Wolf mit Schafsherz

VW CrossGolf: Nur ja nicht ernst nehmen!

(Bild: VW)

Cross-Golf ist eigentlich eine Lifestyle-Sportart. Trashig gekleidete Menschen treiben mit Golfschlägern Golfbälle kreuz (=cross) und quer durch die Gegend. Also so was wie Golf, nur nehmen sie die Sportart nicht ernst. Genau so ist der VW CrossGolf: ein VW Golf Plus, der nicht ernst genommen werden will.

Martialisch kommt er daher, mit fettem Unterfahrschutz, Kunststoffbeplankung rund herum und 17-Zoll-Rädern (225/45), und ein bisserl gestelzt, weil zwei Zentimeter höher. Doch dort, wo es drauf ankommt, hat der Wolf ein Schafsherz, der CrossGolf ist ausschließlich mit Frontantrieb erhältlich, Allrad gibt’s nicht. Bleibt also das höhergesetzte leicht verhärtete Schlechtwegefahrwerk als Feldwegeplus. Auf dem Foto steht das Auto bewusst nicht am Strand, sondern vorm Strand, weil es sich sonst einfach festfahren würde. Vielleicht schmunzelt der Surfer deshalb so.

Da ist Platz in der Hütte
Früher hat der ausgewilderte Golf „Country“ geheißen, Allradantrieb gehabt, aber eine völlig unsinnige Konstruktion. Er war 18 Zentimeter höher als der eigentliche Golf 2, hatte aber kaum mehr Bodenfreiheit und vor allem innen extrem wenig Platz. Hier kann der CrossGolf punkten, er kommt mit dem ganzen Platz und der Flexibilität des Golf Plus Sportline samt Klapptischen an den Sitzlehnen, serienmäßigen vorderen Sportsitzen und Schubladen darunter. Die Rücksitzbank lässt sich geteilt umklappen und längs verschieben. Wenn ihr Mittelteil separat nach unten geklappt wird, entsteht eine Tischfläche. Je nach Position der Bank beträgt das Kofferraumvolumen hinter der großen Heckklappe zwischen 395 und 505 Liter. Bei geklappten Lehnen stehen sogar bis zu 1.450 Liter zur Verfügung.

Irgendwie wirkt der CrossGolf kleiner, als er ist. Von weitem erinnert er mich eher an einen Polo als an den gar nicht schmächtigen Golf Plus. Das dürfte an der nach oben gestreckten Optik bei gleich gebliebener Breite liegen. Vielleicht liegt es aber auch an dem verspielten Zierwerk, das nicht ernst genommen werden will. In Wahrheit ist der Wagen aber eher größer als die Basis. Gegenüber dem „klassischen“ Golf sitzen die Passagiere vorn um 9,5 Zentimeter, hinten um 10,5 Zentimeter höher. Wegen der höheren Sitzposition gehen auch Ein- und Aussteigen komfortabler als im Golf. So taugt das Auto mit dem jungen Design also auch sehr gut für Senioren, die ihren Enkeln imponieren – oder ihnen öfter mal das Auto überlassen wollen. Die Kopffreiheit reicht auch für Hutfahrer.

Tapferer Antrieb
Mit den 105 Diesel-PS und 250 Nm bei 1.900 U/min. ist man nicht gerade sportlich, aber nicht unflott unterwegs. 1,4 Tonnen wollen bewegt werden, dazu wäre es hilfreich, wenn die ersten beiden Gänge etwas kürzer übersetzt wären. So reicht es für 12,1 Sekunden für den Standardsprint und ein Höchsttempo von 176 km/h. Ohne Cross-Paket läuft der Plus übrigens 7 km/h schneller und braucht zwei Stricherl weniger auf 100.

Fazit
Bei aller Spielerei und Unernsthaftigkeit: Der CrossGolf ist ein VW mit allen Qualitäten, die man erwartet: unkompliziert zu bedienen, solide und im besten Sinne unauffällig. 26.541 Euro kostet der Einstieg mit dem kleinen Diesel, alternativ gibt es einen größeren Diesel sowie einen Benziner mit jeweils 140 PS. An Bord sind natürlich die üblichen elektronischen Fahrhilfen, aber auch elektrisch verstellbare beheizte Außenspiegel, 2-Zonen-Climatronic mit gekühltem Handschuhfach, Bordcomputer, Lederlenkrad usw. Nicht zu vergessen ein Gurtwarner, der nicht sofort hektisch piepst, sondern sich erst meldet, wenn man bereits angefahren ist. Es sind oft die Kleinigkeiten, die den Umgang mit einem Auto angenehm machen. Auch wenn es nicht ernst genommen werden will.

Stephan Schätzl