Darf das sein?

Finanzfirma will Mitarbeiter chippen wie Haustiere

Digital
13.11.2018 14:23

Aufregung um die Idee einer britischen Finanzfirma: Weil diese ihre Mitarbeiter zur Erhöhung der Sicherheit chippen lassen will wie Haustiere, sehen sich die größten Arbeitgeberorganisationen des Landes dazu genötigt, solche Ansätze klar und deutlich zu verurteilen. Doch die ersten Chips sind bereits implantiert …

Stein des Anstoßes sind zwei Firmen, die sich auf das Chippen von Menschen spezialisiert haben, berichtet der „Guardian“. Da wäre auf der einen Seite die britische Firma BioTeq, die schon 150 Menschen mit RFID-Chips versehen hat, wie man sie auch zur Markierung von Haustieren nutzt. Und auf der anderen Seite die schwedische Firma Biohax, die sich auf ihrer Website als Weltmarktführer in diesem Bereich bezeichnet und in Europa, Australien und den USA aktiv ist.

Firma mit Hunderttausenden Arbeitern interessiert
Biohax hat im Gespräch mit britischen Medien kürzlich durchblicken lassen, dass man in Verhandlungen mit mehreren Unternehmen aus dem Rechts- und Finanzbereich stehe, die ihre Mitarbeiter mit Mikrochips ausstatten wollen. Eine der Firmen habe Hunderttausende Mitarbeiter. Namen wurden nicht genannt, es soll sich jedoch um eine Unternehmensberatung handeln. Anfragen des „Guardian“ wurden von EY und PwC dementiert, bei Deloitte wollte man keinen Kommentar abgeben.

Das Thema wird in Großbritannien emotional debattiert. Befürworter gechippter Mitarbeiter sehen in den RFID-Chips, die in die Hand implantiert werden, ein probates Mittel, um die Sicherheit innerhalb eines Unternehmens zu erhöhen. Sie betonen auch, wie bequem es sei, Türen in der Arbeit einfach mit der gechippten Hand öffnen zu können, wie das etwa in Schweden bereits vereinzelt passiert. Gegner der Idee warnen derweil, dass damit orwellschen Zuständen Tür und Tor geöffnet und der Arbeitnehmer der Totalüberwachung preisgegeben werde.

Arbeitgebervertreter auf Arbeitnehmerseite
Tatsächlich stellen sich die britischen Arbeitgebervertretungen in dieser Causa nicht auf die Seite jener Unternehmer, die ihre Mitarbeiter gern chippen würden, sondern auf die Arbeitnehmerseite. „Während Technologie die Art, wie wir arbeiten, stetig verändert, wird uns beim Lesen dieser Idee unwohl. Firmen sollten sich auf unmittelbarere Prioritäten konzentrieren und darauf, ihre Mitarbeiter zu motivieren“, heißt es von der Industriellenvereinigung Confederation of British Industry.

Und der Trades Union Congress warnt: „Wir wissen, dass die Arbeiter bereits besorgt darüber sind, dass manche Arbeitgeber Technologie nutzen, um sie zu kontrollieren und so das Recht des Personals auf Privatsphäre zu untergraben. Die Mitarbeiter zu chippen würde den Managern sogar noch mehr Macht und Kontrolle über ihre Arbeiter geben. Da gibt es offensichtliche Risiken und die Arbeitgeber sollten diese nicht einfach zur Seite kehren oder das Personal zum Chippen zwingen.“

Implantationsfirmen wittern gutes Geschäft
In den Unternehmen, die mit gechippten Mitarbeitern Geld verdienen, sieht man das freilich anders. Mit Blick auf die Unternehmensberater erklärt der Gründer von Biohax: „Diese Firmen haben sensible Dokumente, mit denen sie sich beschäftigen. Die Chips würden ihnen erlauben, für alle genaue Berechtigungen festzulegen.“ Außerdem müsse man ja nicht gleich alle Mitarbeiter chippen: Wenn nur jeder Achte einen Chip habe, spare man auch schon eine Menge physische Schlüssel und Ausweise.

Für Unternehmen wie Biohax, wo man laut eigenen Angaben schon rund 4000 mit Implantat versehene „Kunden“ hat, ist indes jeder gechippte Arbeitnehmer ein gutes Geschäft. Immerhin kostet ein Implantat umgerechnet zwischen 80 und 300 Euro…

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