Ladendieb erschossen

St. Louis: Video widerlegt Polizeiversion

Ausland
21.08.2014 07:12
Die Polizei im US-Bundesstaat Missouri kommt wegen ihres Waffeneinsatzes nicht aus der Kritik: Nachdem die Erschießung eines unbewaffneten schwarzen Teenagers seit Tagen für Proteste und Randale in der Kleinstadt Ferguson sorgt, könnte nun die Tötung eines 25-jährigen Ladendiebes in der nur wenige Kilometer entfernten Metropole St. Louis weiter Öl ins Feuer gießen. Ein von der Polizei veröffentlichtes Video widerlegt nämlich bisherige Aussagen der Verantwortlichen.

Die Polizisten waren am Dienstag von einem Ladenbesitzer informiert worden, dass ein Dieb Donuts und Getränke gestohlen habe. Wenig später meldete sich eine Frau beim Notruf, um mitzuteilen, dass ein Mann - der mutmaßliche Ladendieb - unweit vom Shop auf der Straße auf und ab gehe und ein Messer in seiner Jackentasche habe.

25-Jähriger wurde von zwölf Kugeln getroffen
Zwei Beamte trafen kurz darauf am gemeldeten Ort ein und versuchten, den Mann zu stellen. Laut bisheriger Polizeiversion habe sich der 25-Jährige sofort sehr aggressiv verhalten, immer wieder "Erschießt mich!" gerufen und sei mit einem erhobenen Messer auf die Beamten losgegangen. Daraufhin hätten sich diese dazu entschlossen, das Feuer zu eröffnen. Kajieme Powell starb noch am Tatort - von zwölf Kugeln getroffen.

Ein nun von der Polizei selbst veröffentlichtes Video (siehe oben), das von einem Augenzeugen zur Verfügung gestellt wurde, stellt diese Version aber zumindest in Teilen infrage. Darin ist Powell zu sehen, der sich auf die Polizisten zubewegt und dabei immer wieder schreit, man möge ihn doch erschießen. In seiner rechten Hand hält er einen Gegenstand, hat diesen aber nicht - wie in den bisherigen Erklärungen der Beamten - über den Kopf erhoben. Kurz vor den tödlichen Schüssen bewegt sich der 25-Jährige sogar noch etwas von den Polizisten weg.

Polizeichef: "Taser nicht zu 100 Prozent sicher"
Kritiker werfen der Polizei nun vor, dass ein Schusswaffeneinsatz in dieser Situation nicht unbedingt notwendig gewesen sei, sondern etwa ein Taser durchaus eine Option gewesen wäre, um den Mann ruhigzustellen. Polizeichef Sam Dotson verteidigte allerdings seine Beamten gegenüber dem TV-Sender CNN: "Natürlich ist ein Taser eine Option, die in Betracht zu ziehen ist, aber Taser sind nicht zu 100 Prozent sicher. In dieser Situation ging ein Mann mit einem Messer auf die Beamten zu, hörte nicht auf Befehle und forderte die Männer immer wieder dazu auf, ihn zu töten. Ein Taser wäre hier nicht hundertprozentig sicher. Wenn der Taser nicht trifft, dann geht der Täter weiter auf die Beamten los und könnte sie im schlimmsten Fall sogar verletzen."

US-Justizminister traf Familie von totem Teenager
Indes hat sich am Mittwoch US-Justizminister Eric Holder mit der Familie des in Ferguson getöteten schwarzen Teenagers Michael Brown getroffen. Holder versprach den Eltern eine "faire und unabhängige Untersuchung" der tödlichen Polizeischüsse auf ihren Sohn.

Ähnlich hatte sich der Minister bereits in Gesprächen mit Studenten und aufgebrachten Bewohnern des Vorortes von St. Louis geäußert. Er habe die "erfahrensten Ermittler und Staatsanwälte" damit beauftragt, den Tod des 18-Jährigen zu untersuchen, versicherte er. Holder kam außerdem mit Missouris Gouverneur Jay Nixon, den beiden Senatoren aus dem Bundesstaat und zwei Abgeordneten aus der Region zusammen.

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