Medaillenjagd am Gras

„Auf der Piste kenne ich jeden Grashalm!“

Tina Hetfleisch rollt auch im Sommer die Piste runter. Grasskifahren nennt sich die Sommerversion zum Alpinen-Skisport und ist auch in Österreich am aufsteigenden Ast. Die 19-Jährige erzählt im Gespräch mit der „Krone“ von ihrer Medaillenjagd im Grünen und ihrem noch unerfüllten Herzenswunsch.

Berge zum Skifahren sucht man im Burgenland vergeblich – deshalb raßt Tina Hetfleisch übers Gras. „Eigentlich habe ich von einer Karriere als Ski-Profi geträumt“, gesteht die Südburgenländerin im Gespräch mit der „Krone“. Mit eineinhalb Jahren stand Tina zum ersten Mal auf der Piste, mit fünf das erste Mal auf einem Grasski. 

Anders als beim alpinen Skisport fehlt bei der Sommervariante der Schnee. „Um Winterprofi zu werden, hätte ich mit zehn auf eine Skischwerpunktschule wechseln müssen – weit weg von zu Hause.“ Für sie und ihre Eltern „war das damals keine Option.“

Michaela Dorfmeister gemeinsam mit Profi Tina.
Michaela Dorfmeister gemeinsam mit Profi Tina.(Bild: Tina Hetfleisch )

Gefahren wird von Mai bis Ende September auf bewachsenen Hängen. Ihre Disziplinen? Riesentorlauf, Slalom und Super-G. Die Leidenschaft für das Grasskifahren hat Tina übrigens von Schwester Kristin: „Ihre Begeisterung ist auf mich übergeschwappt – mit acht Jahren habe ich meine erste Medaille gewonnen.“

Inzwischen darf sie sich als Vize-Weltmeistertitel, drei-fachen Junioren-Weltmeisterin und mehrfache österreichische Meisterin bezeichnen. Mit ihren Grasskiern – zwischen 100 und 105 cm lang – rollt sie über die Pisten. 

„Gleiten wie auf Schnee funktioniert nicht, aber wir sind über 100 km/h schnell.“ Bis auf ein paar Wehwehchen ist sie bisher verletzungsfrei geblieben – „da klopfe ich auf Holz“, fügt die 19-Jährige hinzu.

Keine Zeit für Party
Zeit für ein Teenie-Leben hat Tina nicht. „Neben den Wettkämpfen trainiere ich fünf- bis sechsmal die Woche. Zeit für Party bleibt da keine“, räumt Tina ein. Während der Weltcupsaison bleiben auch Freunde und Familie auf der Strecke. Immerhin ist ihr Freund „selbst Grasskifahrer – so ist zumindest ein Teil von Familie bei mir.“

Die wichtigste Stütze: Ihre Eltern.
Die wichtigste Stütze: Ihre Eltern.(Bild: Tina Hetfleisch)

Neben ihrer Lieblingsstrecke zu Hause in Rettenbach fährt die ÖSV-Dame auch in Italien, Schweden und Tschechien. „In Rettenbach kenne ich jeden Grashalm.“ Lange stand auch der Iran im Kalender – dort war Grasskifahren besonders populär. „Meine Schwester konnte dort noch fahren. Tausende Fans jubelten – laut ihren Erzählungen war die Stimmung mega.“ Aktuell ist dort allerdings kein Start möglich.

Ohne ihren Eltern und Sponsoren wäre Grasskifahren nicht möglich. „Eine Saison kostet rund 6000 Euro – auch die Ausrüstung schluckt mehrere hunderte Euro.“ Preisgeld? „500 Euro sind auch schon das höchste der Gefühle.“ Neben ihrer Karriere im Nationalteam von Ski Austria studiert Tina seit Herbst in Wien.

Eine Olympiamedaille wäre für Tina ein Herzenswunsch, der in Erfüllung geht.
Eine Olympiamedaille wäre für Tina ein Herzenswunsch, der in Erfüllung geht.(Bild: Tina Hetfleisch)

Im Winter ist sie, natürlich, wieder auf den Skiern unterwegs: „Ich liebe es auch, mit Kindern zu arbeiten. Als Skilehrerin kann ich das super kombinieren.“ Mit der Weltmeisterschaft Ende August in Tschechien – steht das Saisonhighlight vor der Türe: „Der gesamte Trainingsfokus liegt gerade auf der WM – ich werde mein Bestes geben.“ Ihr Herzenswunsch bleibt noch unerfüllt: „Ich hoffe, dass Grasskifahren irgendwann Teil von Olympia wird.“

 

Porträt von Ann Sophie Walten
Ann Sophie Walten
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