Slapstick-Spaß

Kraken-Game “Octodad: Dadliest Catch” im Test

Spiele
12.05.2014 15:47
All jene, die sich immer schon die Frage gestellt haben, wie es sich wohl als Undercover-Tintenfisch unter Menschen lebt, haben jetzt auf PC und PS4 Gelegenheit, es selbst auszuprobieren. Mit "Octodad: Dadliest Catch" steht ein abgedrehter Tintenfischsimulator bereit, in dem ein Anzug tragender Wirbelloser gegen seinen größten Feind antritt: die Schwerkraft. Wie sich das spielt, erfahren Sie in unserem Test.

Die Handlung von "Octodad: Dadliest Catch" ist gleichermaßen abgedreht, wie schnell erzählt. Der Spieler schlüpft - wie schon im gratis verfügbaren Vorgänger - in die Haut eines Tintenfischs, der unter Menschen lebt. Mit allem, was dazu gehört. Der Protagonist hat eine Frau inklusive Kindern, trägt gerne Anzug und Krawatte – und versucht mit allen Mitteln, den menschlichen Alltag als Wirbelloser zu meistern. Das Witzige daran: Vermeintlich lapidare Tätigkeiten wie das Einkaufen, Rasenmähen oder Ankleiden sind ohne Knochen ein steter Kampf gegen die Mächte der Schwerkraft und die Unberechenbarkeit der eigenen Gliedmaßen.

Der größte Feind ist die Schwerkraft
So kommt es, dass das neue Abenteuer mit Octodad nicht mit dem Kampf gegen das Böse für Unterhaltung sorgt, sondern durch den Kampf gegen die Eigenheiten des Protagonisten selbst. Wer glaubt, ein Spiel, in dem die Heldentaten darin bestehen, sich anzukleiden, den Rasen zu mähen oder den Kindern Gefallen zu tun, sei unspektakulär, der irrt. Im Test entpuppte sich das schräge Abenteuer des Undercover-Kraken als erstaunlich witzig.

Das liegt zum einen am Leveldesign, zum anderen an der Steuerung. Die Levels, durch die sich Octodad bei der Erfüllung der Pflichten eines Ehemanns und Vaters wurstelt, strotzen nämlich nur so vor Hindernissen, die der tollpatschige Kraken auf seinem Weg nach der Reihe umwirft. Ständig streift irgendwo ein Arm an, immer wieder fädelt ein Fuß irgendwo ein, woraufhin der achtbeinige Protagonist gurgelnd dem Boden entgegentaumelt – nur, um sich gleich im Anschluss wieder zu befreien und seinem Tintenfisch-Tagwerk ebenso tollpatschig wie zuvor weiter nachzugehen.

Steuerung macht Alltag zur Herausforderung
Die größte Herausforderung ist dabei die bewusst verkomplizierte Steuerung des Wirbellosen. In der getesteten PS4-Version werden Arme und Beine einzeln mit den Analogsticks und den Schultertasten bewegt, wodurch die einfachsten Aufgaben zu einer witzigen Prüfung der motorischen Fähigkeiten des Spielers werden. Selbst das Laufen erfordert vollste Konzentration, vermeintlich einfache Handgriffe werden zur Millimeterarbeit.

Besonders fies: Hie und da trifft Octodad auf Menschen, die seine Verkleidung durchschauen. Jagt ihn dann ein Koch, der Calamari Fritti kredenzen will durch die Levels, wird es gleich noch schwerer, den Tintenfisch zielsicher zu steuern. Scheitert man, ist's halb so schlimm: Der gurgelnd durch die Welten torkelnde Oktopus im Anzug entschädigt bei gescheiterten Handgriffen mit witzigen Geräuschen und publikumswirksamen Stürzen, bei denen allerlei Dekoration zu Bruch geht.

Kurzes Vergnügen, altbackene Optik
Dieses gleichermaßen gewaltfreie wie unverbrauchte Spielprinzip entschädigt in Kombination mit den Lachkrämpfen, derer man angesichts des Protagonisten immer wieder erliegt, bis zu einem gewissen Grad auch für die Schwächen des Spiels. Mit einer Spielzeit von nur gut drei Stunden bietet "Octodad: Dadliest Catch" nämlich gerade mal Unterhaltung für einen einzelnen witzigen Abend. Immerhin: Dafür kostet das Game auch nur 14 Euro.

Dazu kommt, dass "Octodad: Dadliest Catch" optisch keine Bäume ausreißt. Zwar sind die Levels mit viel Liebe zum Detail designt, gerade auf der PS4 wäre aber in puncto Effekte und Beleuchtung sicherlich mehr drin gewesen. Über die eher niedrig aufgelösten Texturen täuscht das Spiel glücklicherweise durch seinen witzigen Comic-Look weg. Pluspunkt: Die Animationen – insbesondere die tollpatschige Torkelei von Octodad – sind gut gelungen und wirken physikalisch korrekt.

Toller Gurgel-Sound und Party-Multiplayer
Nichts auszusetzen haben wir am Sound von "Octodad: Dadliest Catch". Der Soundtrack treibt unaufdringlich durch die Levels, die Umgebungsgeräusche mit zu Bruch gehenden Möbelstücken und splitterndem Glas sind ebenfalls gut getroffen. Die Sprachausgabe der Figuren ist gut gelungen, das Highlight waren im Test aber zweifellos die Geräusche von Octodad selbst. Der spricht nicht, sondern gurgelt – und tut dies meist dann in unterhaltsamster Weise, wenn ihm wieder mal ein Missgeschick passiert.

Wer nach dem ersten Durchspielen mehr Oktopus-Action sucht, kann "Octodad: Dadliest Catch" übrigens auch im Mehrspielermodus spielen. Dabei übernehmen mehrere Spieler unabhängig voneinander die Kontrolle über einzelne Gliedmaßen des Protagonisten. Das macht selbigen gleich noch ein ganzes Eck patscherter, als er ohnehin schon ist – und den Mehrspielermodus zu einem äußerst unterhaltsamen Partyspiel, das viel Kommunikation zwischen den Spielern erfordert.

Fazit: "Octodad: Dadliest Catch" ist ein erfreulich unkonventionelles Spiel, das den Spieler nicht mit brachialer Action und Explosionen am laufenden Band, sondern mit einem gezielten Frontalangriff auf die Lachmuskeln fesselt. Das Game mag kurz und technisch nicht am allerhöchsten Niveau sein, trotzdem hatten wir selten so viel Spaß dabei, einfach nur durch Levels zu torkeln, Allerweltsaufgaben zu erfüllen und dabei reichlich Chaos anzurichten. Das Abenteuer des gurgelnden Tollpatschs mit den acht Armen sei hiermit jedem ans Herz gelegt, der ein Faible für unverbrauchte Spielkonzepte hat.

Plattform: PC, PS4 (getestet), Mac, Linux
Publisher: Young Horses
krone.at-Wertung: 8/10

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