Strategischer Vorteil

Chinesischer GPS-Rivale BeiDou nun im Vollbetrieb

Digital
13.08.2020 10:55

Nachdem vor wenigen Wochen der letzte Satellit des chinesischen Navigationsnetzwerks BeiDou ins All geschossen wurde, hat China seinen Positionsdienst nun in den Normalbetrieb überführt. Damit ist man im Reich der Mitte ab jetzt unabhängig vom US-amerikanischen GPS - für Chinas Militär ein wichtiger Meilenstein und eine späte Genugtuung.

Am 23. Juni hat China - mehr als 30 Jahre nach Planungsbeginn - den 55. und letzten Satelliten seines Navigationssystems BeiDou mit einer Rakete vom Typ „Langer Marsch 3B“ in die Erdumlaufbahn geschossen. In den Folgewochen wurde der neue Navigationssatellit ausgiebig getestet, nun wurde er laut einem Bericht des IT- und Technikmagazins „IEEE Spectrum“ in den Regelbetrieb überführt. BeiDou ist damit nun komplett.

Viele Smartphones empfangen BeiDou-Signale
Mit dem Navigationssystem hoffen die Chinesen, auch im Ausland gute Geschäfte zu machen - und tun das auch bereits, etwa auf Smartphones von Samsung oder Apple. Die unterstützen längst nicht mehr nur das US-amerikanische GPS, sondern auch Chinas BeiDou, Russlands GLONASS und das europäische Galileo, das ebenfalls kurz vor der Vollendung steht.

Auf globaler Ebene bestimmt BeiDou bei zivilen Nutzern die Position auf 2,34 Meter genau. Innerhalb Chinas und für dessen Armee ist das System präziser und soll die Position auf Zentimeterebene bestimmen. Bewegungen werden mit einer Genauigkeit von 0,2 Metern pro Sekunde erfasst.

Neben Positionsdiensten bietet BeiDou auch ein Kurznachrichten-Netzwerk für Notfälle. Damit sollen etwa Schiffe auf hoher See mit dem nötigen Equipment Notrufe absetzen können. BeiDou-Satelliten sollen 99 Prozent der Erdoberfläche erreichen.

Historischer Erfolg für Chinas Militär
Neben der zivilen Nutzung ist BeiDou auch beim chinesischen Militär im Einsatz, wo man es nach Jahrzehnten der Abhängigkeit von ausländischen Positionsdiensten als riesigen strategischen Vorteil wahrnimmt, von dem man jahrzehntelang profitieren wird.

China hatte 1996 aus erster Hand erfahren, was es bedeutet, von einem von einem anderen Staat kontrollierten Navigationsnetzwerk abhängig zu sein: Damals schoss China im Säbelrasseln mit Taiwan drei Marschflugkörper als Warnung Richtung Taiwan ab - und musste zusehen, wie zwei der GPS-gelenkten Raketen vom Kurs abkamen und im Meer versanken. Offenbar wurde das GPS-Signal unterbrochen - und GPS wird allein von der US-Regierung kontrolliert.

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Das war eine riesige Schande für die Volksbefreiungsarmee, eine unvergessliche Demütigung. So fassten wir den Beschluss, unser eigenes globales Navigations- und Positionssystem zu entwickeln, egal wie viel es kosten würde.

Vertreter der chinesischen Armee

Ein Vertreter der Armee erzählte der „South China Morning Post“ später: „Das war eine riesige Schande für die Volksbefreiungsarmee, eine unvergessliche Demütigung. So fassten wir den Beschluss, unser eigenes globales Navigations- und Positionssystem zu entwickeln, egal wie viel es kosten würde.“

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