"Vier Jahre zu viel"

“Schubser” kommt auch nach Überfall sehr milde davon

Österreich
08.02.2010 15:06
Neuerlich bemerkenswert milde ist am Montag im Wiener Straflandesgericht jener junge Mann bestraft worden, der im April 2008 in Währing den Politiker Gottfried Natschläger (kleines Bild) auf offener Straße völlig grundlos zu Boden gestoßen hatte, woraufhin dieser wenig später an den Folgen eines Schädelbruchs starb. Während er für die Körperverletzung mit Todesfolge zwei Jahre Haft erhalten hatte - davon drei Monate unbedingt -, kam der 20-Jährige diesmal für einen Supermarkt-Überfall mit zwei Jahren Haft davon.

Dabei wären bis zu zehn Jahre Haft möglich gewesen, was aufgrund der einschlägigen Vorstrafe des jungen Mannes und des raschen Rückfalls - der Überfall ereignete sich keine sieben Monate nach seiner Entlassung aus der Justizanstalt Josefstadt - eigentlich eine höhere Strafe erwarten hätte lassen. Das Gericht hielt jedoch zwei Jahre für schuld- und tatangemessen und widerrief dem 20-Jährigen auch nicht die offenen, auf Bewährung nachgesehenen 21 Monate aus dem Fall Natschläger.

Richterin: "Vier Jahre wären zu viel"
"Weil ich find', dass insgesamt fast vier Jahre, die Sie dann zu verbüßen hätten, zu viel wären", wie die Vorsitzende Richterin Daniela Zwangsleitner in der Urteilsbegründung sagte. Der Schöffensenat begnügte sich daher damit, in Bezug auf die entsprechenden 21 Monate die Probezeit auf fünf Jahre zu verlängern. Die Staatsanwältin nickte sowohl das Urteil als auch das Absehen vom Widerruf ab, sämtliche Entscheidungen sind daher bereits rechtskräftig.

Tödliche Attacke auf Natschläger 2008
Der heute 20-Jährige war erstmals in die Schlagzeilen geraten, als er in der Nähe des Kutschkermarkts dem ihm zufällig im Weg stehenden VP-Politiker Natschläger einen heftigen Stoß versetzte, um diesen - wie das Gericht im Oktober 2008 in der Verhandlung um den Tod des 64-Jährigen feststellte - "aus dem Weg zu räumen". Natschläger verlor das Gleichgewicht, kam zu Sturz, prallte mit dem Kopf erst gegen eine Mauerkante und schlug dann hart auf der Gehsteigkante auf. Das Gericht verhängte dafür eine Strafe, die es dem Burschen ermöglichte, unmittelbar nach der Verhandlung unter Anrechnung der in der U-Haft abgesessenen Zeit nach Hause zu gehen.

Der Hauptschul-Absolvent bekam sein Leben danach allerdings nicht in den Griff. Er fand zwar einen Job als Kellner, doch innerhalb kürzester Zeit häufte er 40.000 Euro Schulden an. Bei seiner Mutter durfte er schließlich auch nicht mehr wohnen. Hie und da nächtigte er bei seinem Bruder, "aber der hat auch nix gehabt. Ich war dort ohne Strom, Wasser und Essen. Es war schrecklich, ich hab ja gesehen, wie ich abnehm'! Ich hab' 17 Kilo abgenommen ", wie der 20-Jährige später erklärte.

Geprahlt: Überfall "ganz leicht" gewesen
Am 7. Mai 2009, keine sieben Monate nach der Gerichtsverhandlung, entschloss sich der junge Mann daher zu einem Überfall auf eine Billa-Filiale. Er legte an der Kassa einen Eistee aufs Förderband, und als die Angestellte den Preis eintippte und sich die Lade öffnete, stieß er die Frau wuchtig zur Seite und griff zu. Mit 1.150 Euro gelang ihm die Flucht.

Dass er knapp ein halbes Jahr später festgenommen wurde, hatte er sich dann selbst zuzuschreiben: Als er mit zwei Freunden beisammen saß, prahlte er mit dem Überfall, der "ganz leicht" gewesen sei. Einer der Freunde ging allerdings zur Polizei, woraufhin für den redseligen Burschen die Handschellen klickten.

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