Illegales Angebot

FMA verbietet Kreditvergabe unter Privatpersonen

Österreich
07.01.2010 10:56
Die im Oktober 2009 gestartete private Kreditvermittlungs-Plattform bankless-life.at hat bei der Finanzmarktaufsicht (FMA) keine Gnade gefunden. Da der Verein, der die Website betreibt, keine entsprechende Konzession besitzt, wurde das weitere Geschäft untersagt. Bei bankless-life.at können sich die Vereinsmitglieder untereinander gegenseitig Geld leihen. Die Plattform kündigte mittlerweile Schritte gegen die FMA-Entscheidung an.

Ein entsprechender Bescheid sei bereits am 22. Dezember ergangen, teilte die FMA am Donnerstag mit. Sollten weiter Geschäfte getätigt werden, droht eine Verwaltungsstrafe.

Verein will vor Gericht gehen
Bankless-life.at kündigte unterdessen an, weitermachen zu wollen. Dazu werden Rechtsmittel bei Verwaltungsgerichtshof und Verfassungsgerichtshof eingelegt, sagte Siegfried Fischer, Obmann des Vereins Nick2Nick, der die Plattform betreibt. Unmittelbar abschalten könne man die Plattform nicht, da es laufende Projekte und Verträge gebe. Die FMA habe außerdem gewisse Fristen nicht eingehalten und Protokolle nicht geschickt. Der Verein brauche laut Fischer auch keine Konzession oder Gewerbeschein, weil er weder Geld anlege noch Zinsen zahle, sondern lediglich Kredite vermittle.

Private Kreditvermittlung
Bei bankless-life.at geben Interessenten bekannt, wie viel Geld sie brauchen und schlagen Zinshöhe und Laufzeit vor. Meist bekommen sie den Gegenwert von mehreren Anlegern. Der Geldtransfer war nur zwischen Vereinsmitgliedern möglich. Der Verein hatte im Oktober 1.800 Mitglieder.

Wirtschaftskrise war Auslöser für Gründung
Die Plattform war gegründet worden, weil die Banken aufgrund der Wirtschaftskrise Kredite nur zögerlich und mit hohen Zinsen vergaben. 2005 war in Großbritannien mit Zopa der erste Kreditmarktplatz an den Start gegangen, heute werden derartige Sites weltweit rege genutzt. Der monatliche Mitgliedsbeitrag bei bankless-life.at beträgt fünf Euro.

Der Betreiberverein "Nick2Nick" war erst drei Monate vor dem Start der Plattform gegründet worden, damals unter dem Namen "Von Menschen für Menschen" - nicht zu verwechseln mit Karlheinz Böhms "Menschen für Menschen".

Einfaches Prinzip, niedrige Kosten
Das Prinzip hinter bankless-life.at ist einfach. Interessenten geben online bekannt, wofür sie wie viel Geld brauchen und schlagen Zinshöhe und Laufzeit vor. Im Normalfall wird ein "Wunschprojekt" von mehreren Personen finanziert, so Fischer. Im Schnitt zahle man über bankless-life.at 30 bis 40 Prozent weniger Zinsen als bei der Bank. Auch Geldgeber bekämen eine höhere Rendite.

Kreditnehmer und -geber kennen voneinander nur Nicknamen, Alter, Beruf und Bundesland. Alle Beteiligten unterschreiben aber einen Darlehensvertrag, um den sich ein Wirtschaftstreuhänder kümmert. Wer ins Geschäft kommen will, muss eine Haushaltsrechnung erstellen und dem Verein Lohnzettel und eine Ausweiskopie übermitteln. Mitglieder können sich über bankless-life.at nur Geld leihen, wenn die Kreditrate den monatlich frei verfügbaren Betrag nicht übersteigt.

Plattform nicht für Kreditunwürdige gedacht
Die Plattform solle nicht Personen anlocken, die "sonst nirgends mehr Geld bekommen", hatte Vereinsobmann und Unternehmensberater Siegfried Fischer anlässlich der Eröffnung der Webseite erklärt. Man arbeite mit einer Wirtschaftsauskunftei zusammen, die die Bonität der Kreditnehmer prüfe. Den Kreditgebern versichere der Verein, dass sie ihr Kapital zu 100 Prozent zurückbekommen. Dafür werde von jedem Darlehen ein Teil einbehalten und in einen Pool gelegt, aus dem nicht beglichene Raten gezahlt werden. Säumigen Schuldnern wird nach einer Mahnung ein Inkassobüro geschickt.

Derzeit gibt es weltweit rund 20 Internetplattformen für Peer-to-Peer-Kredite, so Fischer. Die größte Site in Deutschland, smava.de, etwa hat seit ihrer Gründung im März 2007 Kredite mit einem Volumen von rund 16 Millionen Euro vermittelt. Derzeit sind rund 10.000 Anleger und 2.500 Kreditnehmer auf der Plattform aktiv, hieß es bei smava. Die Geldsuchenden sind zu je einem Drittel Privatpersonen, die sich zum Beispiel ein Auto kaufen wollen, Selbstständige und Personen, die umschulden müssen. Die Krise merke smava "deutlich". Seit Frühjahr 2009 seien die Anfragen um 30 Prozent gestiegen.

Privates Kreditgeschäft bewegt sich in einer Grauzone
Bereits bei der Eröffnung von bankless-life.at war bekannt, dass sich derartige Websites in Österreich in einer Grauzone bewegen. Hierzulande definiert das Bankwesengesetz das Kreditgeschäft als Sache von Banken. Wer gewerblich - also zumindest mehr als einmal - einen Kredit gewährt, braucht dafür eine Konzession. Auch die Vermittlung von Krediten ist an sich ein Bankgeschäft. Daneben gibt es aber einige Gewerbescheine, die zur Kreditvermittlung berechtigen. Ab wann der Geldverleih gewerblich ist, ist im Einzelfall zu prüfen.

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