Katastrophe in Arktis

20.000 Tonnen Brennstoff bei Ölunfall ausgetreten

Ausland
04.06.2020 17:32

Im nordrussischen Norilsk sind aus einem ansässigen Werk - einem der größten Nickelhersteller weltweit - mehr als 20.000 Tonnen Diesel ausgetreten. Der Unfall ereignete sich bereits am 29. Mai. Seitdem bewegt sich das Öl über die Flusssysteme Krasnojarsks auf das Nordpolarmeer zu. Russlands Präsident Vladimir Putin hat für die Region den Notstand ausgerufen. Spezielle Einsatzkräfte versuchen derzeit, die Umweltschäden in Böden und Gewässern einzudämmen. Man hofft, bereits eine effektive Lösung gefunden zu haben.

Nach einem verheerenden Öl-Unfall in einem sibirischen Kraftwerk hat Putin den nationalen Notstand ausgerufen und den Chef des Kraftwerkbetreibers NTEK scharf angegriffen. „Wie kann es sein, dass die Regierung erst zwei Tage später davon erfahren hat?“, fragte er bei einer im Fernsehen übertragenen Videokonferenz.

Gouverneur erfährt von Unfall aus dem Internet
An NTEK hatte sich Putin in ungewohnt aggressivem Ton gerichtet: „Sollten wir über die Notsituation aus den sozialen Medien erfahren? Geht es Ihnen dort noch gut?“ Das Bergbauunternehmen Norilsk Nickel, Mutterkonzern des Kraftwerkbetreibers, konterte, man habe den Vorfall „rechtzeitig und korrekt“ gemeldet. Der Gouverneur der betroffenen Region Krasnojarsk hingegen sagte nach Angaben Putins, er habe von dem Vorfall erst am Sonntag erfahren - nachdem im Internet Videos des verschmutzten Flusses aufgetaucht waren.

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Sollten wir über die Notsituation aus den sozialen Medien erfahren? Geht es Ihnen dort noch gut?

Wladimir Putin

Notstand für Aufräumarbeiten ausgerufen
Bei dem Unglück waren mehr als 20.000 Tonnen Diesel in einen Fluss geströmt, rund 5000 Tonnen Diesel sollen bereits im Boden versickert sein. Kreml-Chef Putin rief den Notstand aus, um mehr Ressourcen für die Aufräumarbeiten bereitzustellen. Speziell geschulte Einsatzkräfte befinden sich bereits vor Ort. Momentan wird fieberhaft versucht, die Umweltschäden in Böden und Gewässern einzudämmen. „Die wichtigste Frage ist jetzt, wie wir das Leck beseitigen. Ich denke, wir haben eine Lösung gefunden“, so Zivilschutzleiter Jewgeni Sinitschew.

Einsatz ist „wirksam“
Die Umweltorganisation Greenpeace geht davon aus, dass geplante Absperrungen - Putin hatte vorgeschlagen, die Lage mit chemischen Bindestoffen in den Griff zu bekommen - nur einen kleinen Teil des Brennstoffes abfangen können. „Man muss davon ausgehen, dass fast der ganze ausgelaufene Diesel in der Natur bleiben wird“, so Aktivist Wladimir Tschuprow. Die Umweltaufsicht betont, dass der Einsatz von speziellen Ölsperren und Baumstämmen, die die Dieselmengen in den Gewässern auffangen, wirksam sei. Tschuprow aber schätzt, dass sich die Umweltschäden alleine in den Gewässern auf mehr als sechs Milliarden Rubel (rund 91,4 Millionen Euro) belaufen könnten. 

„Verheerende Auswirkungen“
Lukas Meus, Biodiversitätsexperte bei Greenpeace Österreich befürchtet katastrophale Auswirkungen auf die arktische Tierwelt: „Das ausgetretene Öl ist auf dem Weg in die Karasee und bedroht somit Robben, Walrosse, Eisbären und Belugas.“

Umweltkontrollen vor Ort stärken
Im Jahr 2016 war es in einem von Norilsk Nickel betriebenen Werk zu einem Schadstoff-Unfall gekommen, bei dem ein anderer Fluss in der Region massiv verschmutzt wurde. Gegen den Konzern wurde damals eine Geldstrafe von umgerechnet weniger als Tausend Euro verhängt. „Gerade in Russland entziehen sich Unternehmen oft der finanziellen Haftung für Umweltschäden. Daher müssen die Umweltkontrollen vor Ort gestärkt werden und der Betrieb solcher Anlagen muss unter strenger Kontrolle stehen“, fordert Meus.

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