Teure Geliebte

Liebesblinder Buchhalter veruntreut 1,2 Millionen

Österreich
08.01.2008 15:27
Der Buchhalter einer anerkannten internationalen Menschenrechtsorganisation hat jahrelang insgesamt 1,2 Millionen Euro abgezweigt, um damit seiner Geliebten teure Geschenke zu machen, wie etwa eine Brustvergrößerung oder eine Nasenoperation. Am Dienstag wurde der 43-Jährige am Wiener Straflandesgericht verurteilt. Die Dachorganisation der International Helsinki Federation for Human Rights (IHF) mit Sitz in Wien musste aufgrund des veruntreuten Geldes im vergangenen Dezember Konkurs anmelden.

Der Mann war vor Gericht geständig. Trotzdem wurde er wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs und Untreue zu drei Jahren Haft, davon ein Jahr unbedingt verurteilt. Seine 31-jährige Liebhaberin fasste wegen Hehlerei zwei Jahre Haft aus, wovon ihr 16 Monate auf Bewährung nachgesehen wurden. Obwohl die Frau beteuerte, nichts von der unredlichen Herkunft des Geldes gewusst zu haben, ging das Gericht davon aus, dass sie seit vier Jahren in die Machenschaften ihres Liebhabers eingeweiht war und trotzdem Geschenke und Bargeld im Wert von mindestens 300.000 Euro von ihm angenommen hat.

"War ihr hörig"
Der verheiratete Buchhalter hatte die zwölf Jahre jüngere Kellnerin in einer Pizzeria kennen gelernt und sich Hals über Kopf in sie verliebt. "Ich war ihr praktisch hörig", offenbarte der 43-jährige Familienvater vor Gericht. Zu diesem Zeitpunkt hatte er sich schon geraume Zeit am Vermögen der Menschenrechtsorganisation IHF vergriffen, bei der er seit dem Jahr 2000 angestellt war. Bald danach hatte er begonnen, mit gefälschten Vollmachten der Büroleiterin Gelder zu beheben, die er als Ausgaben für Menschenrechtsprojekte verbuchte, in Wahrheit aber in die eigene Tasche steckte.

Mehr als sechs Jahre lang gestohlen und betrogen
Als die IHF ihre Bankverbindung wechselte, nützte er die ihm zugestandene Zeichnungsberechtigung sowie den großzügigen Überziehungsrahmen schamlos für eigene Zwecke aus. Weiters bereicherte er sich regelmäßig mit der Firmen-Bankomatkarte.

Sechs Jahre lang blieb sein Treiben unentdeckt. "Irgendwann bin ich aus dem Radl nimmer rauskommen. Wenn man so ein Trottel ist wie ich, geht das leicht", gab er nun zu Protokoll. "Wenn man so einen Verein bei der Hand hat, geht's auch leicht", bemerkte daraufhin die Richterin.

Liebhaberin lebte in Saus und Braus
Es dürfte im Wesentlichen die Liebhaberin des Familienvaters gewesen sein, die von dem veruntreuten Vermögen profitierte. Die spielsüchtige Frau, die bis zu 5.000 Euro wöchentlich beim Pokern verzockt haben soll, bat ihren Liebhaber immer wieder um finanzielle Unterstützung, die er ihr nicht abschlagen konnte. Einmal verlangte sie 30.000 Euro, weil sie angeblich einen Friseursalon aufmachen wollte, der aber nie eröffnet wurde.

"Ich hab' mich von ihr reiten lassen", beteuerte der Buchhalter. Seine Geliebte habe ihm versprochen, sie werde alles zurückzahlen, zumal sie eine größere Erbschaft erwarte: "Das hab' ich natürlich geglaubt." Mit den Schönheitsoperationen wäre er allerdings nicht einverstanden gewesen, versicherte er. Dafür wäre er nicht zu zahlen bereit gewesen, doch habe er davon erst im Nachhinein erfahren: "Sie hat mich vor blanke Tatsachen gestellt."

Die 31-jährige Frau schwor, sie habe keine Ahnung gehabt, dass das Geld Ergebnis umfangreicher Betrügereien war. Dass sie ihr Ex-Liebhaber belastete, bezeichnete sie als "Komplott". Das Gericht schenkte ihr keinen Glauben. "Das sind reine Schutzbehauptungen", hieß es in der Urteilsbegründung.

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