Vier Wochen ist es her, dass die Eichhof-Bewohner in Pradl mit Plakaten ("Wir bleiben!") auf die umstrittenen Abriss-Pläne der Stadtregierung aufmerksam gemacht haben. Wer nun glaubt, dass sich in der Zwischenzeit jemand von offizieller Seite mit den Mietern in Verbindung gesetzt hat, irrt. Stattdessen wird am Bau eines weiteren Wohnblocks auf grüner Wiese gearbeitet.
Die Pläne für die Nachverdichtung liegen fix und fertig in der Schublade, der Startschuss könnte bereits im Herbst erfolgen, wenn auf einer Wiese im Eichhof ein zusätzlicher Wohnblock hochgezogen wird. Die Bürgerinitiative Eichhof lässt nun Architekten das Vorhaben prüfen: Werden Abstände eingehalten, ist die angepeilte Kubatur auf dieser Fläche überhaupt möglich? 26 Wohnungen sollen auf dem Flecken an der Kranewitterstraße entstehen.
Gesamtzahl steigt von 390 auf 530 Wohnungen
Parallel dazu werden die angrenzenden Eckgebäude Langstraße bzw. Lindenstraße schon seit längerem nicht nachbesiedelt, 55 Wohnungen stehen laut IIG-Chef Franz Danler leer. In weiteren Bauphasen sollen diese Gebäude, obwohl vor 12 Jahren thermisch saniert, abgerissen und mit einer höheren Baudichte neu aufgebaut werden. 143 Wohnungen würden auf diese Weise neu hinzukommen, Kostenpunkt: 50 Millionen Euro, macht rund 385.000 Euro pro Wohnung.
Mieter leben seit Jahrzehnten dort - und sollen gehen
Doch hinter den nackten Zahlen verbergen sich menschliche Schicksale, die Politiker zu vergessen scheinen: Hunderte Mieter, die teilweise seit Generationen hier leben und ihr ganzes Geld in die Renovierung bzw. Verschönerung ihres Heimes steckten, müssen in andere Wohnungen umgesiedelt werden, bevor sie dann wieder in ihre gewohnte Umgebung zurückkehren können.
Anreiz 3500 Euro
Die Wohnbaugesellschaft IIG lockt mit tollen, neuen Wohnungen, die - im Gegensatz zu Altbauten - einige Annehmlichkeiten bieten: Zentral- statt Öl- und Holzheizungen, Lift (bei 5 Stockwerken ein Argument), Balkon, Barrierefreiheit, niedrige Betriebskosten etc. Die Firma IIG organisiert sogar die Übersiedlung, stellt Tischler zur Verfügung und legt obendrein Geld drauf: 1500 Euro Siedlungspauschale, 2000 Ablöse für das Mietverhältnis und Ablöse für getätigte Investitionen.
Angst, dass die Mieten in Zukunft ansteigen
Kein Wunder, dass viele schwach geworden sind. Aber dennoch: 140 wollen nicht ausziehen. "Viele haben ganz einfach Angst davor, dass mit einem neuen Vertrag auch Mieterhöhungen kommen", berichtet Markus Trafoier, Sprecher der Bürgerinitiative. "Billig ist es ja oft nur am Anfang, dann steigen die Mieten! Jeder kennt solche Fälle."
Anfang Mai endet die Einspruchsfrist für den neuen Wohnblock. Die Absiedelungsgespräche stocken, aber an den Verdichtungsplänen wird festgehalten.
Von Philipp Neuner, Kronenzeitung
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