Patient berichtet:

“Ich konnte wegen Handverletzung nicht mehr gehen”

Gesund
02.12.2017 06:00

Ja, Sie haben richtig gelesen. Bei einem tragischen Unfall vor 13 Jahren hat Adolf Hauer beide Beine verloren und ging seither mithilfe von Prothesen und Krücken. Im Juni diesen Jahres hat er sich aber den Daumen verrenkt, zur Ruhigstellung bekam er einen Gips verpasst. Dank Reha-Maßnahmen konnte er den Rollstuhl aber bald wieder in die Ecke stellen.

Den 21. April 2004 wird der Mühlviertler Adolf Hauer nie mehr vergessen: Damals fuhr er als Aushilfe für einen fehlenden Kollegen bei der Müllabfuhr mit. "Als der Lenker wendete, ist es passiert - ich bin unter dem Müllauto gelegen", erzählt der heute 75-Jährige. Sechs Wochen Tiefschlaf waren die Folge. "Als ich erwachte und gesehen habe, dass beide Beine fehlen, musste ich eine Woche lang fast durchgehend weinen." Dann aber fasste er neuen Lebensmut, ein halbes Jahr später konnte er den Rollstuhl wieder in die Ecke stellen und mithilfe von Prothesen und Krücken gehen. So weit, so gut.

Im Juni diesen Jahres erlitt der Betroffene dann aufgrund von hohen Temperaturen einen Schwächeanfall und kippte von einer Sitzbank. "Der Daumen war verrenkt, zur Ruhigstellung bekam er für rund drei Wochen einen Gips", berichtet OA Dr. Wolfgang Tenschert, Leiter der Akutgeriatrie am LKH Rohrbach (OÖ). Das würde die meisten anderen Menschen zwar in ihrem Alltag einschränken, Herrn Hauer hat es aber aufgrund seines damaligen Unfalls besonders hart getroffen: "Wegen des verletzten Daumens konnte ich nicht mehr gehen", lacht der Vater von vier erwachsenen Kindern, sieben Enkeln und einem Urenkel dennoch über diese lustig klingende Aussage. "Der Grund ist, dass ich ja meine Krücken nicht mehr verwenden konnte und wieder auf den Rollstuhl angewiesen war." Sein Ziel lautete daher erneut auf die Beine zu kommen. "Während die Hand eingegipst war, hat der Patient Muskelmasse und auch Beweglichkeit abgebaut", erklärt Dr. Tenschert.

Ab 13. Juli befand er sich daher drei Wochen am Department für Akutgeriatrie und Remobilisation des KH Rohrbach. "Jeden Tag trainierte ich dort, um meinen Alltag wieder so weit wie möglich selbstständig erledigen und auf Krücken gehen zu können." Damit das gelingen konnte, waren Physio- und Ergotherapeuten genauso "am Werk" wie Ärzte und Pflegefachkräfte. Und alle sind sich einig: Adolf Hauer galt als höchst motiviert und immer gut gelaunt bei der Sache. "Um die Daumenbeweglichkeit und die Kraft zu verbessern, haben wir ihn etwa Zeitungspapier zerreißen lassen", berichtet Physiotherapeutin Katharina Past. Einen Schwamm drücken, Wäsche mithilfe von Kluppen aufhängen oder Bälle aufpumpen waren weitere Übungen. Beweglichkeitstraining, wie Stufen steigen, kräftigte die Beinmuskeln.

Der Patient übte auch auf verschiedenen, künstlich angelegten Böden (Wald, Wiese etc.) zu gehen. "Ich habe mit ihm zum Beispiel geprobt, seine Prothesen anzulegen oder selbstständig Gewand anzuziehen", erklärt Ergotherapeutin Lina Etzelsdorfer. Für zuhause hat Herr Hauer außerdem ein Programm mitbekommen, um dort weiter trainieren zu können. "Meine Therapeutinnen waren sehr hübsch, das hat mich sicher zusätzlich motiviert", ergänzt der tapfere Mann mit einem Augenzwinkern. Natürlich gaben ihm auch seine Frau Anna - "so ein Glück, dass sie meine Gattin ist" - und seine Familie bei Besuchen Kraft. "Außerdem habe ich gemerkt, dass ich mit meiner Geschichte anderen Patienten, darunter Frischamputierten, Mut machen konnte. Etwas Schlimmeres als der Unfall im Jahr 2004 kann einem ja ohnehin kaum mehr passieren", so der Oberösterreicher, der weiterhin positiv in die Zukunft blickt. Bei der Entlassung verließ er auf Krücken sowie in Vorfreude auf seine Familie und sein Zuhause die Klinik.

Mag. Monika Kotasek-Rissel, Kronen Zeitung

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