Eine verpflichtende Sommerschule soll außerordentlichen Schülerinnen und Schülern ab nächstem Jahr helfen, Deutsch zu lernen. Bildungsminister Wiederkehr will dafür notfalls Lehrkräfte verpflichten. Die Lehrergewerkschaft zeigt sich sehr verärgert über die neuen Entwicklungen.
Ab 2026 sollten außerordentliche Schülerinnen und Schüler mit mangelnden Deutschkenntnissen verpflichtend die Sommerschule besuchen. Bildungsminister Christoph Wiederkehr (NEOS) rechnet mit einem Anstieg der Teilnehmerzahl von derzeit 17 Prozent – rund 8000 Kinder – auf über 70.000. Lehrerinnen und Lehrer, die in der Sommerschule unterrichten, erhalten entweder rund 60 Euro pro Stunde oder im folgenden Schuljahr eine Stunde weniger Unterrichtsverpflichtung. Sollte sich nicht genügend Personal freiwillig melden, will Wiederkehr Lehrpersonal mit Erfahrung in Deutschförderklassen notfalls verpflichten.
Viel sinnvoller wäre es, endlich die Schulen in die Lage zu versetzen, während des Schuljahrs mehr Sprachförderung anzubieten.
Paul Kimberger, oberster Lehrergewerkschafter
Scharfe Kritik der Lehrergewerkschaft
Lehrergewerkschafter Paul Kimberger (FCG) reagierte verärgert. Eine Verpflichtung von Lehrkräften sei eine „sehr unkluge Aktion“ und politischer Aktionismus. Er bezweifelt die Umsetzbarkeit der Pflicht-Sommerschule: Viele Schüler seien in den Ferien nicht anwesend oder würden trotz Anmeldung nicht erscheinen. Kimberger argumentierte auch, es sei quasi unmöglich, in zwei Wochen ausreichend Deutsch lernen. „Viel sinnvoller wäre es, endlich die Schulen in die Lage zu versetzen, während des Schuljahrs mehr Sprachförderung anzubieten“, forderte er einmal mehr deutlich mehr Personal und Ressourcen für diesen Bereich.
Kritik hagelte es auch von den Grünen
Auch Grünen-Bildungssprecherin Sigrid Maurer kritisierte die neuen Entwicklungen in Bezug auf die Sommerschule. Diese sei ein Erfolgsprojekt der türkis-grünen Regierung gewesen, ihre Weiterentwicklung sei grundsätzlich zu begrüßen. Mit „unausgegorenen Ankündigungen“ sorge die Regierung jedoch für Verwirrung und Beunruhigung bei den betroffenen Lehrern. Lehrpersonal und Eltern bräuchten Klarheit zu den geplanten Abläufen und Verpflichtungen, forderte Maurer in einer Aussendung.
Wiederkehr zeigt sich zuversichtlich
Zusätzlich kündigte Wiederkehr Maßnahmen zur Entbürokratisierung und die Möglichkeit von Orientierungsklassen für Kinder ohne Bildungserfahrung an. Trotz regionalem Lehrermangel sieht er die Personalsituation entspannter und verweist auf 17 Prozent mehr Bewerbungen. Das Bildungsbudget sei trotz Sparpakets gesichert.
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