Mit neuem Atom

Lese-Tablet mit Windows: Lenovo Miix 2 8 im Test

Elektronik
09.03.2014 09:00
Nach der Veröffentlichung des Intel-Stromsparchips Atom Z3740 schießen immer mehr kompakte Windows-Tablets im Acht-Zoll-Formfaktor aus dem Boden. Mit dem IdeaTab Miix 2 8 versucht nun auch der PC-Weltmarktführer Lenovo, Marktanteile in diesem Segment zu erobern. Mit vollwertigem Windows 8.1 im kompakten Gewand soll das Mini-Tablet sowohl beim Surfen auf der heimischen Couch als auch beim Arbeiten eine gute Figur machen. Ob das Konzept aufgeht, klärt unser Test.

Die Hardwareausstattung des Miix 2 8 entspricht dem, was man auch in anderen Windows-Tablets dieser Größenordnung wie Toshibas Encore (siehe Infobox) vorfindet. Als CPU kommt ein 1,33 Gigahertz schneller Atom-Z3740-Vierkerner von Intel zum Einsatz, der Arbeitsspeicher ist zwei Gigabyte groß. Im Test reichte das für Allerweltsaufgaben wie das Internetsurfen, E-Mails, Musik, Office und Videos problemlos. Und auch anspruchslose Tablet-Games laufen auf dem Stromspar-Chip ohne Probleme.

Genug Power für den Alltag, aber Stabilitätsprobleme
Im Vergleich zur alten Atom-Generation sorgt der "Bay Trail"-Chip für eine spürbar flüssigere Bedienung. Ruckler waren im Test keine zu beobachten, und auch die App-Öffnungszeiten hinterließen einen soliden Eindruck. Für anspruchsvolle Windows-Games und Bild- sowie Videobearbeitung reicht die Leistung des Miix 2 8 allerdings nicht. Weil sich der Formfaktor aber ohnedies nicht für diese Tätigkeiten eignet, sei dem Mini-Tablet dieser Schwachpunkt verziehen.

Während des Tests beobachteten wir trotz generell vernünftiger Arbeitsgeschwindigkeit mehrere Abstürze, die sich in einem Einfrieren des Bildschirminhalts und der anschließenden Notwendigkeit eines erzwungenen Neustarts äußerten. Das dürfte daran liegen, dass unser Testgerät schon durch viele Hände gegangen ist und bereits leicht lädiert im krone.at-Testlabor ankam. Dass es bei vorangegangenen Tests Blessuren im Inneren davongetragen hat, ist nicht auszuschließen.

Zweckmäßiges Lese-Display ohne Full-HD
Einen zweckmäßigen Eindruck hinterließ im Test das Display in Lenovos Mini-Tablet. Zwar ist es für den Innengebrauch ausreichend hell und überzeugt auch durch eine gute Blickwinkelstabilität sowie intensive Farben, mit einer Auflösung von 1.280 mal 800 Bildpunkten gehört es jedoch nicht zu den schärfsten Surfbrettern am Markt. Angesichts des günstigen Preises – Lenovos Mini-Tablet mit Windows 8.1 kostet rund 250 Euro – kann man über dieses Manko aber durchaus hinwegsehen, finden wir.

Zumal sich das Tablet dank seines Formfaktors ausgezeichnet als Surfgerät für die Couch eignet. Weil es im Vergleich zu Siebenzöllern eine Spur breiter ist, finden die meisten Websites auch in der Desktop-Version problemlos auf dem im Hochformat gehaltenen Tablet Platz. Auch bei der Lektüre von PDF-Dokumenten profitiert das Gerät von seinem breiten Display.

Speicher erweiterbar, Kameras ausreichend
Der intern verfügbare Speicher im Miix 2 8 ist 32 Gigabyte groß und wird zu einem erheblichen Teil von Windows 8.1 in Beschlag genommen, ab Werk bleiben nur rund zehn Gigabyte für die Daten des Nutzers. Wer größere Datenmengen auf seinem Tablet mitführen möchte, ist deshalb auf microSD-Speicherkarten angewiesen, die im Miix 2 8 bis zu 64 Gigabyte Kapazität haben dürfen. So erweitert, reicht der Speicherplatz dann auch für Musik und den einen oder anderen Film.

Das Lenovo-Tablet bringt zwei Kameras mit: Eine Zwei-Megapixel-Webcam an der Front, die im Test eine für Videotelefonate ausreichende Bildqualität lieferte, im Zwielicht jedoch schnell an ihre Grenzen stößt. Und eine Fünf-Megapixel-Kamera an der Rückseite, die bei guten Lichtverhältnissen zweckmäßige Bilder liefert, jedoch bei Weitem nicht an gute Smartphone-Kameras oder gar "echte" Digicams heranreicht. Bei schlechtem Licht kommt es mit der Hauptkamera zudem schnell zu Rauschen und schwammigen Texturen.

Was die vorhandenen Anschlüsse angeht, gibt sich Lenovos kleines Windows-Tablet spartanisch. Nur ein microUSB-Port ziert das dünne Gehäuse, zudem gibt's einen Kopfhöreranschluss. Wer Peripherie – externe Festplatten, Mäuse und dergleichen – anschließen möchte, muss auf einen Adapter zurückgreifen und damit leben, dass er das Zubehör nicht nutzen kann, wenn das Gerät auflädt. Bei der Funkausstattung liegt das Miix 2 8 auf der Höhe der Zeit: WLAN ist nach N-Standard an Bord, Bluetooth in der Stromspar-Variante 4.0. Der Kurzstreckenfunk NFC fehlt jedoch.

Licht und Schatten bei der Verarbeitungsqualität
Einen zwiespältigen Eindruck hinterlässt die Verarbeitungsqualität des Miix 2 8. Positiv ist hervorzuheben, dass es mit nur 350 Gramm Gewicht und einer Dicke von gerade einmal 8,3 Millimetern ausgesprochen leicht und handlich ist, entsprechend gut liegt es beim Lesen in der Hand. Zum guten Gesamteindruck trägt auch bei, dass Lenovo bei der Rückseite auf geriffeltes Plastik setzt, das sich im Test als angenehm griffig erwies.

Einen nicht ganz optimalen Eindruck hinterlässt hingegen die Verarbeitungsqualität des Mini-Tablets. Nicht nur, dass das Gehäuse im Test bei leichtem Druck spürbar nachgab, auch fanden wir gerade an den Übergängen zwischen Front und Rückseite teils etwas größere Spalten vor.

Die seitlich angebrachten Tasten zum Entsperren und für die Lautstärkeregelung boten darüber hinaus einen eher schwergängigen, ja schon fast schwammigen Druckpunkt. Die Klappe, hinter der sich der microSD-Slot verbirgt, machte ebenfalls nicht den solidesten Eindruck. An dieser Stelle sei nochmals erwähnt: Unser Testgerät war schon in einigen Redaktionen zu Besuch, sollte also deutlich abgegriffener sein als ein Neugerät.

Brauchbarer Akku, stromfressendes Standby
Mit einer Akkuleistung von nicht ganz sieben Stunden Mischbetrieb mit WLAN-Surfen, Lesen, YouTube und Musik gehört das Miix 2 8 nicht zu den ausdauerndsten Tablets, in der Praxis sollte es damit aber einen durchschnittlichen Tag Betrieb überstehen. Im Test fiel uns auf, dass das Gerät seinen Akku im Standby-Betrieb relativ schnell leert, was möglicherweise ebenso wie die Mängel bei Stabilität und Verarbeitung dem nicht mehr optimalen Zustand des Testgeräts geschuldet war.

An der Software – auf dem Mini-Tablet läuft Windows 8.1 – gibt's mit Ausnahme des im Vergleich zu Android und iOS nicht gerade prall gefüllten App-Marktplatzes wenig zu bemängeln. Mit dem aktuellen Internet Explorer steht ein tauglicher Touch-Browser bereit, und auch die restlichen Windows-Bordmittel erledigen ihre Aufgabe meist reibungslos. Grundsätzlich läuft auf dem Mini-Tablet nebst ModernUI-Apps auch normale Windows-Software, von deren Gebrauch wir wegen der mühseligen Bedienung allerdings abraten.

Zu klein zum Arbeiten, zu wenige Apps zum Spaß
Weil das Display mit acht Zoll Diagonale nämlich so kompakt geraten ist, stößt man bei der Bedienung des Tablets schnell an seine Grenzen. Touch-Apps für die ModernUI-Oberfläche sind zwar vernünftig nutzbar, doch schon das vorinstallierte Office Home & Student trieb uns im Probelauf zur Weißglut. Ohne Bluetooth-Peripherie (Maus und Tastatur) war es selbst im Touch-optimierten Modus kaum bedienbar. Andere Windows-Programme verhalten sich da nicht anders.

So kommt es, dass das Lenovo IdeaTab Miix 2 8 vor allem als Surfgerät für den Heimgebrauch einen soliden Eindruck hinterlässt. Ernsthaft arbeiten kann man damit hingegen nicht. Zwar macht das Gerät in Kombination mit Bluetooth-Eingabegeräten dank vollwertigem Microsoft Office eine bessere Figur als Arbeitsgerät als viele Konkurrenzprodukte mit Android oder iOS, wer sein Tablet aber ernsthaft für Beruf, Uni oder Schule verwenden möchte, sollte sich eher im Zehn-Zoll-Bereich nach einem geeigneten Gerät umschauen.

Fazit: Mit einem günstigen Preis von 250 Euro bietet sich Lenovos Miix 2 8 trotz einiger Schwächen als Lese-Tablet für zu Hause an, auf dem zur Not auch normale Windows-Software läuft. Wirklich sinnvoll nutzbar ist die ohne Bluetooth-Eingabegeräte auf dem Mini-Tablet allerdings nicht, weshalb man primär auf das leider immer noch recht dünne App-Angebot im Windows Store angewiesen ist. Und geht man nach der App-Auswahl, haben Android-Tablets der gleichen Preisklasse die Nase vorn. Vor allem das aktuelle Nexus 7 von Asus ist bei gleichem Preis mit deutlich besserem Full-HD-Display und größerer App-Auswahl eine interessante Alternative für all jene, die auf Windows verzichten können.

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