MacWorld 2008

Apple stellt das flachste Notebook der Welt vor

Elektronik
17.01.2008 10:38
Viel wurde spekuliert, die Gerüchteküche brodelte, bis Apple-Chef Steve Jobs am Dienstagabend (MEZ) in San Francisco bei seiner traditionellen Keynote-Ansprache auf der Apple-Hausmesse "MacWorld" die Bomben nacheinander platzen ließ: Mit dem "MacBook Air" stellte er das flachste Notebook der Welt vor, mit "iTunes Movie Rentals" und einer Neuauflage der Streambox "Apple TV" steigt Apple jetzt - vorerst nur in den USA, in Europa erst im Laufe des Jahres - ins Videoverleihgeschäft ein. Das erhoffte UMTS-iPhone kam jedoch nicht, die Aktie des Unternehmens rasselte darauf um vier Prozent nach unten. krone.at berichtet live vom Europa-Co-Event in London und liefert alle Details und erste Testeindrücke zu den neuen Apple-Produkten.

"Wenn du vor zwei Jahren einen Mac gekauft hast, musstest du dich vor deinen Freunden rechtfertigen, was zum Teufel zu da tust", sagte der Wirtschaftsanalyst Gene Munster im Vorfeld der Apple-Hausmesse "MacWorld". Heute ist das anders, der Hype um das Unternehmen aus dem kalifornischen Cupertino nimmt kein Ende. Selbst dann nicht, wenn manche Erwartungen nicht erfüllt werden.

Aber auch wenn das 3G-Apple-Handy ausblieb, mit dem neuen MacBook Air lieferte Apple immerhin eine kleine Sensation. Besitzer des MacBook Air müssen wohl in Zukunft darauf achten, dass ihnen ihr Laptop nicht durch einen Windstoß davongeblasen wird, so dünn ist das neueste MacBook. Der Laptop ist an seiner dünnsten Stelle (der Unterkante) gerade einmal 4 Millimeter dick. Die Höhe an der Oberkante beträgt etwa 19 Millimeter. Damit unterbietet Apple die bisher kleinsten Geräte von Marken wie Sony oder Lenovo, die an ihren schlanken Stellen so dick sind, wie das MacBook Air an seinen "Problemzonen".

1.699 Euro für das flachste Notebook der Welt
Steve Jobs, der während seiner Ansprache etwas nervös wirkte, Megabyte mit Gigabyte vertauschte und Nokias Marktanteil in den USA kurzerhand von 3,1 Prozent auf 1,3 Prozent kürzte, gab den Preis für das MacBook Air mit 1.799 Dollar an. In Österreich wird es auf der Apple-Website für 1.699 Euro angepriesen - der übliche Kurs, mit dem Apple Dollars in Euros umrechnet... Für das ultra-flache MacBook mit 13-Zoll-Display musste Chip-Hersteller Intel eigens seine Core-2-Duo-Prozessoren samt Chipsatz verkleinern. Das "MacBook Air" wird Anfang Februar standardmäßig mit 80-GB-Festplatte, 2-GB-Arbeitsspeicher aber ohne ein optisches Laufwerk ausgeliefert. Optional sind statt der Festplatte eine 64-GB-SSD-Disk sowie ein externes Superdrive-Laufwerk für 89 Euro erhältlich. Der Aufpreis für das Flash-MacBook-Air ist allerdings mehr als saftig: 2.868,- Euro kostet der flache Apple-Laptop mit dem Next-Generation-Speicher!

Jobs versprach beim MacBook Air (der Claim seiner Keynote lautete "There's something in the Air") eine im Paket inbegriffene Software, die den Zugriff auf optische Laufwerke anderer Computer via Netzwerk bzw. WLAN erlaubt. Man kann mit dem MacBook Air also auch das DVD-Laufwerk des Kollegen-Macs oder das seines Stand-PCs nutzen - die auf den Namen "Remote Disc" getaufte Software funktioniert auch mit Windows-Rechnern.

Das Display des luftigen Apple-Laptops hat stromsparende LED-Hintergrundbeleuchtung, was laut Jobs - auch auf der MacWorld vor 3.000 bei jedem "Isn't that cool?" frenetisch applaudierenden Anhängern war er wie immer mit Rollkragenpullover, Turnschuhen und Jeans gekleidet - eine Akkulaufzeit von fünf Stunden verspricht. Das Touchpad des MacBook Air ist auch mit Technologie aus dem iPhone ausgerüstet und macht das Drehen und Zoomen von Objekten per Fingerbewegung möglich. Das Gehäuse besteht komplett aus Aluminium, die Prozessoren sind mit 1,6 GHz und 1,8 GHz verfügbar. An Anschlüssen stehen nur Mini-DVI und USB-Port zur Verfügung. Bluetooth und Draft-n-WLAN sind mit an Bord. Das MacBook Air ist also klar als Zweitlaptop für Mac- oder PC-Besitzer mit Heim-WLAN definiert, was den Kundenkreis etwas kleiner macht - die zweite Erklärung für den zarten Kursrückgang der Apple-Aktie, die seit dem iPhone stets auf neue Rekordhochs zusteuerte.

Kinofilm-Verleih in iTunes
Den Impact, den die iPhone-Ankündigung 2007 erreicht hatte, hat "iTunes Movie Rentals" am Dienstag nicht ganz geschafft. Als Steve Jobs jedoch verkündete, dass er von Paramount über Universal bis Warner Bros., Fox und Sony alle großen Hollywood-Studios mit an Bord hat, ging ein gewaltiges Raunen durch die Menge. Damit sticht Apple die komplette US-Konkurrenz von Amazon bis Netflicks aus und auch die Videotheken werden sich in den USA warm anziehen müssen. Der iTunes-Online/Filmverleih startet ab sofort in den Staaten, laut Jobs soll es noch heuer auch in Europa losgehen.

3,99 Dollar sind pro Film als "Miete" zu berappen. Die Streifen sind binnen dreißig Tagen zu aktivieren und können dann in 24 Stunden so oft man will auf Mac, iPod oder Apple-TV (der Stream bzw. Download auf Zeit lässt sich per WLAN an sämtliche Apple-Geräte verteilen) angesehen werden. Ältere Filme aus dem iTunes-Archiv sind für 2,99 Dollar zu haben. Die HD-Versionen (vermutlich 1080i im H.264-Codec) kosten jeweils einen Dollar mehr. Ansonsten, so betonte Jobs, liefere man DVD-Qualität.

AppleTV, bei dem der Apple-Boss eingestand, das Thema bei der ersten Auflage total verfehlt zu haben ("The people just want movies, movies, movies - not what we gave them") spendierte man indes ein Generalupdate. Die Filme müssen nun nicht mehr am Mac gekauft und erst überspielt werden - ab sofort kann man (wiederum zuerst nur in den USA) direkt mit AppleTV auf den iTunes-Store zugreifen und aus dem Internet auch YouTube-Videos und Fotos von Flickr oder der Macintosh-Plattform .mac laden. Das Update ist für bereits gekaufte Apple TVs gratis erhältlich

Updates für iPhone und iPod touch - aber kein UMTS-iPhone
Das erhoffte UMTS-iPhone kündigte Jobs nicht an, auch keine Speichererweiterungen für das Apple-Handy oder seinen iPod-Verwandten gab es. Wahrscheinlich aus diesen Gründen verzeichnete der Kurs der Apple-Aktie am Dienstagabend einen vierprozentigen Einbruch. Wohl aber hat der Mac-Software-Guru ein Gratis-Update für das Apple-Handy geboten - mit Standortpeilung-Plugin für Google Maps und einer Reihe neuer Features, die aber nur die Menüführung betreffen. Die Standortpeilung erfolgt in den USA interessanterweise durch Tausende WLAN-Hotspots, die ein Partnerunternehmen von Apple zu einem Raster zusammenlegte. Durch WLAN-Pings und GSM-Ortsbestimmung wird der Standort des iPhones näherungsweise ausgemacht und kann so in den Maps eingetragen werden. Damit wird das iPhone auch zum Navigationsgerät, zumindest zur Strassenkarte mit virtuellem Wegweiser. Inwieweit das auch in Resteuropa funktioniert (in England klappte es am Dienstagabend), ist noch nicht ganz geklärt.

Der iPod touch bekommt in einem für bisherige iPod-touch-Besitzer allerdings kostenpflichtigen Update (17,99 Euro) als neue Applikationen Mail, Maps, Stocks (Aktien) und ein Wetterbericht-Widget spendiert. Insgesamt sind die vorgestellten Updates damit eher mager ausgefallen. Einen Gutpunkt erhält Apple: Die Preise für die beiden iPod touch Modelle wurden um 20 bzw. 30 Euro gesenkt. Die 8-GB-Variante kostet nun 279,- Euro, das 16-GB-Modell kommt auf 369,- Euro. Jobs gab auf der MacWorld übrigens bekannt, dass Apple bereits vier Millionen Stück seines Handys verkauft hat. Auch der vier-millardste iTunes-Song sei in den letzten Tagen verkauft worden, berichtete er.

"Time Capsule" als Antwort auf den Homeserver
Als Antwort auf Microsofts Homeserver-Produkte hat Jobs des weiteren auf der MacWorld noch "Time Capsule", ein automatisches, drahtloses Backupsystem inklusive integriertem Aiport-Extreme-Router als Erweiterung für die Backup-Software "Time Machine" in OS X Leopard vorgestellt. Automatische Datensicherung sei damit so einfach, wie noch nie zuvor, überschlug sich Jobs. Allerdings hat er dabei wohl vergessen, dass bereits der ganz normale Airport-Extreme-Router einen USB-Anschluss, die Anbindung einer externen Festplatte und damit auch die Datensicherung per WLAN ermöglicht. Time Capsule ist somit nur ein 2-in-1-Produkt, dessen Komponenten man einzeln eventuell etwas günstiger bekommen würde. Nichtsdestotrotz: Der "Festplatten-Router", der auch als ganz normale Harddisk für Mac und PC benutzt werden kann, ist mit 500 GB bzw. einem Terabyte Speicher erhältlich. Als Startpreis nannte Jobs 299 Dollar. In Österreich muss man dafür 299 bzw. 499 Euro bezahlen. Das Umrechnen des Dollarkurses könnte Apple noch ein bisschen üben...

Christoph Andert, London

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