iOS 4 schreibt mit

iPhone und iPad speichern alle User-Bewegungen

Elektronik
22.04.2011 08:29
Die guten Nachrichten hat der US-Computerhersteller Apple am Mittwochabend bei seiner Bilanzkonferenz selbst verkündet: doppelter Gewinn und fast 25 Milliarden Umsatz im abgelaufenen Quartal. Die schlechte Nachricht haben zwei britische Tech-Experten nachgeschoben: Sie haben entdeckt, dass das iPhone- und iPad-Betriebssystem iOS 4 seine Nutzer nicht nur auf Schritt und Tritt überwacht, sondern eine komplette Historie ihrer physischen Bewegungen unverschlüsselt im Gerät speichert.

"Seit der Einführung von iOS 4 speichern die Geräte eine lange Liste von Ort- und Zeitangaben", heißt es in dem Artikel der beiden britischen Informatiker Alasdair Allan und Pete Warden auf der Experten-Website "O'Reilly Radar".

Sie haben auf der im Juni vergangenen Jahres eingeführten Apple-Plattform iOS 4 eine versteckte Datei gefunden, in der regelmäßig und dauerhaft die Standorte des Nutzers gespeichert werden. Die Geräte ermitteln die Standortdaten anhand der Signale von Mobilfunk-Zellen, erläutern Allan und Warden. "Das ist weniger Präzise als mit GPS, aber verbraucht wahrscheinlich weniger Strom." GPS-Ortungsdienste kann können die Nutzer von iPhone oder iPad in den Einstellungen zudem ausschalten.

Ortsdatenspeicherung "eindeutig beabsichtigt"
Die beiden Experten stießen nach eigenen Angaben zufällig auf die Datensammlung, als sie an einem Datenvisualisierungs-Projekt arbeiteten. Daraufhin visualisierten sie kurzerhand die gespeicherten Ortsdaten (Bild). Zunächst sei ihnen selbst unklar gewesen, dass Informationen über einen so langen Zeitraum gespeichert wurden. "Weder Pete noch ich glauben, dass es eine Art Verschwörung gibt, wir sind jedoch beide darüber besorgt, das so detaillierte Ortsinformationen gespeichert werden", schrieb Allan.

Die Gründe dafür seien bislang unklar, aber die Funktion sei von Apple "eindeutig beabsichtigt", schreiben die Briten. Eine Vermutung ist, dass die Datenspeicherung etwas mit einem Apple-Dienst zu tun haben könnte, über den das Unternehmen anbietet, ein verlorenes oder gestohlenes Gerät wiederfinden zu können.

Ungeschützte Datei wird bei Synchronisation verteilt
Was die Sache schlimm macht, ist laut Allan und Warden die Tatsache, dass die Datei mit den Ortsdaten unverschlüsselt und ungeschützt ist und sich auf jedem Gerät wiederfindet, das mit dem iPhone oder iPad synchronisiert wurde, also auch auf einem Computer. Und wer sein Apple-Gerät austausche, nehme zudem mit dem Überspielen der Daten auf das neue Gerät auch die Datei mit den Aufenthaltsorten mit. Zwar sei die Datei versteckt, aber gerate das Gerät "in die falschen Hände", könne der Kenner der Funktion genau sehen, wo der Besitzer sich aufgehalten habe.

Auch Android-Smartphones speichern Position
Auch andere Mobilfunkanbieter verfügten über Daten, die Auskunft über die Aufenthaltsorte der Handynutzer geben, doch für gewöhnlich würden diese Daten nicht auf dem Gerät selbst gespeichert. Wie das "Wall Street Journal" und der Londoner "The Guardian" am Freitag unter Berufung auf zwei Informatikexperten berichteten, melden auch die Android-Smartphones von Google regelmäßig ihre Position. Laut "Guardian" speichern die Geräte allerdings nur eine begrenzte Zahl von Aufenthaltsorten. Im Gegensatz zu Apple würden diese Daten auch nicht an Google gemeldet.

Allan und Warden nahmen nach eigenen Angaben Kontakt zur Abteilung für Produktsicherheit bei Apple auf, erhielten jedoch keine Antwort. Der ehemalige Apple-Mitarbeiter Warden stellte eine Software namens iPhoneTracker ins Netz, mit der jeder iPhone- oder iPad-Besitzer die gespeicherten Ortsdaten auf einer interaktiven Karte darstellen und sich beliebig in die Regionen seiner Aufenthalte hinein- und herauszoomen kann.

Apple verkündete Mega-Gewinnsprung
Apple hatte am Mittwochabend in Kalifornien seine Geschäftszahlen für das abgelaufene Quartal präsentiert. Das Unternehmen verdiente unterm Strich annähernd sechs Milliarden Dollar (4,13 Milliarden Euro). Das ist doppelt so viel wie im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz im Gesamtkonzern ging um 83 Prozent auf 24,7 Milliarden Dollar hoch. Mit diesen Zahlen übertraf Apple die Erwartungen der Analysten bei Weitem. Die Aktie stieg um drei Prozent. Selbst die mit 4,7 Millionen Stück geringer als erwartet ausgefallenen Verkäufe des Tablet-Computers iPad konnten die gute Laune nicht trüben. Apple scheint mit der Produktion schlicht nicht hinterherzukommen. "Wir haben jedes iPad 2 verkauft, das wir herstellen konnten", sagte Tim Cook, der CEO Steve Jobs während dessen Krankenstand vertritt.

Insider rechnen für September mit einer neuen Version des iPhones. In seinem zweiten Geschäftsquartal, das im März endete, brachte Apple 18,7 Millionen unters Volk - ein Plus von 113 Prozent.

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