Die Liebe begann im Internet – und endete für die Frau im Albtraum. Kaum war die erste Verliebtheit verflogen, zeigte der 35-Jährige sein wahres Gesicht: Kontrolle, Eifersucht, Drängen zur Heirat. Nach der Trennung sann er auf Rache – und griff zu einer besonders perfiden Methode. Selbst die Richterin fand klare Worte und bezeichnete sein Vorgehen als „widerlich“.
Die 38-Jährige trennte sich nach eineinhalb Jahren von ihrem Freund – akzeptieren wollte er das Ende der Beziehung aber nicht. Also ließ er sich eine besonders abscheuliche Form der Rache einfallen: Er richtete mit Fotos seiner Ex Fake-Accounts auf Instagram ein und gab vor, die Frau sei als Sex-Arbeiterin tätig. Er forderte „Herren, die eine angenehme Zeit verbringen wollen“ auf, sich zu melden, wobei er sowohl die Telefonnummer als auch die Anschrift der Frau angab.
Rosarote Brille endet in rasender Eifersucht
Zu Beginn lernte sich das Paar auf Tiktok kennen. Rasch verlobten sich die aus der Türkei stammenden Frischverliebten. Doch schon bald wendete sich das Blatt – die Frau legte rasch die rosa Brille ab, wie sie nun als Zeugin dem Gericht darlegte. Der Mann habe sie kontrolliert, ihr Treffen mit ihren Freundinnen untersagt und sei sehr eifersüchtig gewesen. Auf der anderen Seite habe er „ständig heiraten“ wollen, wofür es aus Sicht der Frau „zu früh“ war, wie sie ausführte.
Nachdem es Ende März zu Handgreiflichkeiten gekommen war, gab sie ihm den Laufpass. Der 35-Jährige akzeptierte das nicht. Zunächst schickte er ihr über WhatsApp Drohungen („Dein Kopf wird brennen“), er tauchte auch vor ihrer Wohnung auf und begehrte Einlass, indem er gegen die Tür trat.
Männer sind gekommen und haben an der Tür geklopft und angeläutet.
Das Opfer vor Gericht
Betroffene: „Ich war sehr beeinträchtigt“
Die erheblichsten Auswirkungen hatten jedoch die Fake-Accounts. Fast 100 ihr völlig unbekannte Männer schrieben die 38-Jährige an. Einige meldeten sich telefonisch oder standen sogar vor ihrer Wohnung, um die vermeintlichen Dienste in Anspruch zu nehmen. „Männer sind gekommen und haben an der Tür geklopft und angeläutet“, berichtete die Frau dem Gericht. Das habe sie „psychisch fertig gemacht. Ich war sehr beeinträchtigt“. Sie habe zwei Mal ihre Telefonnummer gewechselt. Ruhe habe sie aber erst mit der Inhaftierung ihres Ex-Freundes gehabt.
Der Angeklagte behauptete, er habe mit den Fake-Accounts nichts zu tun gehabt. Diese hätten seine frühere Partnerin oder eine ihrer Freundinnen angelegt, „um es mir in die Schuhe zu schieben“. In seiner Einvernahme stilisierte er sich zum Opfer: „Wir wollten heiraten. Sie hat mir die Ehe versprochen. Ich habe es geglaubt“. Dann habe die Frau von ihm 150 Gramm Gold verlangt. Weil er sich das nicht leisten konnte, „hat sie gesagt, ich soll mich schleichen.“
Richterin nennt Vorgehen „widerlich“
Vor Gericht konnte sich nicht einmal die Richterin einen Kommentar verkneifen und nannte das Vorgehen des 35-Jährigen „widerlich“. Der Mann fasste am Wiener Landesgericht wegen fortdauernder Belästigung im Wege einer Telekommunikation, beharrlicher Verfolgung, Nötigung und gefährlicher Drohung neun Monate Haft aus, davon drei Monate unbedingt.
Der Mann, der Anfang Juni wegen Tatbegehungsgefahr in U-Haft genommen worden war, akzeptierte nach Rücksprache mit seinem Verteidiger überraschenderweise die Strafe. Dieses verpflichtet ihn auch zur Zahlung von 700 Euro an seine Ex-Freundin. Mit diesem Betrag hatte sich die Frau dem Verfahren als Privatbeteiligte angeschlossen. Das Urteil ist rechtskräftig.
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