Blues meets Hop

Rückkehr der bluesigen Reibeisenstimme

Musik
24.10.2008 11:39
Als "House of Pain"-Frontmann hat er zusammen mit seinen Freunden DJ Lethal und Danny Boy die Massen zum Hüpfen gebracht und Multi-Platin-Rapgeschichte geschrieben. Inzwischen hat sich Everlast dem Blues zugewandt und lässt es insgesamt ein wenig ruhiger angehen. Nach "Whitey Ford sings the Blues", "Eat at Whitey's" und "White Trash Beautiful" legt der 39-Jährige nun mit "Love, War and the Ghost of Whitey Ford" sein nunmehr viertes, komplett in Eigenregie produziertes Soloalbum vor.
(Bild: kmm)

Und das poltert nach einer kurzen Fanfaren-Einleitung bereits mächtig aus den Boxen. "Kill the Emperor" heißt der Opener, auf dem Everlast gnadenlos mit der Bush-Regierung abrechnet. "I think I would if I could kill the Emperor", bricht es da wütend aus ihm hervor. Auch wenn er offen lässt, welchen "Kaiser" er da gerne über den Jordan schicken würde, wenn er nur könnte, lassen Anspielungen auf Schulmassaker, die Hurrikan-Katastrophe Katrina und die Gier nach Öl keinen Zweifel daran, wer gemeint ist.

"Kill the Emperor" ist jedoch nicht der einzige Song, auf dem der 1997 zum Islam konvertierte Musiker politische Missstände ankreidet. "Stone in my Hand", "Letters home from the Garden of Stone" oder "Throw a Stone" sprechen eine nicht minder deutliche, wenn auch nicht ganz so brachial wie zu Beginn des Albums vorgetragene Sprache. Du kannst noch so viele Kampfjets haben und Bomben abwerfen, ich kämpfe auch mit einem einfachen Stein in der Hand gegen dich, heißt es da sinngemäß auf "Stone in my Hand".

Aber Everlast ist kein blind von Hass und Wut Getriebener, wie das "Love" in seinem Albumtitel bereits erahnen lässt: Mindestens genauso oft, wie er die Schlechtigkeit der Welt thematisiert, besingt er die schönen, aber auch tragischen Seiten des menschlichen Beisammenseins. Songs wie "Anyone", "Friend" oder "Stay" bringen die romantische Ader Everlasts zum Ausdruck und dürften selbst bisherige Zweifler von der Vielfältigkeit seines musikalischen Talents überzeugen.

Denn: Ob bissiger Rap wie auf "Kill the Emperor", Gospel-Anleihen wie auf "Everyone" oder Dance-Rock-Bombast vom Schlager eines "Die in yer Arms" – Everlast beherrscht viele Stile, bringt sie aber äußerst stimmig unter einem Hut zusammen und drückt jedem einzelnen mit seiner markant markigen und stets die pure Coolness ausstrahlenden Reibeisenstimme einen unverwechselbaren Stempel auf. Selbst Johnny Cashs "Folsom Prison Blues", unterlegt mit dem von Cypress Hill bekannten Pfeifton, erstrahlt da in neuem Glanz.

"Love, War and the Ghost of Whitey Ford" ist demnach ein Album für jede Stimmungslage, das einmal mehr Everlasts Ruf als seriösen Musiker mit dem Händchen für ins Ohr gehende Melodien festigt. Jeder einzelne der insgesamt 16 Tracks ist somit nicht nur ausgesprochenen Whitey-Fans wärmstens zu empfehlen.

Fazit: 9 von 10 cool groovenden Punkten

von Sebastian Räuchle

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