Steuerschlupfloch

GB: Facebook zahlte 2014 nur 4300 Pfund Steuern

Web
13.10.2015 09:14
Gerade einmal 4300 Pfund, umgerechnet rund 5800 Euro, hat Facebook 2014 in Großbritannien an Unternehmenssteuern gezahlt, wie britische Medien am Montag unter Berufung auf offengelegte Unternehmensdaten berichteten. Weltweit machte das soziale Netzwerk im gleichen Jahr 2,9 Milliarden Dollar (2,5 Milliarden Euro) an Gewinn. Kein Einzelfall, wie eine aktuelle Studie zeigt.

Möglich ist die niedrige Steuerlast für Facebook durch großzügige Steuerschlupflöcher, kritisierten Aktivisten. So zahlte das Netzwerk seinen 362 britischen Mitarbeitern zwar Boni von 35 Millionen Pfund aus, wies in seiner britischen Bilanz jedoch Verluste aus, berichtete die Zeitung "Daily Mail".

Die Profite aus Großbritannien leite der Konzern dann über seinen EU-Hauptsitz in Irland an eine andere Entität auf den Cayman Inseln weiter, wo kaum Steuern anfallen. Facebook findet daran nichts verwerflich: Die Steuerpraxis des Unternehmens sei komplett legal, betonte eine Sprecherin auf Anfrage des Senders BBC.

Gängige Unternehmenspraxis
Tatsächlich befindet sich Facebook in bester Gesellschaft: Einer aktuellen Studie der Nichtregierungsorganisationen Center for Tax Justice und US Public Interest Research Group Education Fund bunkerten die 500 größten Konzerne zuletzt 2,1 Billionen Dollar (1,8 Billionen Euro) außerhalb der eigenen Landesgrenzen.

Das ist ungefähr so viel wie das Bruttoinlandsprodukt der drittgrößten Euro-Volkswirtschaft Italien im Jahr 2014 - eine Nation mit 60 Millionen Einwohnern arbeitete also ein Jahr lang, um diesen Betrag zu erwirtschaften.

Apple auch beim Geldhorten im Ausland führend
Alleine Apple sitzt der Studie zufolge außerhalb der Vereinigten Staaten auf 181,1 Milliarden Dollar. Damit ist der iPhone-Riese die unangefochtene Nummer eins, was das Geldhorten der US-Konzerne im Ausland angeht. Apple müsste für diese Summe in den USA 59,2 Milliarden Dollar an Steuern zahlen, heißt es in der Analyse. Auch Microsoft und der Siemens-Rivale GE halten dreistellige Milliardenbeträge im Ausland.

"Am Ende zahlt die Öffentlichkeit"
Den Nichtregierungsorganisationen ist das ein Dorn im Auge: "Wenn Unternehmen ihre Steuern umgehen, zahlt am Ende die Öffentlichkeit", sagt Michelle Surka vom US Public Interest Research Group Education Fund. Die Konzerne zahlten im Ausland im Schnitt sechs Prozent Unternehmenssteuern, in den USA wären es 35 Prozent. Deshalb entgingen dem Fiskus 620 Milliarden Dollar. 72 Prozent der im US-Aktienindex Fortune 500 notierten Konzerne betrieben zudem Tochtergesellschaften in Steueroasen wie Bermuda oder den Caymans.

"Die multinationalen US-Konzerne nutzen die Vorzüge unserer Straßen, sie profitieren von unserem Ausbildungssystem und Binnenmarkt, und erfreuen sich an der Sicherheit, die wir haben - aber letztlich geht das auf Kosten unserer Steuerzahler", so Surka.

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