturschutzbundes, mehr Naturbewusstsein von den Fischern sowie einen Blick fürs größere Ganze ein.

„Ökologischer Zustand ist schuld“
„OÖ Krone“: Herr Ende, was sagen Sie zum Vorwurf von Fischern, dass Otter, Kormorane und Reiher den Fischbestand dramatisch reduzieren?
Lucas Ende: Ich bin mir schon im Klaren darüber, dass die Situation gerade an den Flüssen für viele Fischer sehr frustrierend ist. Doch das hat vor allem mit dem schlechten ökologischen Zustand dieser Gewässer zu tun, die stark verbaut und begradigt worden sind und den Fischen keinen guten Lebensraum mehr bieten können. Die Äsche beispielsweise leidet am stärksten darunter.

Ist für Sie nachvollziehbar, dass Fischer gegen Fischfresser ankämpfen?
Dafür gibt es keine Rechtfertigung, denn es gibt bereits rechtliche Möglichkeiten, um Eingriffe zu erlauben. Zuvor müssen aber alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft werden.

„Tötungen sind Verzweiflungstaten“
„OÖ Krone“: Herr Pilgerstorfer, warum greifen Fischer auch zu illegalen Methoden im Kampf gegen Otter und Co. und was sagen Sie dazu?
Siegfried Pilgerstorfer: Ich plädiere selbst immer dafür, alle gesetzlichen Vorgaben strikt einzuhalten. Die meisten Tiertötungen sind reine Verzweiflungstaten, nachdem Gewässer wieder einmal leer gefischt wurden. Vor allem mit Fischottern und Kormoranen gibt es massive Probleme, das wollen manche aber nicht sehen. Es gibt Tierschützer, bei denen das Engagement an der Wasseroberfläche endet. Denen ist leider egal, wenn unter Wasser kein Fisch mehr schwimmt.

Warum ist speziell der Fischotter so ein Problem?
Er hat keinen natürlichen Feind und vermehrt sich stark. In Oberösterreich haben wir jetzt etwa 1000. Für den Arterhalt würden 400 reichen.

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