Moderne Forschung

Neues aus der Herzmedizin

Gesund
22.07.2019 06:03

Fortschritte bei der Entwicklung von Medikamenten, Möglichkeiten der Digitalisierung für die medizinische Versorgung - diese und weitere aktuelle Erkenntnisse vom kürzlichen Kongress der Kardiologen in Wien finden Sie hier. 

Künstliche Intelligenz hält in der Herzmedizin Einzug und wird vieles verändern, waren sich die Teilnehmer der Jahrestagung der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft (ÖKG) in Wien einig. Prim. Univ.-Prof. Dr. Andrea Podczeck-Schweighofer, SMZ Süd - Kaiser Franz Josef Spital, Wien, Präsidentin der ÖKG, dazu: „Auf der einen Seite steht das unmittelbare ärztliche Tun, also zuhören, angreifen, abhören, einschätzen von Befunden sowie der Kontakt mit Patienten und Angehörigen. Andererseits ergeben sich Möglichkeiten, die unsere Arbeit völlig verändern werden.“ Die Vorsorge könnte einfacher werden, z. B. durch Fitness- und Gesundheitsapps (Schrittzähler, Blutdruckkontrolle etc.). Diese motivieren zu einem herzgesunden Lebensstil. Ausgebaute Digitalisierung wird aber auch eine größere Rolle bei der Nachsorge nach Infarkt spielen oder bei Notfällen, etwa bei den Auswertungen von EKGs.

Datenanalyse sowie daraus zu stellende Diagnosen und Prognosen durch künstliche Intelligenz spielen künftig eine große Rolle. „Algorithmus schlägt Stethoskop, könnte es bald heißen“, so die ÖKG-Präsidentin. „Herzultraschall-Untersuchungen zeigen beispielsweise durch Maschinenlernalgorithmen in der Diagnostik bessere Leistung als selbst erfahrene Ärzte.“ Diverse Projekte (z. B. PROFID „Personalized Risk Prediction for Sudden Cardiac Death“) laufen jetzt schon. Mittels Computerprogramm lässt sich so eine genauere Vorhersage von bedrohlichen Herzrhythmusstörungen treffen und dementsprechend früher therapeutisch handeln. Eine allzu große „Entmenschlichung“ der Medizin wäre jedoch gerade für Herz-Kranke fatal, bremsen die Kardiologen jedoch ein. „Vor allem unsere Patienten brauchen Zuwendung und ein kompetentes Gegenüber, das ausreichend Zeit hat, um jegliche Bedenken und Ängste in Ruhe zu besprechen“, so Prim. Podczeck-Schweighofer.

Moderne Arzneien für Kardiologie-Patienten
In der Herzchirurgie wird die Digitalisierung ebenso häufiger praktische Anwendung finden, so dienen etwa Modelle aus modernen 3-D-Druckern zur präzisen OP-Vorbereitung. Die Kardiologen berichteten auch über Fortschritte bei Medikamenten: Einerseits zeigen aktuelle Studien, dass zwei zur Diabetesbehandlung verwendete Substanzgruppen (Zuckersenker namens SGLT-2-Hemmer) auch mit positiven kardiovaskulären Effekten (weniger Herzinfarkte und Schlaganfälle) einhergehen. Andererseits kam es zu bahnbrechenden pharmakologischen Fortschritten bei der Entwicklung von Medikamenten zur Behandlung von „Amyloidose“. Bei dieser Gruppe von Erkrankungen zeigen sich Ablagerungen auch im Herzmuskel. Das Organ „verklebt“ gleichsam. Das gar nicht so selten auftretenden Leiden wurde bisher nicht behandelt, nun gibt es erstmals wirksame Arzneien.

Auch den vielfältigen Ursachen für Herzerkrankungen sind die Forscher immer genauer auf der Spur. So fanden Schweizer Wissenschafter heraus, dass sowohl Luftverschmutzung - insbesondere Feinstaub - als auch Verkehrslärm das Herzinfarkt-Risiko deutlich erhöhen. Vor allem die Kombination aus beiden Faktoren schädigt „Pumpe“ und Gefäße. Die Mikro-Partikel des Feinstaubes gelangen mitunter in die Lungenbläschen und werden mit dem Blut in alle Organe transportiert. Auf Dauer führt das zu chronischen Entzündungen der Gefäßwand. Dann droht Herzinfarkt! Lärm wiederum wirkt auf das Lebensorgan, weil er eine ungesunde chronische Stressreaktion zur Folge hat.

Eva Greil-Schähs, Kronen Zeitung

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