Gespanntes Warten

A4-Schlepperprozess: Anwalt kündigt Geständnis an

Österreich
19.01.2018 10:40

Nach einer knapp zweimonatigen Pause wird der A4-Schlepperprozess am Montag wieder fortgesetzt. Es dürfte eine spannende Woche im südungarischen Kecskemet werden. Einerseits wird ein Geständnis erwartet, andererseits werden auch jene Abhörprotokolle präsentiert, die bereits im Vorfeld des mittlerweile auf 14 Angeklagte ausgeweiteten Strafprozesses für viel Wirbel gesorgt hatten. Die Aufnahmen der ungarischen Polizei stammen aus jener Nacht im August 2015, in der die 71 in einen Kühllaster gepferchten Flüchtlinge auf dem Weg aus Ungarn nach Deutschland qualvoll erstickt sind.

Am Montag soll der 39-jährige Drittangeklagte einvernommen, am Dienstag und Mittwoch sollen Protokolle der Telefonüberwachung von Gesprächen zwischen den Mitgliedern der Schlepperbande durch den Richter verlesen werden. Mihaly Irinkov, Verteidiger des bulgarischen Drittangeklagten, erklärte der APA, sein Mandant will seit Langem ein Geständnis ablegen, was seitens des Gerichtes jedoch immer wieder vertagt worden sei.

Anwalt: "Mein Mandant konnte Straftat nicht verhindern"
"Mit dem Geständnis möchte mein Mandant belegen, dass er nicht in der Lage war, die Straftat zu verhindern, der man ihn anklagt." Der 39-Jährige hätte laut Irinkov keine Möglichkeit gehabt, die Flüchtlinge vor dem Tod zu bewahren.

Der Drittangeklagte Vencislav T. steuerte ein Begleitfahrzeug des Todes-Lkws. Er soll außerdem dem Chauffeur des Kühllasters bei dessen Flucht geholfen haben. Dem Bulgaren werden qualifizierter Mord und Schlepperei im Rahmen einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen. Ihm droht eine lebenslange Haftstrafe. Irinkov machte zugleich darauf aufmerksam, dass sich der Prozess angesichts der ausgeweiteten Zahl der Angeklagten noch in die Länge ziehen könnte.

Polizist: "Wind blies uns Verwesungsgeruch entgegen"
Den Todeslaster mit den 71 Leichen, der nahe der ungarischen Südgrenze bei Morahalom weggefahren war, hatten die Schlepper am 27. August 2015 in einer Pannenbucht an der Ostautobahn bei Parndorf im Burgenland zurückgelassen. Dort wurde das Fahrzeug von österreichischen Polizisten entdeckt. Als sie die Ladefläche öffneten, fanden sie die zusammengepferchten, toten Flüchtlinge. "Der Wind blies uns Verwesungsgeruch entgegen", hatte ein Beamter ausgesagt.

Drei der vierzehn Angeklagten sind noch auf der Flucht. Seit 21. Juni 2017 wird gegen die Bandenchefs und die Mitläufer in Kecskemet verhandelt. Sie sollen die Schuld für den grausamen Erstickungstod der Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan, dem Iran und dem Irak tragen. Unter den 71 Opfern waren auch vier Kinder.

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