Neue Studie

So viel verraten Vorratsdaten über die Handy-Nutzer

Web
29.03.2013 11:10
Die Aufenthaltsinformationen, die von Handy-Netzbetreibern gesammelt und im Zuge der vor rund einem Jahr eingeführten Vorratsdatenspeicherung mittlerweile auch ein halbes Jahr lang gespeichert werden müssen, verraten mehr über die Bewegungsmuster der Handy-Nutzer, als diesen womöglich lieb ist. Zu diesem Ergebnis kommt eine internationale Studie, in der die Aufenthaltsinformationen von 1,5 Millionen Handynutzern analysiert wurden. Den Autoren zufolge reichen vier zeit- und ortsbezogene Informationen aus den Mobilfunkdaten aus, um die dahinterstehenden Personen mit 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit richtig zu identifizieren.

Forscher von vier Universitäten aus den USA, Belgien und Chile sind in einer groß angelegten Studie zum Thema Handy-Aufenthaltsinformationen zu dem Ergebnis gekommen, dass sich die Inhaber von Mobiltelefonen anhand der vom Mobilfunker gesammelten Daten genauer identifizieren lassen als anhand ihrer eigenen Fingerabdrücke. Das berichtet das US-Wissenschaftsmagazin "Nature" auf seiner Website.

Für die Studie wurden die Aufenthaltsinformationen von anderthalb Millionen Handynutzern in einem nicht näher genannten kleinen europäischen Land von einem Mobilfunker anonymisiert gespeichert und den Forschern zur Verfügung gestellt. Die Daten sollen zwischen April 2006 und 2007 erhoben worden sein, und jede Information über einen Handy-Nutzer wurde mit Informationen zu den nächstgelegenen Sendemasten versehen.

Vier Handy-Infos genügen zur Identifizierung des Nutzers
Nach eingehender Analyse der Datensätze sind sich die Forscher nun sicher: Mithilfe der Mobilfunk-Daten lassen sich erschreckend genaue Bewegungsprofile zu einzelnen Handynutzern erstellen, und auch die Zuordnung von Handy-Daten zu einzelnen Personen funktioniert einfacher als zunächst erwartet.

Dem Bericht des Wissenschaftsmagazins zufolge genügen vier zufällig ausgewählte zeit- und ortsbezogene Informationen aus der Mobilkommunikation, um einen Handynutzer mit 95-prozentiger Sicherheit anhand seines Bewegungsmusters zu identifizieren. Selbst mit nur zwei Informationen über den Aufenthaltsort eines Handynutzers in einer bestimmten Funkzelle zu einer bestimmten Zeit sollen sich demnach noch 50 Prozent der Individuen eindeutig identifizieren lassen.

Ortung dank mathematischer Formel problemlos möglich
Die für die Identifizierung der einzelnen Personen notwendigen Daten fallen immer dann an, wenn man in einer bestimmten Funkzelle telefoniert, eine SMS verschickt oder im Web surft. In Anbetracht dessen, dass heutige Smartphones oft Daten im Hintergrund synchronisieren und der Benutzer dies nicht aktiv mitbekommt, dürfte die Datenlage die Ortung eines einzelnen Handy-Nutzers mittlerweile sogar noch einfacher machen als mit den anonymisierten Daten für die Untersuchung aus den Jahren 2006 und 2007.

Mithilfe statistischer und mathematischer Methoden sei es den Forschern im Zuge der Studie gelungen, eine Formel für die menschliche Mobilität zu entwickeln, mit der die Benutzer eines Handys selbst ohne Zusatzinformationen von außen nur anhand ihrer Handynutzung identifiziert werden können. Das gelinge selbst in großen Datensätzen erstaunlich gut, was den Forschern zufolge Anlass zur Sorge bietet. Schließlich sind immer mehr Informationen der Netzbetreiber mehr oder weniger frei verfügbar, in Österreich forderte zuletzt sogar das Bundesheer (siehe Infobox) Zugriff auf die Vorratsdaten.

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