Olympische Flamme

Fackellauf in Tibet ohne Zwischenfälle

Ausland
21.06.2008 16:12
Drei Monate nach den blutig niedergeschlagenen Unruhen in Tibet hat am Samstag unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen der chinesischen Behörden der olympische Fackellauf durch die Hauptstadt Lhasa stattgefunden. Er wurde stark verkürzt und dauerte nicht einmal zwei Stunden. Der Lauf startete vom Norbulingka-Palast, der früheren Sommerresidenz des Dalai Lama. Das seit 1959 im Exil in Indien lebende tibetische Oberhaupt hatte seine Landsleute aufgefordert, den Fackellauf nicht zu stören.

Das chinesische Staatsfernsehen übertrug die ersten Minuten des Fackellaufs live. Erster Läufer war demnach der 75-jährige Gonpo, ein tibetisches Bergsteiger-Idol. Der elf Kilometer lange Fackellauf führte zu der Potala-Palastburg, 130 Meter über Lhasa. Entlang der gesamten mit Zäunen abgesicherten Strecke hatten die chinesischen Behörden Hunderte von Polizisten und Soldaten postiert, Zwischenfälle wurden nicht gemeldet. Die ausgewählten Zuschauer schwenkten Fahnen und riefen "China". Etwa die Hälfte der 156 Läufer stammte aus Tibet, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete. Reporter mussten im Konvoi reisen und durften nur über den Beginn und das Ende des Laufs berichten. Der Kontakt mit Bewohnern der Stadt war ihnen untersagt. Nach der scharfen Kritik an dem Besuchsverbot für ausländische Journalisten organisierte die Regierung in Peking am Freitag eine Reise von Vertretern von 29 internationalen Medien nach Lhasa.

Verkürzter Lauf
Laut Augenzeugen waren viele Bewohner Lhasas von den Behörden aufgefordert worden, ihre Häuser während des Ereignisses nicht zu verlassen und ihre Geschäfte nicht zu öffnen. Bereits nach einer Stunde und 45 Minuten endete der Lauf. Eigentlich waren für den Lauf drei Stunden angesetzt worden, ursprünglich hatte er allerdings acht Stunden dauern sollen.

Exil-Tibeter kritisieren den Fackellauf als Ausdruck des chinesischen Machtanspruchs, ebenso die muslimischen Uiguren in der Nordwest-Region Xinjiang. Am Dienstag hatte das olympische Feuer Urumqi, die Hauptstadt der Region Xinjiang, erreicht. Der Fackellauf durch Xinjiang war überraschend um eine Woche vorverlegt worden. Die Behörden hatten die Bevölkerung vor Beginn aufgefordert, den Fackellauf im Fernsehen zu verfolgen.

Demonstranten frei gelassen
Die chinesischen Behörden hatten vor der Ankunft der Olympischen Flamme in Lhasa mehr als 1000 Beteiligte an den antichinesischen Protesten vom März freigelassen. Insgesamt seien 1157 Demonstranten wieder auf freiem Fuß, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua. Wegen ihrer Beteiligung an den Ausschreitungen seien Donnerstag und Freitag zwölf Menschen verurteilt worden. Die Höhe der Strafen wurde nicht angegeben. Weitere 116 Demonstranten seien noch im Gefängnis und warteten auf ihre Prozesse. Im April hatten chinesische Behörden im Zusammenhang mit den Protesten 30 Menschen zu Gefängnisstrafen zwischen drei Jahren und lebenslang verurteilt.

"China raus aus unserem Land!"
In der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu hat die Polizei am Samstag nach eigenen Angaben bei einem antichinesischen Protest mehr als 500 Exil-Tibeter festgenommen. Die Demonstranten, darunter buddhistische Nonnen und Mönche, skandierten Slogans wie "China raus aus unserem Land!". Am Vortag waren in Nepal drei Führer der Exil-Tibeter festgenommen worden. Ihnen wird Anstachelung von antichinesischen Unruhen vorgeworfen. In Nepal, wo zahlreiche Exil-Tibeter leben, ist es in den vergangenen Monaten immer wieder zu ähnlichen Protesten gekommen. In dem Himalaya-Staat sind die Maoisten unter ihrem 53-jährigen Führer Prachanda (eigentlich Pushpa Kamal Dahal) stärkste politische Kraft. Vor drei Wochen rief die Verfassunggebende Nationalversammlung die Republik aus, die Monarchie wurde abgeschafft.

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