Virologin in Sorge:

„Der Wettlauf mit Mutationen ist längst verloren“

Ausland
05.02.2021 14:50

Die deutsche Virologin Melanie Brinkmann beklagt das zögerliche Handeln der Politik gegen das mutierte Coronavirus. Im Kampf dagegen stehe man bereits auf verlorenem Posten, da man mit den Impfungen einfach nicht hinterherkomme. Sie forderte eine konsequente Strategie zur Eindämmung des Erregers SARS-CoV-2, um einen dauerhaften Lockdown zu vermeiden.

„Wir kriegen niemals genügend Menschen geimpft, bevor die Mutationen durchschlagen“, erklärte Brinkmann dem „Spiegel“. „Dieser Wettlauf ist längst verloren. Alles andere entspringt Wunschdenken, genährt von falschen Versprechungen einiger Politiker“, warnte die Expertin vor Corona-Lockerungen.

Impf-Erfolg kann dauern
Brinkmann, die am Braunschweiger Helmholtz-Zentrum forscht und dem wissenschaftlichen Beraterstab der deutschen Bundesregierung angehört, sieht trotz begonnener Impfkampagnen wenig Chancen, die Mutationen in den Griff zu bekommen. „Der Impfstoff ist zwar da, die Produktion läuft, aber es wird dauern, bis alle ihn bekommen. Das Impfen wird uns erst aus der Pandemie befreien, wenn sie weltweit abflaut.“

„Virus hat einen Raketenantrieb bekommen“
Auch in Sachen Pandemie-Dauer sieht die Virologin noch kein Licht am Ende des Tunnels. „Corona wird uns 2022 noch beschäftigen - wahrscheinlich darüber hinaus“, meinte sie. Es sei nur eine Frage der Zeit gewesen, bis sich die Mutationen durchgesetzt haben: „Die Mutation aus Großbritannien und andere werden uns überrennen, das Virus hat einen Raketenantrieb bekommen. Es geht nur noch darum: Können wir den Siegeszug der Varianten hinauszögern, Zeit gewinnen?“

„Glauben nicht, dass man mit dem Virus leben kann“
„Es wäre fatal zu glauben, wir könnten die Maßnahmen mit einer Inzidenz (Fälle pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen, Anm.) von knapp unter 50 lockern und dabei das Virus im Zaum halten“, so die Expertin, die sich auch für die sogenannte No-Covid-Strategie einsetzt. Zum Vergleich: In Österreich lag diese am Freitag bei 106,2. „Wir glauben nicht, dass man mit dem Virus leben kann, sondern, dass man es besiegen muss.“

Brinkmann fordert nun eine „konsequent durchgesetzte Kontaktvermeidungsstrategie“. Damit ließe sich die Sieben-Tage-Inzidenz schnell unter 10 drücken.

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