Prozess in Innsbruck

„Waffennarr“ hortete hochexplosive Kriegsrelikte

Tirol
04.11.2018 06:42

Es war eine Falle der italienischen Carabinieri, die ein riesiges Waffenarsenal aus dem Ersten Weltkrieg auffliegen ließ und einen Oberländer (48) auf die Anklagebank des Innsbrucker Landesgerichtes brachte. „Heute bin ich sogar froh, dass ich erwischt wurde“, gestand der Mann, der mit einer Diversion davonkam.

„Ich habe mit fünf Jahren meine erste Patrone gefunden. Seitdem war ich leidenschaftlicher Sammler, Herr Rat. Das wurde mit von meinem Vater und Großvater in die Wiege gelegt“, erklärte der Angeklagte vor Gericht. Doch der Tiroler bedachte offenbar nicht, wie gefährlich die vorwiegend gefundenen Waffen, Granaten, Luftminen und Sprengstoffladungen hätten sein können. „Es war alles verrostet und nicht mehr funktionsfähig“, versuchte der Angeklagte seine riesige Sammlung klein zu reden. „Ich hätte meine Familie ja nie in Gefahr gebracht“, meinte der zweifache Familienvater.

„Teile waren gefährlich“
Doch ein sachverständiger Zeuge, der sich die Kriegsrelikte für die Polizei genau angesehen hatte, war anderer Meinung. „In fast jeder einzelnen Granate waren Sprengstoffreste zu finden. Einige Sachen hätte durchaus auch explodieren können“, betonte der Spezialist. Aufgeflogen ist der im Oberland lebende Waffensammler übrigens aufgrund einer verhängnisvollen Falle eines verdeckten Ermittlers, mit dem er zwei Pistolen und ein zerlegtes Maschinengewehr tauschen wollte. Doch im Stadtzentrum von Cormòns, im Nordosten Italiens, wurde der 48-Jährige dann mit den Kriegswaffen im Kofferraum gestoppt und festgenommen. „Ich saß ein Monat lang mit Mördern, Schwerverbrechern und Mafiosi im Gefängnis. Es war einfach die Hölle für mich“, schilderte der Angeklagte. „Aber nun bin ich froh, dass alles aufgeflogen ist.“

Hühnerzucht statt Waffensammlung
Richter Gerhard Melichar und die zunächst skeptische Staatsanwältin stimmten schlussendlich einer außergerichtlichen Einigung zu. Der 48-Jährige muss eine Geldbuße von 3000 Euro plus 1000 Euro Verfahrenskosten zahlen und bleibt damit ohne Vorstrafe. „Ich kann Waffen nicht mehr sehen und züchte nun Hühner. Es war mit eine Lehre“, war die Erleichterung beim Angeklagten groß.

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