krone.at-Interview

Gaming am PC: Wohin führt die Hardware-Reise?

Elektronik
19.02.2017 09:00

Virtual Reality, 4K, E-Sport: Die jüngsten Trends am Spielesektor verlangen Hardwareherstellern wie dem PC-Branchenprimus Lenovo einiges ab. Aktuelles Gaming-Gerät braucht nämlich nicht nur hohe Leistung, sondern muss auch besondere Gamer-Bedürfnisse befriedigen. Wir haben bei Johnson Jia, hochrangiger Manager bei Lenovos PC-Sparte, nachgefragt wohin die Reise geht.

Virtual Reality hat zwar schon im alten Jahr Fahrt aufgenommen, soll 2017 aber den Durchbruch schaffen, glauben die Hersteller. Jia: "TECHnalysis Research prognostiziert, dass VR und AR in diesem Jahr Wearables überflügeln werden und sich zu einem Markt mit weltweit vier Milliarden US-Dollar Umsatz entwickeln werden. Unsere eigenen globalen Umfragen unter PC Spielern haben ergeben, dass VR sich 2017 zu einem der größten Gaming-Trends entwickeln wird."

VR soll massentauglicher werden
Allerdings: Momentan wird dieser zukunftsträchtige Markt noch von einigen wenigen Spezialisten - HTC mit seiner Vive, Oculus mit der Rift - dominiert. Die sind in Kombination mit einem entsprechend potenten PC allerdings nicht günstig. Und wo es an der Verbreitung entsprechender Endgeräte fehlt, fehlt es auch an den nötigen Inhalten.

Geht es nach Jia, soll sich das aber bald ändern. "Mit diesem Kunden-Feedback vor Augen investieren wir in eine komplette VR-Lösung, bestehend aus einem Head-Display (HMD), PCs für die notwendige Leistung, um diese VR-Erfahrungen zu ermöglichen, und sogar in VR-Inhalte", sagt der PC-Experte.

Den Prototyp dieses VR-Headsets hat Lenovo erst vor ein paar Wochen auf der Consumer Electronics Show präsentiert - gemeinsam mit passenden Zuspielgeräten wie dem kompakten VR-Rechner Y710 oder dem VR-fähigen Laptop Y720. Bei der Software will Lenovo mit einer Eigenentwicklung namens Entertainment Hub auftrumpfen, die einerseits als Quelle für VR-Inhalte dient, andererseits aber auch vorhandene Games um VR-Features erweitert. Laut Hersteller soll das mit bis zu 2000 populären Games funktionieren.

VR steht erst am Beginn seiner Reise
Freilich ist Content nicht der einzige Hemmschuh für VR. Auch die technologischen Limitierungen der Wiedergabehardware - lästige Kabel, sichtbare Einzelpixel, fehlende Standards - lassen viele Gamer zögern. Das weiß man freilich auch in der Industrie. Johnson Jia: "Aus den Gesprächen mit unseren Nutzern und Kunden wissen wir, dass es heute Herausforderungen für die Nutzung von VR gibt, und dass es Zeit braucht, um sie alle anzugehen und zu lösen."

Hardware, die stark genug für die Berechnung von VR-Inhalten ist, habe man bereits im Angebot, jetzt gelte es aber auch, mit anderen Unternehmen der Branche - allen voran Microsoft - zusammenzuarbeiten, um die Wünsche der Nutzer auch softwareseitig zu erfüllen. Und die entsprechenden Bemühungen laufen schon, immerhin soll Windows 10 schon mit dem kommenden "Creators Update" bessere VR-Unterstützung bekommen, was wohl auch für eine wachsende Auswahl an Endgeräten sorgen wird. Das sieht auch Jia so. Was man bisher gesehen hat, "war erst der Beginn unserer Reise, auf der wir VR verbessern und die Technologie zu mehr Menschen bringen werden."

PC vs. Konsole: Welche VR-Plattform ist besser?
Freilich: Die massenkompatibelste VR-Plattform bietet derzeit nicht der PC, sondern ausgerechnet eine Spielkonsole. Sony hat mit seiner PlayStation VR für die PS4 erst vor ein paar Wochen ordentlich vorgelegt und die Einstiegshürde für VR erheblich gesenkt. Als Bedrohung für den PC als VR-Plattform sieht Jia die Konsole deshalb aber nicht. "PC-Gaming bietet Immersion und Präzision auf so hohen Niveau, dass es schwer zu schlagen ist", sagt er. Außerdem biete der PC als Gaming-Plattform eine ganze Menge anderer Vorteile.

"Viele der Spieler, mit denen wir gesprochen haben und die mit Spielen auf der Konsole aufgewachsen sind, erwarten heute eine größere Vielseitigkeit ihres Spielgeräts. Während Konsolen gut sind um zu spielen oder Inhalte zu streamen, können PCs das alles ebenfalls, zusätzlich ermöglichen sie dem Nutzer noch eigene Inhalte zu erstellen", so der Manager. Ein starker High-End-PC vom Schlage des hauseigenen Lenovo Y910 sei viel besser für Gamer geeignet - auch, weil sie darauf leichter eigene Inhalte wie Mods erstellen oder ihre Gaming-Heldentaten auf Video bannen können. Angenehmer Nebeneffekt für Lenovo: PC-Gamer sind weit hardwareaffiner als "Konsoleros" und durch häufige PC-Upgrades eine besonders beliebte Kundschaft.

Spezielle Marke für spezielle Kundschaft
Freilich: Gamer sind auch kein einfaches Klientel, haben oft besondere Bedürfnisse. Das kann die Optik eines PCs (Stichwort: bunte LEDs) betreffen, die Aktualität der Komponenten oder auch die Tonqualität. PCs von der Stange sind für Gamer deswegen oft uninteressant. Lenovo reagiert darauf ebenso wie viele Mitbewerber mit einer eigenen Gaming-Marke. Beim chinesischen PC-Marktführer heißt sie "Legion".

Jia begründet: "Wir sind der Überzeugung, dass unsere wachsende Community es verdient, eine eigene Unter-Marke speziell für Gaming-Geräte zu bekommen." Dass man dabei nicht einfach ein neues Logo auf vorhandene Hardware klebt, zeige man mit den Laptops Y720 und Y520. Der Y720 wartet etwa mit einem 4K-Display, Geforce-GTX-1060-Grafik und als erster Windows-PC überhaupt mit Dolby-Atmos-Raumklang auf und bietet einen eingebauten Empfänger für bis zu vier Xbox-Gamepads. Features, die das Produkt intensiver Marktforschung sind. Jia: "Wir nehmen das wertvolle Feedback der Spieler und bekommen daraus Erkenntnisse, die unsere künftigen Produkte prägen."

E-Sport gewinnt zunehmend an Bedeutung
Der Dialog mit der Gaming-Gemeinde sei überhaupt extrem wichtig für die Industrie. Eine beliebte Bühne dafür: E-Sport-Turniere, bei denen die besten Spieler der Welt heute gefeiert werden wie Popstars. Auf die Frage, ob Lenovo - ähnlich wie Intel mit seinen Supreme Masters - plant, sich als Turniersponsor zu engagieren, verrät Jia: "Wir suchen auch jenseits von e-Sportsveranstaltungen für professionelle Spieler nach Möglichkeiten, Turniere für Mainstream-Spieler zu veranstalten. Dabei handelt es sich um Leute, die in ihrem Job etwas ganz anderes machen und gerne in ihrer Freizeit spielen. Zum Beispiel haben wir Anfang des Jahres ein League of Champions Turnier für Amateur-Spieler in Bangkok organisiert - Wettbewerb und Spaß auf Lenovo Gaming-PCs. In der Zukunft wollen wir mehr solche Gelegenheiten anbieten, um uns in der Gaming-Community zu engagieren."

E-Sport-Profis seien freilich trotzdem äußerst wertvoll. Laut Jia seien sie oft talentierte Produktentwickler: "Wir haben bereits begonnen mit professionellen E-Sport-Spielern zusammenzuarbeiten und ihre Rückmeldung für unsere Produktentwicklung zu nutzen. Zum Beispiel haben wir die beiden europäischen E-Sports-Spieler Groggen und Dexter in unsere Firmenzentrale eingeladen, um unsere neuen Produkte zu testen und ihr Feedback mit uns zu teilen."

Mobilität wird immer wichtiger
Abseits von VR und 4K ortet Lenovo einen weiteren wichtigen Trend im Gaming-Sektor bei mobilen Geräten. Jia: "Mobilität hat die Situation grundlegend verändert und dazu geführt, dass ultraschnelle Prozessor-Power nun auch jenseits von stationären Gaming PC-Towern zu finden ist. Zum Beispiel haben wir im vergangenen Jahr den VR-Ready IdeaCentre Y710 Cube im tragbaren Würfel-Format auf den Markt gebracht und dieses Jahr auf der CES haben wir mit dem Lenovo Legion Y720 Laptop und dem Lenovo Legion Y520 Laptop zwei Geräte für das Spielen unterwegs vorgestellt. All diese Gaming-PCs sind mit den neuesten Intel Prozessoren und NVIDIA Grafiken für eine hohe Leistung ausgestattet und haben zusätzlich den Vorteil der Mobilität auf ihrer Seite - für Spielspaß vom Wohnzimmer bis ins Schlafzimmer und darüber hinaus."

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