Faszination Kuppelshow

Psychologin: „Uns reizt, wenn es menschelt“

Adabei
06.09.2018 06:00

Sie hat sich entschieden! Seit Wochen verteilt Nadine Klein (32) bei Die Bachelorette Rosen an liebeshungrige Männer. Nun hat sie sich für ihren Traummann entschieden: Personal Trainer Alexander Hindersmann konnte das Herz der Bachelorette erobern! Diese Entscheidung fiel der Rosenlady allerdings ganz und gar nicht leicht. Für den Zweitplatzierten Daniel Lott hat sie nämlich auch starke Gefühle. „Ich bin in zwei Männer verschossen. Ich habe Angst davor, die falsche Entscheidung zu treffen“, verriet sie unter Tränen. Kuppelshows wie „Die Bachelorette“ ziehen Zuseher regelmäßig in ihren Bann. Worin liegt die Faszination daran? Psychologin Mag. Christina Beran im „Krone“-Interview.

Mit freudestrahlendem Lächeln und einem damit einhergehenden Kuss schenkte RTL-Rosenverteilerin Nadine Klein im „Bachelorette“-Finale ihrem Auserwählten Alex die letzte Blume - und Millionen schauten zu.

„Krone“:Warum lassen wir uns von Liebes- und Kuppelshows dieser Art so faszinieren?
Beran: Wir sind soziale Lebewesen. Wenn es “menschelt“, zieht uns das an. Zu bedenken gilt, dass sich für Sendungen wie diese helle Köpfe sehr genau überlegen, wie Inszenierungen aussehen müssen, um Aufmerksamkeit zu erzeugen, diese zu halten und zu steigern. Gefühle zu erzeugen, ist das Um und Auf medialen Erfolges.

Bei Formaten wie etwa der „Bachelorette“ werden auch immer wieder Fake-Vorwürfe laut. Warum lassen wir uns dennoch so gerne etwas vorgaukeln?
Was wir von Formaten wie diesen erwarten, ist am ehesten „Unterhaltung“ - wir wissen, dass es sich dabei um keine Doku der Wissenschaftsredaktion handelt.

Was macht es mit uns, diese perfekt inszenierte „Realität“ vorgesetzt zu bekommen?
Die Entwicklung, die ich ausgehend von den sozialen Medien beobachte, ist, dass es immer stärker um Wirkung schlechthin geht: Nicht, ob ich etwas gut und richtig finde, zählt, sondern was am besten wirkt und die meisten Likes bekommt. Es formiert sich seit einiger Zeit aber eine gegenläufige Bewegung dazu.

Welche Gefahren sehen Sie an der heilen TV-Welt?
Man darf Show und Realität nicht verwechseln und dann enttäuscht sein, wenn es nicht wie im Format abläuft. Ein Kuss muss auch ohne, dass Musik erklingt und es Rosen regnet, schön sein können.

Mittlerweile gibt es auch Nacktshows wie „Adam sucht Eva“. Wo liegen die Grenzen im Trash-TV?
Die Macher wissen, dass wir uns schnell an Reize gewöhnen. Aufgrund des Gewöhnungseffekts braucht es immer mehr „Anregung“, um den gleichen Effekt zu erzielen. Wenn die Grenzen sich in Richtung Schamlosigkeit verschieben, finde ich das bedenklich. Öffentlich praktizierte Schamlosigkeit kann dazu beitragen, dass die natürliche Scham an Wert verliert. Diese schützt (mit dem damit einhergehenden unangenehmen Gefühl) die Grenzen unserer Intimität - und die der anderen.

Marie Leopoldsberger-Pribil, Kronen Zeitung

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(Bild: kmm)



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