Im Grazer Zentrum

Illegale Rennen: Mit Vollgas in die Katastrophe

Steiermark
02.09.2018 07:00

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wieder etwas Schlimmes passieren wird: In der steirischen Hauptstadt gibt es immer wieder illegale Autorennen, neuerdings sogar im Zentrum der Murmetropole. Das ist kein Kavaliersdelikt. Die Raser gefährden mit ihren halsbrecherischen Aktionen nicht nur sich selbst, sondern auch andere. Mit der Polizei spielen die Adrenalin-Junkies Katz und Maus...

Lokalaugenschein in der Grazer Innenstadt: Dienstagabend, es dämmert schon. Menschen spazieren durch die Herrengasse, genießen den lauen Abend. Beim Brunnen am Eisernen Tor, ein beliebter Treffpunkt von Jugendlichen, ist kein Bankerl mehr frei. Plötzlich heulen Motoren auf. Passanten zucken zusammen, drehen sich erschreckt um. Junge Männer mit protzigen Autos liefern sich am Joanneumring ein „Hazerl“. Audis und BMW, hörbar PS-stark, schwarz, aufpoliert, tiefergelegt, mit dicken Reifen und funkelnden Felgen.

„Wie die Irren!“, mault ein Mann. „Die scheinen das Wort ,Ring’ falsch verstanden zu haben“, sagt eine Frau, die an der Ampel steht, kopfschüttelnd. Als diese auf Grün schaltet, traut sie sich fast nicht über die Straße zu gehen - wohl aus Angst, es könnte noch ein Auto hinter dem Bus, der dort an der Haltestelle steht, hervorschießen.

Ein anderes Auto, auch aufgemotzt, fährt Runden: vom Joanneumring in die Schmiedgasse, dann in die Kaiserfeldgasse und zurück auf den Ring. In den Kurven vor dem Brunnen gibt der Fahrer Vollgas, das Heck bricht aus, die Reifen quietschen. Immer und immer wieder. Und aus dem Fenster dröhnt laute Musik.

Schwerer Unfall forderte 2005 einen Toten
Was die halbstarken Angeber mit ihren zu starken Autos da aufführen, ist gefährlich. Wie gefährlich, hat man im Jahr 2005 gesehen. Damals starb ein junger Mann bei einem Autorennen in der Triester Straße. Er war Beifahrer, der Fahrer hatte die Kontrolle über das Auto verloren und war mit vollem Karacho gegen einen Lichtmast gekracht.

Manche Testosteron-Gesteuerte lassen sich auch von solchen Unfällen nicht abschrecken. Normalerweise würden diese Rennen aber in der Nacht stattfinden, wenn sonst niemand auf der Straße ist, erklärt Chefinspektor Johann Hauptmann vom Wachzimmer Schmiedgasse. Und dass die Raser im Stadtzentrum unterwegs sind, sei ebenfalls neu.

Sie seien schwer zu erwischen, meint Oberstleutnant Alfred Kronawetter vom Verkehrsreferat der Polizei, sie würden sich nämlich immer kurzfristig über das Internet verabreden. Außerdem gebe es „Vorposten“, die sofort Alarm schlagen, sobald die Polizei in der Nähe ist.

Mordanklage für Todesraser
Im Februar 2016 lieferten sich zwei Männer in Berlin ein illegales Autorennen. Sie rasten mit ihren Pkw mit fast 200 „Sachen“ über den Kurfürstendamm. Dabei ignorierten sie elf rote Ampeln. An einer Kreuzung rammte einer der beiden einen Jeep, der Grün gehabt hatte. Der Geländewagen wurde mehr als 70 Meter weit über die Straße geschleudert, der Fahrer starb noch am Unfallort.

Der Fall sorgte auch hierzulande für Aufsehen. Die Raser wurden nämlich wegen Mordes angeklagt. Und zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Begründung: Mögliche Folgen ihrer Raserei waren den Tätern vollkommen egal, sie nahmen diese „billigend in Kauf“.

Später kippte der deutsche Bundesgerichtshof das Urteil. Die Neuauflage des Prozesses platzte vor wenigen Tagen. Die Verteidigung hatte den Richtern Befangenheit vorgeworfen.

Auch in Österreich (hier ist die Rechtslage ähnlich wie in Deutschland) gibt es einen Fall, in dem die Behörden nach einem Unfall, bei dem zwei Menschen starben, wegen Mordverdachts ermittelten. Der Täter war alkoholisiert und wollte seinem Leben ein Ende setzen.

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