Auto-Test

Der BMW 325xi kann hellsehen!

(Bild: BMW)

„Ich bin froh, dass du keinen BMW fährst!“ Die erste Reaktion meiner Lebensgefährtin auf den 325xi, den ich als Testwagen mit nach Hause bringe, spricht Bände. Der Dreier hat noch immer ein bisschen ein Prolo-Image. Dabei hat er vor allem zwei Eigenschaften: Auffällig unauffällig – und auffallend perfekt.

Einen Dreier-BMW erwartet man grundsätzlich auf der Überholspur, mit aufgeblendeten Scheinwerfern und – sagen wir – nicht ganz eingehaltenem Sicherheitsabstand. Daher die Reaktion meiner Gefährtin. Aber der 325xi ist einfach ein Auto, dass so ziemlich alles richtig macht (das „so ziemlich“ bezieht sich auf die Heckansicht, aber Schönheit liegt ja bekanntlich im Auge des Betrachters). Es sieht sportlich edel aus, ist ebenso eingerichtet, bietet (zumindest vorne) gut Platz, gibt mit acht Airbags ein sicheres Gefühl und glänzt mit seinem xDrive-Allradantrieb (der aus der Fernsehwerbung mit dem Holzkasperl).

Starker Vorwärtsdrang
Schon auf den ersten Metern wird deutlich: Es fällt hier nicht ganz leicht, den Gasfuß im Zaum zu halten. Das Gefühl, wenn die 218 PS bzw. die 250 Nm aus allen Drehzahllagen satt anziehen, ist ausgesprochen angenehm. Im sechsten Gang kann man im Stadtverkehr sogar ohne weiteres mit 40 km/h mitschwimmen. Der Klang des Motors klingt nach BMW und schmeichelt dezent den Ohren. Reizt man die Power der Zweieinhalb-Liter-Maschine aus, lassen sich die 1,6 Tonnen in 7,5 Sekunden auf 100 wuchten, deutsche Autobahnen erlauben 242 km/h. Bis in höchste Temporegionen bleibt es angenehm ruhig im Innenraum. Ebenso im Nervenkostüm des Fahrers, denn der BMW liegt perfekt. Die Lichthupe habe ich übrigens nicht gebraucht, das Überholgesicht spricht im Rückspiegel der anderen offenbar Bände.

Bis hierher könnte ich wohl auch von einem heckgetriebenen 325i sprechen. Doch ich bin ja mit der Allradversion unterwegs. Die setzt einem guten Mittelklasse-BMW noch die Krone auf. Auf rutschigem Untergrund sowieso. Dass hier der Antrieb aus dem X3 und X5 gut funktioniert, brauche ich nicht zu betonen. Doch die Kurvenstabilität auf trockener Straße ist phänomenal. Neutral nämlich. In Millisekunden wird die Antriebskraft stufenlos dorthin verteilt, wo sie benötigt wird; der Fahrer merkt davon nichts, außer dem feinen Fahrverhalten. Kein Übersteuern, kein Untersteuern. Im Extremfall sind Vorder- und Hinterachse völlig entkoppelt oder starr verbunden. Bei normaler Geradeausfahrt ist die Verteilung vorne/hinten 40/60 Prozent.

Dieser Dreier ist hellsichtig!
Der Kasperl-Antrieb ist auch mit dem DSC (so heißt das ESP bei BMW) vernetzt und macht das Auto dadurch fast hellsichtig. Aus den Daten von Gierratensensor (Drehbewegung um die Hochachse), Lenkwinkelsensor (Lenkradeinschlag) und Radsensoren, der Querbeschleunigung sowie den Motordaten erkennt xDrive frühzeitig, in welchen Zustand das Auto zu geraten droht. Dadurch kann es nun voraus schauend die Antriebskraft proaktiv zwischen Vorder- und Hinterachse verteilen.

Wie ein Brett liegt der Dreier. Nur die Lenkung könnte ein bisschen direkter sein. Vielleicht sollte man sich die Aktiv-Lenkung als Extra gönnen.

Nicht ohne Sonderausstattung
Den 325xi ohne Sonderausstattung zu kaufen, wäre am falschen Platz gespart. Der Testwagen hat das Österreich-Paket und das Paket Dynamic II sowie das M-Sportlenkrad und ein großartiges Navigationssystem.

Drunter würde ich es nicht machen. Die Sportsitze geben großartigen Seitenhalt, die Sitzfläche ist in der Länge einstellbar, das ziemlich dicke Lederlenkrad liegt fantastisch in der Hand. Die Durchlademöglichkeit ist unverzichtbar. Und überhaupt.

Damit kommt man dann allerdings auf einen Kaufpreis von über 50.000 Euro. So viel muss einem der Spaß dann wert sein.

Stephan Schätzl