Bei knapp 30 Grad startete das 25. Frequency Festival am Mittwoch im St. Pöltner Green Park in die Vollen. Musikalisch bot es mit Chappell Roan, Post Malone und Suki Waterhouse den wohl stärksten Tag seit Jahren – heiß wurde den Fans aber auch meteorologisch. Mit Kraftklub, Ski Aggu und Co. wurden auch schon die ersten Acts für 2026 vorgestellt.
Den offiziellen Einlass gab es am Mittwoch erst um 14 Uhr, da haben sich aber schon manch hartgesottene Camper seit zwei ganzen Tagen die brütend-heiße Sommersonne auf den Leib scheinen lassen. Das Konzept des Frequency-Festivals zieht auch im 25. Jubiläumsjahr, selbst wenn man die Feierwütigen heuer im Vorfeld ordentlich herausforderte. Weil lange keine passenden Headliner in Sicht waren, musste das Festival gesamt um einen Tag vorverlegt und damit vom Wochenende entkoppelt werden. Das bedeutete für viele zusätzlich Urlaub nehmen, Pläne verwerfen und sich ärgern, dass man sich auf keinen Termin verlassen konnte. Das Line-Up mit Post Malone, Chappell Roan und Suki Waterhouse war dafür am Mittwoch so stark besetzt wie seit Jahren nicht mehr – und entschädigte für so manche Unannehmlichkeit.
Musik im familiären Rahmen
Der undankbaren Posten des Festival-Openers wurde dieses Jahr Bartees Strange zuteil. Der vielseitige Musiker aus Baltimore kommt eigentlich aus der Post-Hardcore-Szene, hat sich über die letzten Jahre aber zu einem eigenständigen und stilverweigernden Künstler emanzipiert. „Die Bezeichnung Indie Rock trifft wahrscheinlich am besten zu“, lacht er danach im „Krone“-Gespräch, „aber eigentlich versuche ich mich nicht so leicht festlegen zu lassen.“ Das vorwiegend aus seinem neuen Studioalbum „Horror“ bestehende Live-Material spielt er bei sengender Sommerhitze vor einer geringen Zahl an zweistelligen Fans, was ihn sichtlich wenig erfreute. „Ich weiß schon, dass die Fans bei 30 Grad am frühen Nachmittag lieber im Fluss entspannen“, spricht er die Traisen an, „aber ein paar mehr Leute wären bei meiner Österreich-Premiere schön gewesen.“ Das Leben ist halt kein Ponyhof.
Mit der Hitze hatte auch der Australier Jude York zu kämpfen. Sein Pop-Sound kulminierte vor einigen Monaten in die EP „Heartlights“, auf der er persönliche Geschichten mit opulenten und dramatischen Soundmomenten vermischt und dabei wie eine juvenile Ein-Mann-Version von Queen wirkt. Seine Karriere begann er im Duett mit der Frau Mama, die in der gemeinsamen Heimat als respektierte Opernsängerin firmiert. Vor immer noch hagerer Kulisse gibt der junge Mann alles, hat dann aber kurz darauf einen kleinen Hitzezusammenbruch – die Ärzte peppen in nach kurzer Erstversorgung aber wieder auf und alles ist gut. Vor den Konzertbühnen bleibt es lange dünn, zu erbarmungslos knallt die Sonne auf den Asphalt – dafür wird bei der Traisen ordentlich aufgetankt. Vorwiegend Wasser, aber auch ausreichend Bier. Mit dem Elektrolythaushalt ist nicht zu spaßen, der Tag ist lang und herausfordernd.
Hollywood-Star empfängt seine Lebenspartnerin
Alessi Rose, in manchen Ländern als Supportact bei Touren mit Dua Lipa und Tate McRae schon einem größeren Publikum bekannt geworden, sagt geplante Interviews wegen angeblicher Krankheit ab, wirkt auf der Bühne aber fit wie ein Turnschuh. Erstmals füllt sich die Space Stage am späten Nachmittag bei Suki Waterhouse. Das liegt einerseits am langsam aufkommenden Schatten vor der Bühne, andererseits auch an der Österreich-Premiere der Künstlerin, die zudem vor der Kamera reüssiert und mit „Twilight“-Superstar Robert Pattinson verbandelt ist. Der Superstar empfängt sie nach dem Gig hinter der Bühne, bleibt aber ansonsten möglichst unbeobachtet und völlig im Hintergrund. Das britische Model schwebt in engen Hotpants und weißem Schleier über das Parkett und haucht als Femme fatale mit virtueller Spinne Indie-Pop-Songs ins Mikro. Ihr durchaus gelungenes Cover des Oasis-Hits „Don’t Look Back In Anger“ erinnert an das Frequency von früher und vermischt es mit der Gegenwart. Auch Tracks wie „OMG“ überzeugen. So ein Gig wäre auch indoor schön.
Einen Riss in die internationale Klang-Beschaulichkeit reißt dann der ostdeutsche Proll-Rapper Finch, dessen Karriere in den letzten Jahren einen bahnbrechenden Boost hinlegte. Wer den Jägermeister-Hirsch flächendeckend über den Oberkörper tätowiert hat, der ist gewiss nicht für zartfühlende Filigrankunst zu haben, dementsprechend kompromisslos lockt die wilde Techno-Party über mehr als eine Stunde lang alle Energien aus den langsam von den Sonnentoten erwachenden Besucherkadavern. Songs wie „Eskalation“, „Richtig Saufen“, „Liebe auf der Rückbank“ oder „Gabber Girl“ geben die Richtung vor. Zwischendurch ballern Samples von Scooter aus den Boxen, Rapper Tream verstärkt das Gebaren bei „Kamikaze“ und ein eigener Wrestling-Ring sorgt für körperliche Action. Im Interview vor dem Gig trägt Finch ein Shirt von Wrestling-Legende Macho Man Randy Savage, das er um schlanke 170 Euro erstanden hat. Unzählige Trinksprüche, Feuersalven und Prollgesten später geht Finch verschwitzt von der Bühne und die Fans können eine Stunde lang ruhig durchatmen – so lange dauert es nämlich, bis mit Durchstarterin Chappell Roan der erste große Topstar des Festivals auf die Bühne kommt.
Visuelle Messe ohne Nähe
Die „Midwest Princess“ musiziert mit einer rein weiblichen Band, ist in ein ausladendes, von Rot-Tönen dominiertes Kleid gewandet und exerziert ihre optisch opulente Show vor einer märchenhaften Kulisse, die an ein Drachenschloss gemahnt. Kein Wunder, dass der Umbau für dieses Bühnenmonstrum eine ganze Stunde gedauert hat. Bilder von mythenbehafteten Gargoyles sind zu drehen, auf der Videowall speien Drachen Feuer und das mächtige Schlosstor erinnert an einen Eingang zu einem verlassenen Friedhof im herbstlichen Irland. Die Fans sind stark geschminkt, bunt gekleidet und zeigen sich unheimlich textsicher. Tracks wie „Femininomenon“, „Naked In Manhattan“ oder die neue Single „The Subway“ zeigen sie in unterschiedlichen Facetten. Der basische Sound des 80er-Pop dient als kompakte Unterlage, auf der Roan, sich stets über die opulente Bühne bewegend, präsentiert. Die verbale Interaktion mit den Fans bleibt vornehmlich aus, aber die ausufernde Show entschädigt dafür vollends. Mit „Good Luck, Babe!“ und „Pink Pony Club“ gibt’s die Superkracher zum Abschluss. Eine visuelle Messe, der es aber ein bisschen an Nähe fehlte.
Das genaue Gegenteil davon ist der amerikanische Tausendsassa Post Malone, der mit seiner Mischung aus Hip-Hop, Rock und Country zurecht zu einem der größten globalen Superstars der Gegenwart wurde. Mit seinen Gesichtstattoos, den Goldzähnen und seinem Holzfällerhemd ist er die perfekte Mischung aus texanisch-ruralem Stiertreiber, jungen Pseudo-Bruce-Springsteen und drogendealendem Gangsta-Rapper. Vor allem aber ist der bei seinem ersten Österreich-Auftritt sichtlich illuminierte Frontmann mit dem markanten Besenschnauzer ein Sprachrohr für Mental Health. Bei seiner mit zahlreichen Pyroeffekten und Feuerwerksexplosionen verstärkten Show erklärt er sich und seine Fans als gemeinschaftliche „Losers“, verteilt bei „Pour Me A Drink“ Biere aus dem Weichplastikbecher und kniet demütig vor den Fans. Das Publikum wirkt nach Roans optischen Mummenschanz von der basischen Vorstellung Malones etwas konsterniert und verpasst eine inbrünstige und grundehrliche Performance, die als Highlight des Abends durchgeht. Auf eine baldige Wiederholung!
Erste Highlights für 2026 angekündigt
Angekündigt wurden übrigens auch die ersten Acts für das Frequency Festival 2026, das von 20. bis 22. August an gewohnter Stelle stattfinden wird. Kraftklub, Ski Aggu, SDP, BBNO$ und Souly sind die ersten bestätigten Künstler. Die Early-Bird-Tickets gibt es heute, Donnerstag, beim Frequency vor Ort von 15 bis 21 Uhr und ab 18 Uhr auf www.oeticket.com. Die heurige Version des Frequency setzt sich u.a. mit Scooter, Shawn Mendes, Nina Chuba und Central Cee fort.
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