In den Hohen Tauern

Retter seit 70 Jahren

Bergkrone
01.05.2018 12:25

Der Obervellacher Josef Kröll ist ein Bergretter der ersten Stunde und erzählt der „Berg Krone“ über die Rettung von Flüchtlingen und die ersten Pistendienst-Einstätze.

Die Berge der Hohen Tauern waren schon immer das Zuhause von Josef Kröll: „Meine Zieheltern bewirtschafteten die Hagener Hütte und schon als Zehnjähriger brachte ich mit dem Pony Verpflegung hinauf - das Pferd kannte den Weg.“ Jede freie Minute in seiner Kindheit war Sepp in den Bergen. Doch dann kam der Krieg und „ich musste zur Grundausbildung nach Tirol, wo wir für den Kriegseinsatz im Hochgebirge des Kaukasus vorbereitet wurden.“ Nach dem Krieg machte Josef Kröll die Lehre zum Maurer und kam 1947 zur Bergrettung.

„Dann kamen die Einsätze“, erinnert sich der heute 90-Jährige: „Es waren Kosaken, die als Flüchtlinge aus der britischen Zone über die Tauern in die amerikanische wollten. Da mussten wir oft ganze Familien retten, die sich in den Bergen versteckt hatten und in Not geraten waren.“ Die Rettungsaktionen verliefen mit primitivsten Mitteln, sogar das Verbandszeug mussten wir selbst kaufen, um zu helfen. Ebenso mussten die Bergretter auf die alpine Infrastruktur, also die Schutzhütten aufpassen: „Damals wurde viel gestohlen, weil nach dem Krieg niemand etwas hatte.“

1950 wurde in Mallnitz auf die Häusleralm der erste Skilift Kärntens errichtet. „Mit einem Sonderzug kamen die Skifahrer zu uns, um ein- oder zweimal hinauf zu fahren und wir Bergretter rückten zum ersten Pistendienst aus.“

Aus Kriegsbeständen wurde ein Akija gebaut: „Diesen Holzschlitten konnte man für den Transport in vier Teile zerlegen und bis zu drei verletzte Skifahrer konnten wir so ins Tal bringen, denn eine Pistenpräparierung gab es nicht.“ Zum Schienen von Beinverletzungen gab es einen vom örtlichen Spengler gefertigten Blechstiefel.

Geld gab’s für die ehrenamtlichen Retter nie: „Wir bekamen für die Einsätze aber eine Liftkarte.“ Auch unzählige verletzte Bergsteiger galt’s von Ankogel, Hochalm oder Säuleck zu bergen. „Zufahrtsstraßen, Wanderwege oder sogar Hubschrauber gab es damals nicht. Wir starteten unsere Einsätze direkt von der Haustüre und verbrachte die Nächte mit den Verletzten auf den Hütten, bevor wir sie am nächsten Tag ins Tal tragen konnten.“ Trotzdem würde Sepp auch heute wieder alles auf sich nehmen, um zu helfen.

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